Rapunzels Fluch 2 - Sie ist zurück!
|
BEWERTUNG |
07.11.2023 von Dan DeMento
Deutsche Independent-Horrorfilme sind wahrhaftig keine Seltenheit - dass es einer davon zu einer Fortsetzung bringt, schon eher. Gelungen ist das Regisseur David Brückner mit Rapunzels Fluch 2 - Sie ist zurück! Und wir haben uns den Streifen angesehen und für euch überprüft, ob wir hier eine würdige Weitererzählung vor uns haben, oder ob nur die Grimms-Märchen-Kuh weiter gemolken wurde...
Inhalt:
Das Blutbad im Rapunzelschloss ist ein paar Monate her und bietet damit Stoff für eine ganz neue Art von Schaulustigen: True-Crime-Podcaster! In dieser Funktion begeben sich Danger Dan (Sebastian Prenzel) und die sicke Jenny (Asia Luna Mohmand) ins Schloss um dort eine Geisterbeschwörung durchzuführen. Natürlich geht das gewaltig schief, und die dämonische Rapunzel (Sabine Heinen) entkommt aus ihrem Gefängnis. Zur falschen Zeit im falschen Wald ist Erik Winter (Daniel Littau), der jetzt Rapunzels Geist im Nacken hat. Und die benutzt jetzt ihn und seine Schwester Katharina (Silviana Ursu), um endlich ihre Rache an der Exorzisten-Nachfahrin Alina Grimm (Tabea Georgiamo) zu bekommen.
Mit Rapunzels Fluch - Sie will Rache sorgte das Team um Regisseur David Brückner vor gut drei Jahren für einige Aufmerksamkeit und auch die Sofahelden waren positiv überrascht (nachzulesen ist das hier). Nach einem Zwischenspiel namens Der Wolf widmete Brückner sich dann einem Sequel, das fast direkt an die Handlung des ersten Teils anschließt. Nun ist das so eine Sache mit Fortsetzungen, gerade wenn Regisseur und Drehbuchautor dieselben sind wie im Original. Im besten Fall werden dabei die Stärken weiter ausgespielt und das, was vom Publikum kritisiert wurde, besser gemacht.
Leider ist bei Rapunzels Fluch 2 - Sie ist zurück! eher das Gegenteil passiert. Teil 1 war ein recht dichter, wenn auch nicht sonderlich innovativer Horrorstreifen, der - nach einer etwas zu langen Einführung - vor allem im Rapunzelschloss inklusive Museum und Turm spielte, und das mit einer recht überschaubaren und zudem immer geringer werdenden Anzahl an Schauspielern. Teil 2 öffnet das "Universum" nun ein wenig weiter, und verliert damit leider so gut wie alles, was den Vorgänger retten konnte. Und das Hauptproblem ist wieder das gleiche: Die Qualität der Schauspieler. Alina-Darstellerin Tabea Georgiamo trug den ersten Film quasi im Alleingang, der Rest der Besetzung bewegte sich irgendwo zwischen ambitioniertem Amateur und fremdschämen. In Rapunzels Fluch 2 - Sie ist zurück! würde diese Aufgabe nun Silviana Ursu zufallen, um deren Figur Katharina sich diesmal die Handlung strickt. Auch diese hebt sich zwar deutlich positiv vom Rest der Schauspielerriege ab, so wirklich nimmt man ihr die besorgte Ermittlerin und Schwester aber leider nie ab. Und Tabea Georgiamo ist zwar offiziell auch noch in Teil 2 dabei, wirklich zu sehen bekommen wir sie aber erst nach einer guten Stunde ...und viel Gelegenheit, schauspielerisches Talent zu beweisen, bekommt sie auch dann nicht wirklich.
Neben der Hauptdarstellerin hat sich auch die grundsätzliche Inszenierung gegenüber Teil 1 stark verändert. War dieser noch ein recht klassischer - und nicht allzu unironischer - Slasher, setzt die Fortsetzung mehr auf psychologische Elemente und kommt mehr als finsterer Besessenheits-Thriller daher, der in seinen stärkeren Momenten an Demon mit Denzel Washington oder - um es etwas moderner zu halten - Smile erinnert. Trotzdem bleibt Brückner seiner bisherigen Filmografie treu und setzt dem Zuschauer einiges an handwerklich sehr gut gemachten Splatter- und Gore-Effekten vor. Das, zusammen mit viel Mut zur Dunkelheit - seht also zu, dass euer Wohnzimmer abgedunkelt ist, wenn ihr den Film seht - und der wirklich guten Kameraarbeit von Micky Graeter macht Rapunzels Fluch 2 - Sie ist zurück! zu einem optisch wirklich ansprechenden Film.
Leider ist es aber auch wirklich nur die Optik, denn bei der Story stellen sich wirklich sämtliche Haare auf, nur leider nicht aus Grusel. War zwar beim Vorgänger nicht ganz klar, was genau die Geschichte mit Rapunzel zu tun haben soll oder muss, so war er doch trotzdem noch ein solider Horrorstreifen, der als solcher ja einige Logikprobleme zulässt. Bei Rapunzels Fluch 2 - Sie ist zurück! dagegen ergibt nun endgültig nichts mehr Sinn. Vielmehr wirkt es wie eine lose Aneinanderreihung von Szenen, die irgendwie versucht, auf Teil 1 Bezug zu nehmen, um damit ihren Status als Sequel zu rechtfertigen. Nüchtern betrachtet bietet der Film aber eigentlich keinen wirklichen Plot, was sich auch daran zeigt, dass schon nach ziemlich genau 70 Minuten der Abspann einsetzt, und das nach einem Showdown, der - trotz herbeigesehntem Wiedersehen mit Alina Grimm - doch recht ernüchternd daherkam. Ob dem Team auf der Hälfte der Strecke die Ideen ausgingen, ob zu viel Geld in die Effekte und zu wenig in das Drehbuch bzw. die Umsetzung desselbigen floss oder ob man nur möglichst schnell noch ein wenig von der Aufmerksamkeit des ersten Teils profitieren wollte, ist nicht klar. So wirklich überzeugen kann dieser Nachschub aber leider nicht.
So bleibt leider abschließend zu sagen, dass Rapunzels Fluch 2 - Sie ist zurück! - wie leider die meisten Sequels - deutlich schlechter ist als sein Vorgänger. Optisch ist auch er wieder ein Highlight in der deutschen Indie-Horror-Landschaft und auch die Splattereffekte überzeugen durchgehend, Gorehounds werden also trotz FSK 16 auf ihre Kosten kommen. Gruselstimmung oder gar Schockeffekte bleiben aber leider aus, was dazu führt, dass dem Film trotz seiner extrem kurzen Laufzeit vorzeitig die Luft ausgeht. Schade, denn aus der Prämisse des ersten Teils hätte man bestimmt mehr herausholen können.
Details:
Ton und Bild bleiben aufgrund des vorliegenden Online-Screeners ohne Wertung.
Cover & Bilder © Daniel Dornhöfer Das Fazit von: Dan DeMento
|
|
Kommentare[X]