Captain N: Der Game Master - Staffel 1
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BEWERTUNG |
18.11.2017 von LorD Avenger
Kevin Keene wird eines Tages von seiner Nintendokonsole in die Welt der Videospiele gezogen, wo er an der Seite berühmter Helden und einer schönen Prinzessin gegen das Böse kämpft...
Captain N, wie Kevin in Videoland genannt wird, stammt ursprünglich aus dem Nintendo Power-Magazin, wo er als ursprünglich Captain Nintendo getaufte Marketingfigur agierte. Wie auch in der darauf gefolgten Zeichentrickserie war der Hauptbeweggrund der Kampf gegen Superschurkin Mother Brain aus der Metroid-Serie. Viele Spiele der damaligen Ära finden mit Charakteren, Schauplätzen oder Erwähnungen ihren Platz in Captain N, auch wenn man Firmenmaskottchen Mario schmerzlich vermisst - der trat zeitlich parallel in seiner eigenen Sendung The Super Mario Bros. Super Show auf.
Beginnend mit einem Live Action-Intro, das in einer Zeit spielt, als es noch okay war Kevin zu heißen, wird der Protagonist samt seinem treuen Hund in den Fernseher gezogen und landet im zusammenhängenden Königreich seiner Lieblingsspiele - wo er kurzerhand auch beschließt zu bleiben, damit er im realen Leben sein Zimmer nicht aufräumen muss (und weil die Prinzessin heiß ist und seine Hilfe braucht). In seinem Team finden sich neben der Prinzessin auch bekannte Videospielhelden, obgleich man sie nicht ohne Weiteres auf den ersten Blick erkennt. Simon Belmont aus der Castlevania-Reihe ist ein arroganter, selbstverliebter und noch dazu tollpatschiger Muskelberg mit magischer Peitsche, Kid Icarus wirkt etwas eingelaufen und Mega Man ähnelt eher Chucky der Mörderpuppe als seinem Vorbild - selbst der coole, ikonische Handblaster fehlt. Auf der Gegenseite tummelt sich allen voran eine fast schon gruselige Abwandlung von Mother Brain aus Metroid, die in ihrem Konservierungsglas nicht nur ein riesiges Hirn beherbergt, sondern auch etwas, das wie ein abgezogenes und aufgespanntes Gesicht aussieht - und ihre Stimme ist nicht minder schrecklich. Direkt unterstellt sind ihr die beiden Dumpfbacken King Hippo (aus dem Boxspiel Punch-Out!!) und Eggplant Wizard (aus Kid Icarus), die ihren Vorlagen zumindest näher kommen - auch wenn Hippos gigantische, blau angelaufene Nippel fast so gruselig sind wie Mother Brain selbst. Weitere berühmte, aber kaum wiederzuerkennende Auftritte haben Donkey Kong als riesiger, wilder King Kong-Klon und der Graf aus Castlevania, der wie jeder nicht ernstzunehmende Dracula-Zeichentrickverschnitt ever aussieht. Obgleich wichtige Figuren wie Kevin oder die Prinzessin super gezeichnet sind, entsprechen andere Charaktere wiederum design-technisch eher dem kultig-schlechten Niveau von den grausamen Zelda-Ablegern für die untergegangene Philips CDi-Konsole.
Wie bei westlichen Zeichentrickserien nicht unüblich, steht jede Folge für sich und man hat keinen Nachteil daraus, eine oder mehrere Folgen zu verpassen. Zumeist heckt Mother Brain mit ihren zwei klischeehaft dusseligen Handlangern einen neuen Plan aus das Königreich zu unterwerfen, die Prinzessin zu entführen oder die Helden zu vernichten. Zwar beginnt die Serie gleich mit einer entführten Prinzessin, schnell kristallisiert sich aber heraus, dass Lana eine deutlich toughere Prinzessin ist als beispielsweise Prinzessin Peach und eigentlich gut für sich selber sorgen kann. Außerdem weiß sie, was sie möchte, denn Captain N bietet auch das Element, das man in den meisten anderen Zeichentrickserien schmerzlich vermisst: Küsse! Davon abgesehen liegt den verschiedenen Geschichten meist eine durchaus kreative Idee zugrunde, die sich auch nicht zu sehr darauf versteift, eine Parodie oder Hommage auf die einbezogenen Videospiele zu sein und von Folge zu Folge ausreichend Abwechslung mit sich bringt.
Davon abgesehen, dass die bekannten Charaktere wenig bis gar nicht getroffen wurden und abgesehen von Kevin und Lana alle sehr comichaft gezeichnet wurden, gefielen mir vor allem die Animationen ausgesprochen gut. In einer Zeit von Family Guy und Co., wo sich manchmal sekundenlang nur der Mund bewegt und die Augen blinzeln, war es fast schon beeindruckend, wie viele Details und wieviel Mühe in die Bewegungen und wechselnden Szenen geflossen ist. Und noch viel schöner, weil es heutzutage schon ein fester Standard ist: Es gibt noch keine 3D-Animationen zwischendrin für beispielsweise Fahrzeuge oder Gebäude. Alles noch echte, mühsame Handarbeit.
Enthaltene Folgen sind:
Cover & Bilder © Pidax Film- und Hörspielverlag GmbH Das Fazit von: LorD Avenger
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