Goldfieber in Alaska
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BEWERTUNG |
04.07.2020 von Michael RotheIn meiner Kindheit habe ich jedes Buch von Jack London mehrfach regelrecht verschlungen. Da bietet es sich natürlich an, auch die Verfilmungen in Augenschein zu nehmen und zu be- und gegebenenfalls zu verurteilen. William A. Wellman Verfilmung von 1935 rutschte mir bisher aber leider durch und so freut es mich umso mehr, hier etwas dazu schreiben zu können...
Inhalt
Der Goldschürfer Jack Thornton (Clark Gable) wird von Shorty Hoolihan (Jack Oakie) dazu überredet, Claire (Loretta Young) und John Blake (Frank Conroy) zu folgen, die die Karte zu einem Areal besitzen, bei dem sich das Goldschürfen lohnt. Unterwegs retten sie dann Claire vor einem Angriff von Wölfen. Ihr Mann scheint in die Wildnis verschwunden und tot zu sein. Fortan reist man also zu dritt und Jack und Shorty hoffen, mithilfe von Claire zum großen goldenen Glück zu gelangen...
Als absoluter Liebhaber von Jack Londons Büchern hat man sich wie leider so oft nur lose an der literarischen Vorlage orientiert. Hier wurde Der Ruf der Wildnis/Wolfsblut "verfilmt". Beim Buch handelt es sich jedoch um eine recht einfache Geschichte um eine Mensch-Tier-Beziehung, die mit viel Einfühlsamkeit und Abenteuer aus dem vorletzten Jahrhundert zu punkten weiß.
Der Film flicht die Buchvorlage eher als Nebenschauplatz ein. Generell verteufle ich so etwas recht rigoros. Hier wurde aus Wolfsblut oder Buck, dem Wolfshund auch kurzerhand ein schwer zu bändigender und halbwilder Bernhardiner gemacht, was mir üblicherweise auch aufstoßen sollte.
Einige Elemente der wirklich mitreißend geschriebenen Geschichte finden jedoch auf wirklich gute Art Verwendung und werden in die etwas andere, aber durchaus gelungen erzählte Geschichte eingeflochten.
Deshalb bin ich letztendlich auch nicht wirklich sauer, was hier aus der tollen Vorlage gemacht wurde, bzw. davon übrigblieb. Geblieben ist nämlich ein durchaus gelungenes und für 1935 ordentlich drastisch gezeigtes Bild des Goldgräberwahns mit Ecken und Kanten. Es gibt nicht nur Schnulze und Liebelei zwischen den zwei Hauptdarstellern im Gewand eines späteren Western, sondern ein Abenteuer, das zeigt, welche Strapazen damals durchaus zu bewältigen waren, um dem Traum "Reich durch Gold" näherzukommen. Eine Szene z. B., in der ein Wolfsrudel die Reste eines Hundegespanns frisst, zeigt keinen geschönten und idealisierten Westen, in dem alles möglich ist, sondern eine knallharte und tödliche, damalige Realität. Eine weitere Szene eines Ertrinkenden ist wirklich verdammt drastisch und gut inszeniert. Hier kommt das s/w gut zur Geltung und allein Unterwasseraufnahmen aus dieser Zeit, die auch noch gelungen sind, sind schon sehr beachtlich. Die irgendwie als Gratwanderung zwischen Schnulze und knallhartem Abenteuer inszenierte Goldsuchermär ist für mich dann auch das Kernstück des Films, mit dem ich sehr zufrieden bin.
Schauspielerisch gibt es hier nichts zu meckern. Alle Charaktere füllen ihre Rollen soweit recht glaubhaft aus. In dieser war es offenbar noch nicht üblich, mit dem triefenden Schnulze wie in den 50ern, sondern mit halbwegs realistischen Situationen zu punkten. Shortys witzige, fast schon klamaukige Art hat bei mir nicht wirklich gezündet. Sein aufgesetzt wirkender Humor ist mir einfach zu fremd, aber eventuell sorgt das ja bei anderen Zuschauern für das eine oder andere Lächeln.
Details zur Blu-ray
Ob eine VÖ auf Blu-Ray hier bezüglich Bild- und Tonqualität Sinn macht, ist für mich immer noch fraglich. Einige wenige Szenen geben eine tolle Schärfe her, die meisten aber hätten es wohl auch auf DVD getan. Die Kontraste empfinde ich als sehr schön herausgearbeitet und so bleibt ein nachhaltig eindrückliches s/w-Erlebnis. Dass das Bildverhältnis von klassischem 4:3 beibehalten wurde, finde ich absolut lobenswert. So wurde der Film damals gedreht und veröffentlicht, wieso sollte man das aufgrund sich geändert habender Technik ändern und wertvolle Bildinformationen verlieren? Ein zurechtschnitt auf 16:9 empfinde ich oft als schadend gegenüber dem Film als Kunstwerk. Der Ton ist wirklich gut, die Dialoge leicht verständlich und die Musik tut auch, was sie soll - sie wirkt. Der tatsächliche Vorteil dieser VÖ ist die 93-minütige Fassung des Films. Bei den Extras ist auch die 81-minütige deutsche Schnittfassung enthalten. Cover & Bilder © Koch Films GmbH Das Fazit von: Michael Rothe
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