Asteroid City

Asteroid City

Originaltitel: Asteroid City
Genre: Komödie
Regie: Wes Anderson
Hauptdarsteller: Jason Schwartzman
Laufzeit: DVD (105 Min) • BD (11 Min)
Label: Universal Pictures
FSK 12

Asteroid City   07.01.2024 von Dan DeMento

Wenn ein neuer Film von Wes Anderson erscheint, so braucht die treue Fangemeinde nichts über Handlung oder Besetzung zu wissen, volle Kinosäle sind sicher. Kritiker munkeln, dass das daran liegt, dass das Publikum ohnehin spätestens seit Grand Budapest Hotel immer denselben Film vorgesetzt bekommt. Ob das stimmt, oder ob Asteroid City die Zweifler verstummen lässt - wir haben es uns angesehen.
 
Inhalt:
 
Der weltbekannte Bühnenautor Conrad Earp (Edward Norton) stellt seine neue Produktion vor, die den Namen Asteroid City trägt. In der gleichnamigen - fiktiven - amerikanischen Wüstenstadt bietet ein Treffen jugendlicher Genies in den 50er Jahren die Kulisse für das Aufeinandertreffen von allerhand skurrilen Personen. So hat Familienvater Augie Steenbeck (Jason Schwartzman) seinen vier Kindern den Tod von deren Mutter (Margot Robbie) verschwiegen, weil er den passenden Zeitpunkt noch nicht gefunden hat, kurz darauf erliegt er aber der berühmten Schauspielerin Midge Campbell (Scarlett Johansson). Auf dem Höhepunkt des Kongresses taucht dann plötzlich ein Alien (Jeff Goldblum) auf, stiehlt den der Stadt ihren Namen gebenden Asteroiden und sorgt dafür, dass über sämtliche Anwesenden eine Quarantäne verhängt wird. Und während ein Dutzend hochbegabte Kinder, deren verzweifelnde Begleitpersonen und der Motelbesitzer (Steve Carell) versuchen, das Beste aus der Situation zu machen, muss der Hauptdarsteller des Stücks (natürlich auch Jason Schwartzman) seinem Regisseur Schubert Green (Adrien Brody) gestehen, dass er eigentlich immer noch nicht verstanden hat, worum es in dem Stück geht.
 
Diese Inhaltsangabe wirkt reichlich verwirrend und scheint nur dazu zu dienen, möglichst viele bekannte Namen aneinanderzureihen? Willkommen in Asteroid City! Und dabei haben wir Willen Dafoe, Tom Hanks, Matt Dillon, Tilda Swinton, Jeffrey Wright, Bryan Cranston und Maya Hawke noch nicht einmal erwähnt. Bis in die letzte winzige Nebenrolle - die übrigens Jeff Goldblum innehaben dürfte - ist auch dieser Wes Anderson Film mit Hochkarätern besetzt, mit alten Bekannten aus dessen Schaffen ebenso wie mit frischen Gesichtern. Doch leider bleibt Anderson nicht nur in diesem Bereich seiner Linie treu, denn auch in Asteroid City macht der Autor und Regisseur es seinen Kritikern nicht gerade schwer.
 
Zentrierte Bildgestaltung, durchinszenierte Totalen, liebevolles bis manisches Setdesign und Pastellfarben, alles wie immer. Doch während all dies in früheren Filmen und eigentlich bis zu Grand Budapest Hotel ein Stilmittel war und sich stets der Geschichte unterordnete, verkamen die neueren Filme immer mehr zu einem reinen Transportmittel dessen, was die Fans eben sehen wollen, wenn sie einen Wes Anderson Film in den Player werfen.
 
In Asteroid City wird dies nun schmerzhaft auf die Spitze getrieben, denn die eigentlich recht interessante (und immer noch halbwegs aktuelle) Geschichte über diverse Beziehungen innerhalb einer Quarantäne wird verwässert durch eine verkopfte, konstruierte Rahmenhandlung über Theaterstücke, Autoren und Regisseure und viel zu viele Metaebenen und leider letztlich sehr viel pseudointellektuelles Geschwafel.
 
Doch wenn man es schafft, all dies zu ignorieren, und die Fan-Brille, die man sich irgendwann Ende der 90er beim zehnten Mal Ansehen von Rushmore aufgesetzt hat, aufzubehalten, so ist all das gerade Kritisierte das, was für Anderson-Jünger die Perfektion von Asteroid City ausmacht. Wer dreht einen Studiofilm inklusive (absichtlich) billig aussehender Kulissen eben nicht im Studio, sondern on Location in der spanischen Wüste? Wer verheizt Schauspieler wie Margot Robbie, die alleine Millionen ins Kino locken, für einen schlecht ausgeleuchteten Monolog von ein paar Sätzen? Wer baut mitten in einem ohnehin schon skurrilen Film eine siebenstimmige County-Nummer ein? Genau, niemand, der noch bei Verstand ist... nur Wes Anderson.
 
Ob man das nun liebt oder hasst, bleibt wohl jedem selbst überlassen.
 

Bildergalerie von Asteroid City (6 Bilder)

Details der Blu-ray:
 
Technisch gibt es absolut nichts zu motzen. Bild und Ton sind fehlerfrei, ersteres flimmert störungsfrei und natürlich (also, Wes Andersons Definition von natürlich) über die heimische Leinwand, zweiterer kommt mit Druck, aber stets gut gemischt aus der Anlage. An Bonusmaterial gibt es ein paar kleine Making-Ofs.


Cover & Bilder © Universal Pictures Germany. Alle Rechte vorbehalten. / ©2022 Pop. 87 Productions LLC


Das Fazit von: Dan DeMento

Dan DeMento

 

Auch mit Asteroid City schafft Wes Anderson es nicht, die Genialität früherer Tage wiederzuleben. Stattdessen verkommt dieser Film endgültig zu einer Selbstbeweihräucherung, nur fahrlässig versteckt hinter dem altbekannten Konflikt zwischen Film und Theater. Fans bekommen, was sie sehen wollen und technisch wie gestalterisch ist wieder einmal alles auf allerhöchstem Niveau, doch eine wirkliche Story vermisst man in all der schönen Skurrilität leider schmerzlich.


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