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The Mercenary

Originaltitel: The Lazarus Papers
Genre: Action
Regie: Jeremiah Hundley
Hauptdarsteller: Gary Daniels • Krystal Vee • Johnny Lee
Laufzeit: Ca. 90 Minuten
Label: MIG Filmgroup
FSK 16

The Mercenary   19.09.2012 von GloansBunny

Danny Trejo gelang mit dem Actionreißer Machete der große Durchbruch. Jetzt zieren sowohl sein Name als auch sein Konterfei das Cover von The Mercenary. Explosiv wie eine Handgranate oder harmlos wie eine Gummikeule? Die Sofahelden fühlen dem Söldner auf den Zahn …

 

Im realen Leben ist Ex-Knacki Danny Trejo ein netter Kerl, hilfsbereiter Nachbar und liebevoller Familienvater. Im Leben als Schauspieler aber zeigt er sich als tätowierter Bösewicht und Antiheld, dessen vernarbtes Gesicht nicht nur einmal Fahndungsplakate in diversen Filmen verschönerte. Unzählige kleine und große Rollen haben Trejo längst zu einer festen Größe im Actionfilmsegment gemacht. Desperado, From Dusk Till Dawn, Con Air, Predators … Seine Filmografie scheint grenzenlos zu sein. Doch vor allem durch den Blockbuster Machete überzeugte Trejo Regisseure und Drehbuchautoren weltweit. So landete er schließlich auch auf Jeremiah Hundleys Darsteller-Wunschliste für The Mercenary und konnte eine Nebenrolle ergattern. Und damit nimmt das Elend seinen Lauf …

 

Story: seicht, seichter, The Mercenary

Der junge Lonny Smith (Johnny Lee) hat nichts mehr zu verlieren, außer einem Koffer voller Geld und seinem armseligen Leben. Auf der Suche nach der großen Liebe reist er nach Thailand, trifft dort auf die Zwangsprostituierte Nana (Krystal Vee) und beschließt, seine Angebetete zu befreien. Selbstlos und blind vor Liebe bricht das ungleiche Paar auf in Richtung Nanas Dorf, um dort gemeinsam zu leben und das Geld sinnvoll einzusetzen. Doch Gangsterboss Ryker (Gary Daniels) findet diese Pläne alles andere als nett und macht Jagd auf Lonny samt Anhang. Als schließlich auch noch ein suizidaler Schamane (Danny Trejo), eine mysteriöse Schönheit und diverse andere skurrile Gestalten seine Wege kreuzen, gerät Lonnys Trip aus den Bahnen. Eine übernatürliche Hatz um Leben, Tod und Neuanfang beginnt …

 

Was zunächst spannend und unterhaltsam klingt, zieht sich leider hin wie Kaugummi. Genauer gesagt wie uralter, ekliger. schon mehrfach wiedergekäuter Kaugummi. Die Story ist nicht nur langweilig und oberflächlich, sondern verliert durch ihren lächerlich-mystischen Background auch den letzten Funken Ernsthaftigkeit. Ob die parallel zueinander verlaufenden Handlungsstränge vom flüchtenden Liebespaar und dem suizidal-spirituellen Schamanen beabsichtigt waren, ist unklar. Zarte Ansätze von Logik und Zusammenhängen gehen sang- und klanglos im spannungslosen und langatmigen Dialog-Nonsens unter. Hinzu kommt, dass die sonst so knallharten Testosteronbolzen Trejo und Daniels weniger Action auf den Bildschirm zaubern als die Teletubbies. Ein paar kleinere Schusswechsel und eine Schlägerei sind zu wenig, um The Mercenary als richtigen Actionfilm betiteln zu dürfen.

 

Darsteller und Inszenierung: Gib mir 'ne Machete, bitte!

Oscar-Anwärter waren Trejo, Daniels und Co. noch nie und werden es vermutlich auch so schnell nicht sein. Zumindest nicht mit The Mercenary in der Filmografie. Denn das, was die Darsteller aus ihren Rollen machen, ist unterstes B- wenn nicht sogar C-Movie-Niveau. Hölzern, emotionslos und unprofessionell agieren die Figuren. Emotionen und Handlungen wirken einfach nur aufgesetzt und stellenweise extrem lächerlich. Nicht einmal die an einer Hand abzählbaren Actionszenen sind glaubwürdig dargestellt. Dass Trejo und Daniels ihr Handwerk schon einmal besser beherrscht haben, beweisen Filme wie The Expendables und Machete. Die unterirdische, emotionslose Darstellung der Mercenary-Charaktere aber lässt am ehesten auf eine anhaltende Hungersnot oder eine pandemische, Hirnsubstanz fressende Krankheit am Filmset schließen, denn keiner der Schauspieler kann auch nur ansatzweise überzeugen – mit Ausnahme der Statisten vielleicht, die vor billig anmutenden Kulissen samt Second-Hand-Kostümen und Spielzeugrequisiten mit stoischer Abwesenheit und leeren Blicken die inhaltliche Leere des Streifens perfekt untermalen.

 

Lediglich die viel zu seltenen Landschaftsaufnahmen bringen einen Hauch Exklusivität in die 90-minütige Quälerei. Die Schönheit Bangkoks und der angrenzenden Natur hat erschreckenderweise mehr Ausstrahlung und Leben als die Schauspieler selbst. Einzig Krystal Vee „bemüht sich“, die schwere Vergangenheit ihrer Figur transparent und annähernd glaubhaft darzustellen.
 

Kameraführung und Schnittsetzung sind eintönig und unspektakulär, genauso wie die wenigen Spezialeffekte. Ein Schuss, ein Schlag ins Gesicht, ein bisschen Nasenbluten – das war's dann auch schon fast. Angesichts der laienhaften Gesamtleistung, und zwar sowohl der Schauspieler als auch des ausführenden Teams und des Drehbuchautors starrt man schon nach kurzer Zeit abwesend durch den Bildschirm und hängt seinen eigenen Gedanken nach.
 

Die Top Drei der Gedankengänge bei peripherer Betrachtung von The Mercenary sind:

 

  • Die DVD samt Player möglichst beherrscht, aber dennoch gezielt aus dem geschlossenen Fenster auf den nachbarlichen Komposthaufen zu werfen … (Da The Mercenary allerdings unter die Kategorie „gesundheitsgefährdende Stoffe“ fällt und niemand auch nur eine einzelne Kellerassel eines grausamen, filmbasierten Todes sterben lassen möchte, wird dieser Gedanke schnell wieder verworfen. Ein Herz für Tiere!)
     
  • Spontan eine Gruppe eingefleischter Satanisten einzuladen, die aus der Silberscheibe zunächst ein pulverisiertes Pentagramm erstellen, um sie anschließend in die Hölle zu ihrem Herrn und Meister zu senden … (Da The Mercenary allerdings auch unter die Kategorie „semi-legale Foltermethode“ fällt und der Teufel nach Ansehen dieses Films erstmals selbst schlimmste Höllenqualen erleiden und diese anschließend auf seine Jünger abwälzen würde, wird auch dieser Gedanke schnell wieder verworfen. Ein Herz für Sekten!)
     
  • Eine Machete zu besorgen und sich spontan selbst von der filmisch dargebotenen Quälerei zu erlösen. Alternativ könnte auch der nach gleicher Waffe benannte Film in den Player gesteckt und genussvoll betrachtet werden … (Diese Option ist natürlich nur möglich, wenn Gedankengang Nr. 1 noch nicht in die Tat umgesetzt wurde. Da The Mercenary zudem unter die Kategorie „Dinge, die die Welt nicht braucht“ fällt und die meisten Zuschauer ihr Leben nicht für ein unterirdisch schlechtes Werk der Filmkunst lassen werden, wird die erste Alternative des dritten Gedankengangs ganz, ganz schnell wieder verworfen. Ein Herz für uns selbst – denn ohne lebt es sich schlecht.)

 

Bildergalerie von The Mercenary (7 Bilder)

Vervollständigt wird das Debakel durch eine grausige Bildqualität. Unschärfen und blasse Farben dominieren detailarme Settings und leblose Szenerien. Schwache Kontraste und ein permanentes Rauschen sind allgegenwärtig. Die gesammelten Kunstwerke eines durchschnittlich intelligenten Dreijährigen bieten vermutlich mehr Qualität und Raffinesse als The Mercenary im Repertoire hat.

 

Sound, Synchronisation und Extras: What the f***?!

Die akustische Inszenierung ist lediglich für Träger von Hörgeräten geeignet. Im Fall von The Mercenary haben Menschen mit eingeschränktem Gehör nämlich einen entscheidenden Vorteil: Sie können ihr Hilfsmittel einfach ausschalten. Zu einer ausdruckslosen, undeutlichen und viel zu schwachen deutschen Sprachausgabe gesellen sich zu allem Überfluss nämlich auch noch ein nervtötender Soundtrack und kraftlose Soundeffekte. Die oberflächlichen Dialoge ertönen stellenweise aus den falschen Boxen, was für eine völlig fehlgeleitete Wahrnehmung sorgt. Die Lautstärke ist mangelhaft bearbeitet und falsch ausbalanciert. Oftmals hämmert einem die übertrieben aggressive Filmmusik das Trommelfell aus den Ohren, während man die visuell lautstark wirkende Konversation lediglich als feines, kaum verständliches Hintergrundrauschen wahrnimmt. Wohl dem, der des Lippenlesens mächtig ist, und das auch noch multilingual!

 

Nach 90 Minuten Quälerei durch minderwertiges Bild- und Tonmaterial samt abstruser, blödsinniger Story sucht man auf der Disc vergeblich nach brauchbaren Extras. Ein kluger Schachzug der Filmfirma, die vermutlich wusste, dass kaum ein Zuschauer nach dem Abspann noch Lust auf Zusatzinhalte haben würde. Somit sind die obligatorische Trailershow und der Originalteaser nur lästiges Pflichtprogramm, auf das man gerne verzichtet.

 

Kurz und knapp:

Es gibt Dinge, die wird man irgendwann in seinem Leben einmal bereuen.

Eine Gemeinheit unter Geschwistern, eine verbotener Kuss im Jugendalter, ein Streit mit der besten Freundin wegen einer Kleinigkeit … Kleine Ereignisse eben, die eigentlich nicht der Rede wert sind, aber in gewissen Momenten doch ein schlechtes Gewissen verursachen. Und solch ein Ereignis ist The Mercenary auch. Nach dem Abspann (sofern man überhaupt so lange durchhält) hat man definitiv ein schlechtes Gewissen – weil man die vergangenen 90 Minuten mit sinnvolleren Dingen hätte verbringen können. Mit Blumengießen zum Beispiel oder putzen, bügeln, Kreuzworträtsel lösen … Selbst doof auf der Couch sitzen und apathisch die Knubbel der Wandverputzung zu zählen, wäre eine bessere Investition kostbarer Lebenszeit, als The Mercenary anzuschauen …


Das Fazit von: GloansBunny

GloansBunny

Auf diesen selbsternannten Actionfilm hätte ich auch gut verzichten können. Schlechte Bildqualität, noch schlechtere Vertonung und absolut laienhafte, grausige Darsteller sorgen mit einer völlig absurden, unlogischen und langweiligen Story für 90 Minuten verschwendete Lebenszeit. Danny Trejo und Gary Daniels wirken so unprofessionell und hölzern, dass jegliche Ernsthaftigkeit und angedeutete Action in einem Strudel aus Lächerlichkeit und Oberflächlichkeit versinkt. Die beiden Akteure des Krawallsegments waren wohl irgendwem im Filmteam noch einen großen Gefallen schuldig, anders kann ich mir ihr Mitwirken in diesem Schundstreifen nicht erklären. Selbst für Genrefanatiker und Vielschauer gilt: Finger weg von The Mercenary! Zahnweh, Kopfschmerzen und ein Magen-Darm-Virus zusammen sind unterhaltsamer als dieser Film. Jede 19-Uhr-Telenovela hat mehr Tiefgang und physische Gewalt zu bieten als dieser cineastische Gedankenfurz.


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