Kein Cover vorhanden: upload/articles/cover_xc4RDUy5yeny6k7D4VnJ.jpg

Phase 7

Originaltitel: Fase 7
Genre: Endzeit-Thriller
Regie: Nicolas Goldbart
Hauptdarsteller: Daniel Hendler • Jazmin Stuart
Laufzeit: Ca. 95 Minuten
Label: Koch Media Home Entertainment
FSK 16

Phase 7   01.01.2013 von GloansBunny

Todbringende Viren gehören ebenso zum Filmalltag wie rasante Actionkracher oder herzerweichende Liebesschnulzen. Heute gesellt sich Phase 7 zu den Sofahelden auf die Couch und will zeigen, dass Seuchen auch ohne Zombies funktionieren. Harmlose Rotznase oder bedrohliches Multiorganversagen...?

 

Die Resident Evil- Filmreihe, die US-Serie The Walking Dead, 28 Days Later, und, und, und. Alle haben sie etwas gemeinsam: eine Seuche, die ihre Wirte in teils hirnlose, verfressene Untote verwandelt. Blut, Gedärm und in Einzelteile zerlegte Gliedmaßen senden eine eindeutige Botschaft und üben eine wahnsinnige Faszination auf die Zuschauer aus. Wer wird überleben, wer sterben? Wer verspeist wohl ein paar Szenen später seine eigene Tante? Und wer legt den coolsten Kill aufs glitschige Parkett? Mit Spannung und Vorfreude fiebert man stets den Antworten auf diese Fragen entgegen. Kaum jemand aber zeigt Interesse an der Vorgeschichte der Ereignisse. Kaum jemand- außer Phase 7, ein präinfektiöser Film aus argentinischen Gefilden...


Die Story: ein Zombiefilm ohne Zombies ist wie ein Untoter ohne Zähne - irgendwie merkwürdig...

Coco und seine hochschwangere Freundin Pipi sitzen ahnungslos in ihrer Wohnung, genießen ein gemeinsames Abendessen und reden über sich und ihr Leben. Als plötzlich wildfremde, bewaffnete Männer in Atemschutzmasken und Schutzanzügen ihren Appartmentkomplex abriegeln, ist es aus mit der trauten Zweisamkeit. Ein extrem gefährliches und weltweit grassierendes Virus soll der Grund für die Quarantäne sein. Coco und Pipi halten alles zunächst für einen Scherz. Doch als nach wenigen Tagen Lebensmittel und Vorräte knapp und die Nachbarn immer gefährlicher werden, wird auch Coco misstrauisch. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als sich zu bewaffnen und den Menschen um sich herum zu vertrauen. Doch was ist Realität, was Wahnsinn? Sind die Hausbewohner tatsächlich in Gefahr oder ist die Quarantäne nur Folge von Paranoia und Irrsinn? Kann Coco sich und seine Frau samt ungeborenem Kind beschützen?

 

Die Story beginnt beim Ausbruch einer angeblich tödlichen Seuche und legt viel Wert auf mysteriöses Verhalten und Unwissenheit der Hauptfiguren. Anders als in "herkömmlichen" Seuchenfilmen spielen in Phase 7 keine Zombies, sondern die sich in Quarantäne befindlichen Hausbewohner die Hauptrollen. Wer reagiert wie auf das Fehlen gewisser Rohstoffe oder nicht erfüllte Bedürfnisse? Wie entwickeln sich die einzelnen Charakterzüge, wenn sie von der Umwelt abgeschnitten sind? Auf all diese Fragen versucht Regisseur Nicolas Goldbart Antworten zu geben - allerdings mangelt es an erzählerischer Tiefe und logischen Zusammenhängen. Der rote Faden ist eher hellrosa und viel zu seicht, Spannung kommt erst ab der Hälfte des Filmes auf. Gesellschaftskritische Ansätze und ein Anflug von Selbstironie können aber zumindest ansatzweise für die oberflächliche Story entschädigen.

 

Bildergalerie von Phase 7 (12 Bilder)

Inszenierung, Akustik und Gesamteindruck: Wer hat Angst vorm gelben Mann...?

Das Szenario des unter Quarantäne stehenden Wohnkomplexes samt Tiefgarage und Treppenhaus ist klug gewählt. Mit wenig technischem Aufwand und überschaubaren Spezialeffekten konstruiert Phase 7 eine glaubwürdige, drückende Atmosphäre. Die Schauspieler leisten gute Arbeit und transportieren Emotionen und Handlungen sehr gut - zumindest in der spanischsprachigen Originalfassung. Die deutsche Synchronisation ist sehr durchwachsen und driftet bei der einen oder anderen merkwürdigen Wortwahl unfreiwillig ins Skurrile ab. Der unterschwellige Humor wird durch die Vertonung aber zumindest deutlich sichtbar. Die musikalische Untermalung ist viel zu unauffällig, um aktiv auf das Befinden der Zuschauer einzuwirken.

 

Im visuellen Kontrast zur Akustik stehen Kostüme und Bühnenbilder. Die unheilvollen Schutzanzüge samt Gasmasken sind der Inbegriff von infektiöser Angst, Waffen und irrsinnige Hausbewohner unterstreichen die Gruselatmosphäre wohl dosiert. In REC-Manier gefilmte, kontrastreiche Bilder mit leichten Unschärfen, aber ohne Rauschen vermitteln den Eindruck einer engagierten, durchdachten Kameracrew. Gut platzierte Soundeffekte und eine Mischung aus Comedy und Survivalaction regen zwar zum Lachen, Staunen und Nachdenken an, sind aber insgesamt zu oberflächlich und vorhersehbar, um wirklich Spannung und Mitgefühl aufzubauen.

 

Nicht gut, aber auch nicht schlecht, Phase 7 entspricht einem typischen B-Movie mit untypischer, etwas konfuser Geschichte, die von engagierten Darstellern und manisch-depressiven Sounddesignern plus professionellem Kamerateam in durchaus sehenswerte Bilder verpackt wird.


Das Fazit von: GloansBunny

GloansBunny

Ein Seuchenfilm ohne Zombies, ein  Beziehungsfilm ohne tiefgründige Gespräche, ein Actionfilm ohne große Explosionen... All das vereint Phase 7, eine argentinische Low-Budget-Produktion. Gut strukturierte Sequenzen vor einem vorstellbarem Szenario und motivierte Schauspieler sorgen für Unterhaltung in der oberflächlichen und zum Teil undurchsichtigen Story. Bild- und Tonqualität sind gut, die deutsche Synchronisation allerdings ist es weniger. Naja, was soll man sagen? Ich habe schon bessere, aber auch schon schlechtere B-Movies gesehen.


Die letzten Artikel der Redakteurin:




Kommentare[X]

[X] schließen