Kiss of the Damned
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BEWERTUNG |
25.04.2014 von PanikmikeVampire sind mystische, unsterbliche Wesen, die sich nachts aus ihren Särgen erheben und sich dann an Menschenblut laben. Schon seit jeher üben sie eine Faszination auf die Menschen aus, und so ist es nicht verwunderlich, dass auch die Filmindustrie die Blutsauger gern zum Thema macht. Mit Kiss of the Damnederwartet uns ein weiterer Film voller Blutdurst und wir schauen mal, wie er so ist …
Djuna (Joséphine de La Baume) ist eine bezaubernde junge Frau, die weit draußen auf einem abgelegenen Landsitz alleine ihr Dasein fristet. Nach dem Sonnenuntergang steht sie auf, arbeitet in der Nacht, oder sieht sich alte Filme an. Als sie eines Abends ausgeliehene Filme zur Videothek zurückbringt, trifft sie den umwerfenden Drehbuchautor Paolo (Milo Ventimiglia). Die beiden gehen miteinander aus und verlieben sich Hals über Kopf. Doch Djuna weist Paolos Avancen zurück, wirft ihn kurzerhand aus dem Haus und verbietet ihm, sie je wiederzusehen. Paolo ist allerdings so starrsinnig wie hübsch und lässt nicht locker. Und so ist Djunas Widerstand nur von sehr kurzer Dauer. Bevor sie sich mit ihm einlässt, erzählt sie ihm selbstverständlich pflichtschuldig, dass sie ein Vampir ist und Paolo glaubt ihr natürlich kein Wort. So lässt sie sich von ihm ans Bett fesseln und sexuell erregen, bis ihre vampirische Natur zum Vorschein kommt. Paolo jedoch ist eher fasziniert als entsetzt und löst, in einem augenscheinlichen Anfall von Wahnsinn, Djunas Fesseln.
Natürlich kommt es, wie es kommen muss. Beim Liebesakt verbeißt sich Djuna in Paolos Hals, tötet ihn allerdings nicht, sondern verwandelt ihn in ein Geschöpf der Nacht. Am kommenden Abend muss der Neuvampir brav alle Regeln des vampirischen Anstands lernen und erfährt, dass ein Leben auch ohne menschliches Blut möglich ist. Fasziniert von seinen neuen Fähigkeiten, genießt Paolo seine neue Existenz und die beiden verbringen einige Tage in trauter Zweisamkeit. Erst als das Enfant terrible der Vampirfamilie, Djunas Schwester Mimi (Roxane Mesquida), bei den beiden Unterschlupf sucht, nehmen die Ereignisse eine dramatische Wendung ...
So weit, so generisch. Die Handlung, sowie die schwülstig-philosophischen Dialoge der beiden Protagonisten über ihre Beziehung, hätte ein Schmonzettenautor kaum besser schreiben können. Kiss of the Damned beginnt recht verheißungsvoll, auch wenn die ersten wackeligen Szenen nichts für Zuschauer sind, die gerne seekrank werden. Man kann irgendwo auch nachvollziehen, warum sich Paolo so schnell für ein Leben mit Djuna entscheidet. Vampire haben schließlich schon immer eine enorme Anziehungskraft auf Sterbliche ausgeübt und ehrlich, wer würde nicht gern ewig leben wollen? Doch was den Zuschauer in der Folge erwartet, geht recht eindeutig in Richtung Twilight-Schnulze, und das muss man einfach mögen.
Nachdem Mimi erst einmal das Haus bezogen und die ersten Menschen gevögelt und ausgesaugt hat, dreht sich der Film eigentlich nur noch um genau das. Sex mit Menschen, Sex mit Vampiren, und zwischendurch die Aufnahme von Nahrung. Selbst die ach so prinzipientreue Djuna und ihre Mentorin Xenia (Anna Mouglalis) sind nicht vor Fehlern gefeit und vergehen sich nach Jahren der Abstinenz wieder an Menschen. Und Paolo, der Djuna eigentlich Treue geschworen hatte, begeht seinerseits ebenfalls einen Fehltritt, der Mimi involviert. Dazwischen ergehen sich die Vampire in politischen Diskussionen über Gleichberechtigung, Herrschaftansprüche ihrer Rasse, die Vor- und Nachteile der menschlichen Zivilisation und politisch korrektem synthetischem Blut. Man fragt sich angesichts der moralischen Verfehlungen von Djuna und Paolo, ob der Film bewusst aussagt, dass auch Vampire nur Menschen sind, oder ob sich Kiss of the Damned hier (un)gewollt selbst ad absurdum führt.
Die schauspielerische Leistung ist insgesamt recht unbeeindruckend. Die meisten Darsteller verleihen ihren Figuren ungefähr so viel Leben wie ein Brett. Selbst bei den “hitzigen” politischen Diskussionen hat man das Gefühl, sie fallen gleich vom Stuhl und geradewegs in ihre Tagesstarre. Das zieht den Film unnötig in die Länge und man ertappt sich unweigerlich beim Blick auf die Uhr. Wer sich die Zeit ein wenig vertreiben möchte, kann auf Fehlersuche gehen, und zum Beispiel bei einem Toten den Puls oder das Spiegelbild der Vampire suchen.
Doch trotz aller Kritik an der Handlung: Visuell ist Kiss of the Damned sehr gut umgesetzt. Cassavetes hat ein Händchen für gute Kameraführung und Farbenspiel. Obwohl der Film überwiegend nachts und im Kunstlicht spielt, ist das Bild dennoch kontrastreich und die Farben wirken authentisch. Der Schwarzwert ist immer ausgewogen, das Bild, außer bei den Jagdszenen, nie zu dunkel. Auch kostümbildnerisch war man hier sehr kreativ, vor allen Dingen bei den weiblichen Vampiren. Viele haben einen elegant-extravaganten Kleidungsstil, der sich im späten 19. Jahrhundert bis hin zu den 1920er-Jahren bedient. In der heutigen Zeit, unter anderen Menschen, wirkt diese Kleidung seltsam deplatziert. Aber innerhalb der Vampirkommune ergibt sich ein wunderbar stimmiges Bild.
Cover & Bilder © capelight pictures OHG Das Fazit von: Zahnfee
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