Poltergeist - Extended Cut (2015)
|
BEWERTUNG |
06.11.2015 von Mario von CzapiewskiNun hat es also auch Poltergeist erwischt. Der vermeintliche Klassiker von 1982 erhielt 2015 eine Neuverfilmung unter dem gleichen Titel. Für das fast sechs-fache Budget versuchte man den angestaubten Horrorfilm aufzupolieren und für jüngere Generationen attraktiv zu machen… leider mit einem grausamen Ergebnis!
Inhalt
Die Familie Bowen zieht in eine neue Stadt und somit ein neues Haus, wo sie relativ schnell Bekanntschaft mit ungebetenen Gästen machen. Geister haben es sich zur Aufgabe gemacht die Familie zu terrorisieren und die kleinste Tochter Madison (Kennedi Clements) in ihre „Welt“ zu entführen. Vater Eric (Sam Rockwell) setzt nun alles daran Tochter und Familie zu retten...
Um zu verstehen, warum diese Version von Poltergeist auf wirklich allen Ebenen versagt, muss man sich vor Augen halten, dass der Film über 60 Millionen Euro kostete. Eine Budgethöhe, die zum Beispiel der Horror-Konkurrent Der Babadook mit ca. zwei Millionen Dollar nicht mal im Ansatz erreicht. Poltergeist erzählt im Grunde die gleiche Geschichte wie das Original, allerdings zeitlich angepasst und mit höherem Tempo. Die Devise heißt „höher, schneller, weiter“ – und das geht gewaltig in die Hose.
Das größte Manko des Films ist der überbordende Einsatz von Computereffekten, welcher jegliche Bedrohungen des Films im Keim erstickt. Sei es ein unfassbar schlecht animiertes Astgewirr, das als gefährlicher Arm eines Baumes dienen soll, oder schlichte Dämonengestalten, die aus einem Videospiel der neunziger Jahre hätten stammen können. Man wollte wirklich jede Szene mit Computerunterstützung bewältigen und so ging auch die bekannteste Szene, der Angriff des Clowns, vollkommen vor die Hunde. So schafft es der dortige Einsatz von Computerbearbeitung nicht nur, dass der Clown künstlich und damit wesentlich schlechter als die Variante des Originals aussieht, sondern auch, dass somit jegliche Bedrohung davon vollständig flöten geht. Man kann stark davon ausgehen, dass der Großteil des Budgets tatsächlich in den Einsatz jener Effekte geflossen ist, vor allem weil dies gegen Ende des Films unerwartete und katastrophale Ausmaße erreicht.
Aber nicht nur der Einsatz der unsäglichen Computerspielereien zerstört die Neuauflage, auch die Schauspieler wirken oft ratloser, als es der Film von ihnen verlangt. Vor allem der sehr routinierte Schauspieler Sam Rockwell (Moon, Iron Man 2) scheint hier so unterfordert wie noch nie und darf scheinbar nicht mehr als besorgt in die Kamera zu schauen. Doch selbst damit spielt er seine blassen Nebenbesetzungen derartig an die Wand, dass alles gegen Ende bei einer One-Man-Show, trotz Familiengeschichte, bleibt.
Das Original aus dem Jahre 1982 wurde nicht nur von Steven Spielberg (E.T. - Der Außerirdische, Jurassic Park) - dem Meister des Familienkinos - produziert, sondern auch geschrieben. Somit war das Original bereits eher ein Familienhorrorfilm, den Eltern auch locker mit ihren hoffentlich mental-gefestigten Kindern schauen konnten. Die amerikanische Freigabe PG (in Begleitung von Eltern für Kinder freigegeben) unterstützte dieses von den Produzenten gesetzte Ziel. Somit bot Poltergeist schon damals keine Gewalteskapaden, konnte aber mit kurzen, fiesen Bösartigkeiten (Gesichtsschmelze, Wasserleiche) schocken. Diese kleinen Schocker fielen in der Neuverfilmung allesamt dem Hochglanzweichspüler zum Opfer und sind so nutzlos und wirkungslos, dass man sie auch hätte direkt streichen können.
„Der Titel wird’s schon verkaufen.“ – Das müsste der Leitspruch des Produktionsteams hinter Poltergeist 2015 gewesen sein, denn was hier mit über 60 Millionen Dollar angerührt wurde, dürfte nicht mal Horrorneulingen schmecken. Poltergeist ist technisch auf Heimvideoniveau, erzählerisch in der Vergangenheit stecken geblieben, schauspielerisch unspektakulär und effekttechnisch überladen und dem Budget nicht entsprechend umgesetzt. In Zeiten von Insidious, Sinister oder The Conjuring bleibt für die Neuverfilmung von Poltergeist nur das Prädikat „durchgefallen“.
Details der 3D-Blu-ray
Die Qualität der Blu-ray ist passend, dennoch für eine Veröffentlich seitens 20th Century Fox eher schwach. Es gibt immer wieder ein Bildrauschen zu sehen, was besonders in den zahlreichen dunklen Szenen für einen nervigen Beigeschmack sorgt. Wer einen 3D-Fernseher zu Hause hat, kann die Effekte sogar in 3D ansehen - genießen allerdings nicht, denn die Effekte sehen damit noch billiger aus, als sie generell schon sind. Tontechnisch ist zumindest solide Kost und eine gute deutsche Synchronisation geboten, was dem Film aber nicht aus dem Loch der schlechten Wertung herausholt. Cover & Bilder © www.sofahelden.de Das Fazit von: Mario von Czapiewski
|
|
Kommentare[X]