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Gladbeck
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BEWERTUNG |
02.04.2018 von Mario von CzapiewskiDie Kleinstadt Gladbeck erlangte Ende der achtziger Jahre durch ein schweres Verbrechen und einem skandalösen Umgang mit diesem zu zweifelhaften Ruhm. Polyband veröffentlicht nun die aktuellste Verfilmung dieser Geschehnisse, welche als TV-Zweiteiler angelegt wurde, auf DVD und Blu-ray...
Inhalt
Es ist August im Jahre 1988. Zwei Verbrecher überfallen eine Bank in Gladbeck und nehmen Geiseln. In der darauffolgenden zweitägigen Flucht greifen vor allem Journalisten sensationslustig ins Geschehen ein und sorgen dafür, dass sich Journalisten und Polizeivertreter im Nachgang großer Kritik zum Vorgehen in dieser brenzligen Situation stellen müssen.
Kaum eine andere Kleinstadt in Deutschland wird so sehr mit einem einzigen Verbrechen in Verbindung gebracht wie Gladbeck. Diesen Umstand befeuert auch der zweiteilige TV-Film, der nur zu einem Teil tatsächlich in der titelgebenden Stadt spielt, sehr prominent. Gladbeck versteht sich als „Unterhaltungsfilm“ mit dokumentarischen Momenten. Akribisch wird der Verlauf des Verbrechens nacherzählt und mit Hintergründen versehen. So sieht man immer wieder Reaktionen der Polizei und Entscheider auf die jeweiligen Aktionen der Verbrecher, sowie vorwiegend im zweiten Teil die Lebensumstände der Todesopfer des Verbrechens. Auch der fragwürdige Umgang der Presse mit dem mehrtägigen, öffentlichen Verbrechen bekommt ausreichenden Raum.
Schon zu Beginn macht der Film klar, dass es sich um eine „eigenständige Bewertung der historischen Abläufe“ handelt - und diese Information ist durchaus wertvoll. Die Rollenverteilung im Film ist sehr klar und die Schuldfrage bezüglich des Umgangs mit Tätern, Opfern und der Polizeieinsätze wird eindeutig geklärt. Schauspielerisch bietet Gladbeck teilweise hervorragende Leistungen und überzeugt mit vielen glaubhaften Charakteren. Vor allem die, ab der Mitte der Geschehnisse, dreiköpfige Verbrecherbande wird passend und gelungen verkörpert.
Qualitativ ist vor allem jedoch der erste Teil dem Zweiten unterlegen. Hier sind inszenatorische Unsicherheiten auszumachen, die vereinzelt in völlig willkürlich verteilten Wackelaufnahmen resultieren. Um die relevantesten Ereignisse des Verbrechens in den zweiten Teil verschieben zu können, leiden die ersten neunzig Minuten ebenfalls an einigen Längen, die zu vernachlässigen gewesen wären. Teil 2 hingegen verdichtet die Geschehnisse so stark, dass er zeitwiese wie ein anderer, besserer Film wirkt und den Zuschauer kaum Zeit zum Durchatmen lässt. Hier spielt der Film dann nicht nur seine talentierten Schauspieler besonders gut aus, sondern überzeugt ebenfalls mit plötzlicher inszenatorischer Sicherheit.
So liegt mit Gladbeck am Ende ein gelungener und spannender TV-Film vor, der es versteht mit konventionellen Mitteln und einer überdurchschnittlichen Besetzung das Geiseldrama von Gladbeck mit all seinen absurden Ausprägungen weitgehend glaubhaft und nachvollziehbar in einen „Unterhaltungsfilm“ zu verpacken.
Details der Blu-ray
Die Blu-ray beinhaltet beide Filmteile à neunzig Minuten in sehr guter Qualität mit dem originalen deutschen Ton. Im Bonusmaterial finden sich ein ca. zwanzigminütiges Making-of, das gute Einblicke in die Produktion und den Dreh gibt, sowie einige Werbetrailer. Das Fazit von: Mario von Czapiewski
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