Regiment der Verlorenen
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BEWERTUNG |
16.01.2021 von Michael RotheKriegsfilme und -dramen abseits der Blockbuster waren für mich schon oft ein Lichtblick. Kriegsgeschehen und -schauplätze, von denen man eher selten etwas mitbekommen hat, werden beleuchtet, denn man muss sich ja nicht immer nur über die bekanntesten und medienwirksamsten Schlachten informieren oder von ihnen durch die passenden Heldenepen berieseln lassen. Das führt uns u. a. nach Todeskommando am gelben Fluß zu diesem hier…
Inhalt
Lieutenant Grayson (Van Johnson) wird im II. Weltkrieg zum 442. Regiment der US-Streitkräfte versetzt. Als Texaner und durchaus damit verbundenen Vorurteilen gegenüber anderen Bevölkerungsgruppen sieht er sich plötzlich damit konfrontiert, amerikanische Japaner zu befehligen. Diese sollen die deutschen Linien in Europa angreifen und in dem Glauben demoralisieren, dass die Japaner kapituliert und sich mit den USA verbündet hätten. Da sich Grayson anfangs aber ziemlich rassistisch und vom oben herab gegenüber dem „Fußvolk“ aufführt, will dessen Gunst erst einmal wiedergewonnen werden, bevor man daran denken kann, einen Krieg zu gewinnen…
Der Titel des Films ist leider etwas irreführend. Sooooo verloren ist dieses Regiment leider gar nicht. Vielmehr gehörten sie laut dem Film ja zu den Siegern und wurden sogar extra geehrt. Die Prämisse des Films ist jedoch sehr interessant, wenn auch evtl. aus heutiger Sicht leider nicht genug daraus gemacht wurde. Man muss sich allerdings auch in die Zeit der 50er Jahre versetzen, um die Umsetzung dieses brisanten Themas umfassender zu beurteilen. Es waren die 50er, Rock’n’Roll war angesagt, der zweite Weltkrieg gewonnen, der Koreakrieg gerade im Gange und dann kommt da plötzlich ein Film daher, der die „Japsen“ (Zitat aus dem Film, gemeint sind damit die amerikanischen Bürger japanischer Abstammung) und damit potentiell auch andere Asiaten, mit denen man sich vor kurzem noch im Krieg befand und wieder befindet, in ein Licht rückte, das man zu dieser Zeit so evtl. noch nicht gewohnt war. Das war zu dieser Zeit schon eine derbe und erst mal zu verdauende Botschaft. Daher ist dies hier auch extrem zahm verpackt. Vom anfänglichen Abgestoßensein seiner neuen Untergebenen löst er sich nur recht zögerlich, Immer wieder betont er, dass man denen nicht trauen könnte, auch wenn ihn einer der höheren Offiziere dafür zur Sau macht. So langsam wie Grayson tastet sich zwangsweise auch der Zuschauer an die Thematik und damit die Erkenntnis heran, dass speziell diese „Japsen“ Amerikaner sind und für dieses Land kämpfen. Inhalt vorweg nehmen möchte ich jedoch nicht weiter, aber es war leider nötig, um die vielleicht nicht wirklich revolutionäre, aber doch zu dieser Zeit kontroverse Idee hinter dem Film zu erklären.
Aus heutiger Sicht wurde vor ca. 70 Jahren mit dieser Thematik viel zu vorsichtig umgegangen, weshalb die Botschaft meiner Meinung nach bei vielen untergehen und damit verpuffen wird. Das ist sehr schade, aber nur wer sich da etwas hineindenkt und sich eben nicht nur berieseln lässt, wird das evtl. ähnlich sehen. Um die brisante Thematik gefühlt noch etwas mehr aufzuweichen oder herunterzuspielen, werden durchaus amüsante Passagen zwischen den amerikanischen Japanern und Grayson eingeflochten. Das kann man einerseits als unterhaltungswert zu schätzen wissen. Mich hat es eher gestört, weil das Augenmerk vom eigentlichen Thema abschweifte - schade.
Die Umsetzung dieser Thematik ist für mich rundum leider eher nur Mittelmaß. Schauspielerisch sticht hier nichts wirklich positiv heraus. Die Spannung und Dramatik halten sich leider auch eher in bescheidenen Grenzen. Ein Stück weit ist mir der Film in Bezug auf den Heldenzug sogar noch zu positiv. Es wird zwar gezeigt, dass viele in diesem Krieg sterben und verletzt wurden, aber es fühlt sich leider etwas an wie das Nummer ziehen bei der Zulassungsstelle. Jetzt ist DER dran und ach… jetzt wird’s auch wieder Zeit, dass einer der Helden das zeitliche segnet. Sowie man auf Deutsche trifft, wird auch das zum Siegeszug. Man beschießt sich kurz und plötzlich kapitulieren die Deutschen etwas zu schnell.
Details zur DVD
Den Film gibt’s nur als Original mit Untertiteln. Das empfinde ich nicht generell als Hindernis, etwas Filmerlebnis bleibt dabei dennoch auf der Strecke, weil man sich doch mehr auf die Texte konzentriert, als man eigentlich möchte. Die Sprachausgabe ist zwar meist sehr deutlich und auch die Akzente der Darsteller sind eher verschwindend gering, aber bei den Japanern doch sehr authentisch. Das erschwerte es manchmal zusätzlich etwas. Die deutschen Soldaten sprechen sehr deutliches Deutsch. Von der Bildqualität her ist der Film wirklich toll aufgearbeitet worden. Die Umsetzung ist s/w ist dem Thema absolut zuträglich. Die Schärfe kann sich für das Alter von 70 Jahren absolut sehen lassen. Der Kontrast ist ok, hätte aus meiner Sicht aber etwas derber und damit auch wesentlich düsterer sein können, was dem Film auch gutgetan hätte. Cover & Bilder © Polar Film Das Fazit von: Michael Rothe
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