Kein Cover vorhanden: upload/articles/360_cover_RB3jXJUrKQ6IHRBbV9k8.jpg

Amy

Publisher: Lexis Numérique
Entwicklerstudio: VectorCell
Genre: Horror
Sub-Genre: Survival-Horror
Art: Downloadtitel
Erscheinungsdatum: 11.01.2012
USK 16

Amy   22.01.2012 von Benji

Resident Evil ist zum Action-Titel mutiert und die Silent Hill Reihe hat irgendwie auch die besten Tage hinter sich. Für Fans des Survival-Horrors gibt es derzeit nicht viel, auf das man warten kann. Der französische Entwickler Vector Cell will deshalb mit einem Downloadtitel Abhilfe schaffen. In „Amy“ wird der Spieler zum Babysitter in einer Welt, die scheinbar von surrealen Monstern überrannt wird. Wirklich gruselig ist dabei allerdings nur das Spiel selber...

Wir sitzen in einem Zug! Das erkennt man nicht wirklich auf Anhieb, denn die Intro-Sequenz von „Amy“ liegt qualitativ irgendwo zwischen Trash-Movie und einer miesen Fernsehproduktion. Die Texturen sind verwaschen, das Voice-Acting zeigt gelangweilte Sprecher und der demonstrative Blick aus dem Zugfenster sorgt für ein Schaudern. Nicht etwa, weil dort eine Horde Monster rumrennt, sondern weil das Außenterrain grafisch eher aus einem NES-Titel stammen könnte. Als geübtem Spieler kommt bei diesem wirklich verkorksten Spielbeginn unfreiwillig ein Gedanke: „Was zum Geier ist da denn passiert?“ Was eigentlich als Appetitanreger fungieren sollte, verdirbt einem bereits nach wenigen Minuten die Lust auf mehr. Da es allerdings unfair wäre, jetzt dem Spiel direkt eine Abfuhr zu erteilen, wird fröhlich weiter gespielt.

Amy ist ein kleines Mädchen, das offenkundig sprachbehindert ist und von einem ominösen „Arztbesuch“ kommt. Wir spielen Lana, eine mysteriöse Frau, die scheinbar in einer vertrauenswürdigen Beziehung zu Amy steht. Wie diese genau aussieht, und warum unser Trip vom Arzt ausgerechnet in einer Zombie-Apokalypse endet, das sind Mysterien, mit denen Amy zu Beginn locken will. Leider schaffen es frustrierende Spielmomente und technische Defizite, jedes mögliche Interesse schon nach kürzester Zeit zu zerstören. Das hätte nicht sein müssen.

„Amy“ ist ein Spiel, mit einer grandiosen Idee, jedoch leider mit einer schlechten Umsetzung.
Anstatt wie in einem üblichen Survival-Horror alleine durch dunkle Tunnel zu wandern, seid Ihr hier an das Schicksal des titelgebenden Mädchens gebunden und anstatt als 1-Mann-Armee das Unheil der Welt abzuwehren, seid Ihr dieses Mal in der sensibelsten Rolle von allen. Lana hat keine Waffe, überlebt nahezu keinen Gegnerkontakt und läuft zu allem Übel das gesamte Spiel auch noch in Stöckelschuhen herum. Es gilt sich also die gesamte Zeit über, mit Schleichmanövern und guten Verstecken durch Gegnermassen zu kämpfen. Amy selber fungiert dabei meist als bestes Hilfsmittel. Sie kann High-Tech-Computer hacken und besitzt paranormale Fähigkeiten. Außerdem dient sie in „kontaminierten“ Gegenden als Ruhepol. Warum das so ist, bleibt zunächst im Dunkeln und auch unsere Protagonistin Lana, scheint sich daran nicht zu stören.

Die Idee hinter diesem Schleichhorror ist wie bereits erwähnt gelungen. Die Angreifbarkeit erhöht den Spieldruck und einige Szenen leben davon, dass man sich in einem Schrank vor einem gigantischen Monster versteckt, während man dieses durch einen Schlitz langsam vorbeiziehen sieht. Leider reicht aber eine gute Idee nicht aus, um ein gutes Spiel zu machen. Die Umsetzung von „Amy“ ist schlichtweg grausam. Die Grafik ist bei Weitem nicht auf dem Niveau aktueller Spiele und im Gameplay reihen sich durchweg Frustmomente aneinander. Der gesamte Ablauf basiert nämlich unglücklicherweise auf Trial & Error. Eine falsche Entscheidung, ein paar Sekunden länger nach einer Lösung gesucht und man erleidet ohne Umschweife den digitalen Tod. Dabei sind die Kontrollpunkte dermaßen schlecht gesetzt, dass meistens längere Spielpassagen verloren gehen. So entsteht kein Spielspaß.

Insgesamt entsteht das Gefühl, dass Amy ein paar Monate mehr in der Entwicklung gut getan hätten. Diverse Stilbrüche, wie etwa der Erzählwechsel von animierten Sequenzen in Comicstrips zeugen davon, dass hier den Entwicklern das Geld ausgegangen ist. Auch hätte ein ausgiebiges testen geholfen, diverse Frustmomente zu erkennen. So jedenfalls ist „Amy“ kein besonders großer Wurf.
 


Das Fazit von: Benji

Benji

Ich habe vom „kleinen“ Downloadtitel nicht erwartet, dass er in der Liga von Silent Hill oder Dead Space spielen kann, aber ein gewisses Mindestmaß an Spielbarkeit sollte auch hier gewahrt werden. „Amy“ ist eine Aneinanderreihung von Frustmomenten, die ab und zu von kleinen Glanzmomenten durchbrochen werden. Sowohl Story als auch Idee sind im Grunde gelungen. Was hier fehlt, ist die richtige Umsetzung. Eventuell versucht sich in einigen Jahren ein anderer Entwickler an einem ähnlichen Spiel und eventuell wird das dann nicht zu einem solchen Desaster.


Die letzten Artikel des Redakteurs:


positiv negativ
  • Interessante und mysteriöse Story
  • Gelungenes Verstecksystem
  • Demotivierendes Voice-Acting
  • Grafisch unausgereift
  • Viele frustrierende Spielmomente
  • Umständliche Steuerung
  • Befehlssystem für Amy funktioniert teilweise nicht
  • Viele unnötige Bugs





Kommentare[X]

[X] schließen