Endlich kommt mit Dirt 3 wieder ein Rallyespiel auf den Markt, das das Zeug zu einem richtig großen Titel verspricht. Die Erwartungen an die Fortsetzung der Serie waren in der Gamergemeinde auf jeden Fall riesengroß. Ob Codemasters diese mit diesem Titel erfüllen oder sogar übertreffen konnte, lest Ihr im nachfolgenden Bericht…
Was habe ich mich gefreut, endlich das lang erwartete Dirt 3 in den Händen zu halten. Trotz allem war ich skeptisch, denn schon der Vorgänger bot mir viel zu wenig Rallye und damit nicht den erwarteten Inhalt an. Dieses Mal kann das ja eigentlich alles nur besser werden, oder? Nach der massiven Kritik an Codemasters nach Dirt 2 besteht ja Hoffnung, dass die Entwickler sich wieder auf die wirklichen Inhalte des Spiels konzentriert haben. Der angekündigte Umfang lässt auf jeden Fall schon mal einiges erwarten. Dirt 3 bietet Euch neben den eigentlichen Rallyeevents auch Rallycross-, Landrush-, Trailblazer-, Gymkhana- und Head2Head-Events an. Ihr werdet Euch bei dem einen oder anderen Modus bestimmt fragen, was das ist, aber dazu später mehr. Außerdem ist die Rede von über 100 Strecken und unzähligen Fahrzeugen unterschiedlicher Typen und auch aus den längst vergangenen Zeiten der 60er bis 90er Jahre. Das macht schon mal Appetit auf mehr. Dann also nichts wie rein mit der Scheibe und hinter das Lenkrad…ähhh…das Gamepad geklemmt.
Ab auf die Dirt-Tour
Im Hauptmenü ankommen, wähle ich dann mal gleich die Dirt-Tour aus, die im Einzelspielerbereich das Herz des Spiels darstellt. Im Menü selber fällt mir schon mal die überarbeitete Optik auf, die aber vom Prinzip her an andere Titel von Codemasters wie GRID oder F1 2010 erinnert – trotz allem auf jeden Fall nett anzuschauen. Dann geht es ganz typisch damit los, dass ich Name, Nationalität und Spitzname aussuchen darf, damit die Moderatoren im Spiel wissen, wie sie mich anzureden haben. Und dann geht es auch schon mitten rein ins Rallyedasein. Generell besteht bei der Karriere jedes einzelne Event aus einem oder mehreren Abschnitten, wie man es von Rallyeetappen eben gewohnt ist. Apropos Event: Die Karriere ist mehrfach untergliedert. Grundlegend besteht eine Karriere aus vier Saisons, wobei jede Saison noch einmal in vier Veranstaltungen unterteilt ist, drei über das Jahr hinweg und eine spezielle am Ende einer Saison sozusagen als Highlight. Diese Highlights sind beispielsweise die Gymkhana-Academy oder die X-Games. Jede dieser Veranstaltungen besteht weiterhin aus diversen Events, und da kommen eben die schon angesprochenen Arten zum Tragen:
Rallye: Hierbei handelt es sich um eine Rallye im eigentümlichen Sprachgebrauch. Jeder Teilnehmer fährt seine Teilstrecke für sich und versucht die schnellste Zeit zu erreichen. Dabei kann eine Rallye auch aus mehreren nacheinander zu meisternden Strecken bestehen. Zu Beginn der Karriere geht es meist nur über ein oder zwei Etappen, später über deutlich mehr.
Rallycross: Hierbei fahren die Teilnehmer gleichzeitig über einen Rundkurs, das Ganze mit Rallyefahrzeugen. Hier ist vor allem im Multiplayermodus Action angesagt, aber dazu später mehr.
Landrush: Hierbei handelt es sich eigentlich um die gleiche Disziplin wie Rallycross, nur dass man hierbei mit Trucks oder Buggies antritt. Diese sind noch ein wenig schwieriger zu handeln, machen aber mindestens genauso viel Spaß.
Trailblazer: Im Modus Trailblazer bekommt man ein Fahrzeug, das mit ordentlichen PS ausgestattet ist. Hier heißt es auf meist recht ebenen Rallystrecken, die teilweise wirklich üble Geschwindigkeit in den Griff zu bekommen – es handelt es sozusagen um die Formel 1 des Rallysports.
Head2Head: Beim Head2Head tritt man auf einem Rundkurs mit zwei unterschiedlichen Runden parallel gegen einen einzelnen Gegner an. Dabei fährt jeder seine eigene Runde. Es geht über zwei Runden, so dass jeder Teilnehmer jede verfügbare Runde jeweils einmal fährt.
Gymkhana: Unter Gymkhana verbirgt sich ein Wettbewerb aus actionlastigem Quietschvergnügen. Dabei gilt es, mit dem eigenen Fahrzeug möglichst viele Donuts, Spins, Airs, Slides und Crashs zu machen und diese geschickt zu kombinieren. So muss man in diesem Wettbewerb die meisten Punkte der Teilnehmer sammeln.
Generell geht es in der On- und Offline-Karriere um Ruf (=Erfahrungspunkte) und den Fahrerlevel. Dabei habt Ihr zwar für den On- und Offlinemodus verschiedene Level, jedoch bringen Euch bestimmte Onlineziele auch Ruf und damit Level in der Offlinekarriere. Offline bringen Euch die Level und der Ruf auf der einen Seite Zugänge zu neuen Veranstaltungen, für die Ihr Euch teilweise erst qualifizieren müsst, auf der anderen werden so aber auch neue Lackierungen, Teams und Fahrzeuge freigeschaltet, die Ihr später on- und offline zur Auswahl der Bewältigung einer Veranstaltung auswählen dürft. Es sei noch darauf hingewiesen, dass bei Ihr bei einigen der Events wählen dürft, in welcher Klasse Fahrzeuge Ihr antretet. Dies können beispielsweise aktuelle Fahrzeuge oder auch Autos aus den 60er, 70er, 80er oder 90er Jahren sein. Doch zu groß ist die Fahrzeugauswahl nicht, auch wenn sie etwas im Gegensatz zum Vorgänger erweitert wurde. Hier merkt man sofort, dass Spielraum für zusätzlichen kostenpflichtigen Downloadcontent gelassen wurde. So müsst Ihr Euch dann schließlich durch vier Saisons und diverse Veranstaltungen und Events kämpfen, um schließlich den Rally-Throhn von Dirt 3 zu erklimmen.
Gameplay, Wetter und Fahrgefühl
Vom grundlegenden Gameplay hat sich leider nicht allzu viel getan. Dirt 3 basiert immer noch auf der Engine von Racedriver GRID, was erfahrene Spieler sofort merken. Aber warum sollte man ein ausgereiftes System auch zwingend ändern?! Jedenfalls ist so wieder eine Menge Action und Spaß garantiert. Je nach Können der einzelnen Spieler kann man die Schwierigkeit anpassen, was zusätzlich durch verschiedene, zur Verfügung stehende Fahrhilfen deutlich wird. Dies betrifft vor allem die typischen Genrevertreter wie ABS, Transaktionskontrolle, Brems- und Fahrhilfen und die Ideallinie, die durch die stufenlose Färbung von grün bis rot aufzeigt, ob man den Teilabschnitt im richtigen Tempo fährt. Ansonsten kommt man wirklich schnell und gut mit der Steuerung zu Recht, das gilt auch für Anfänger. Natürlich macht auch hier Übung den Meister, so dass es ein wenig dauert, bis man die Feinheiten der Steuerung vor allem auf den unterschiedlichen Untergründen und mit den verschiedenen Fahrzeugen beherrscht, trotz allem hat man auch zu Beginn schnell Erfolgserlebnisse. Hat man die Steuerung dann intus, wartet bei Dirt 3 das pure Fahrvergnügen, was aber vor allem durch die sensiblen Buggies oder Trucks auf Schnee oder Matsch auch durchaus herausgefordert wird. Zusätzlich zu den erwähnten Einstellungen kann man auch weiter am Detailsetup der Fahrzeuge schrauben, was für Tüftler durchaus seinen Reiz hat. Allerdings ist diese Möglichkeit hier doch etwas eingeschränkt. Zwar darf man sich in diversen Kategorien, wie der Aufhängung, dem Getriebe, dem Abtrieb oder der Bremsbalance austoben, dabei stehen einem aber lediglich jeweils fünf Positionen auf einem Schieberegler zur Verfügung. Was aber dabei auf jeden Fall gut gelöst ist, ist dass man sich mit dem Thema nicht zwingend beschäftigen muss. Der eigene Mechaniker gibt für die anstehenden Strecken eine Standardeinstellung vor, mit der man durchaus gut fahren kann.
Als weitere Herausforderung dienen unter anderem die schon angesprochenen Untergründe. Diese gehen von Wüste, Schotter über den Asphalt bis hin zu Matsch und Schnee. Den Einfluss merkt man teilweise schon gravierend. Wechselt dieser während dieser in einem Rennen, so muss man zwingend den Fahrstil anpassen, sonst landet man des Öfteren am nächsten Baum. Dazu kommen dann noch einige Wettereffekte, die nun endlich auch den Einfluss in das Rallyerlebnis gefunden haben. Erwähnenswert sind da vor allem der Sonnenschein, bei dem die Weitsicht wirklich gigantisch ist, sowie Regen- und Schneestürme, die optisch auch einiges her machen. Dynamische Änderung im Wetterbereich während eines Rennes braucht man allerdings nicht zu erwarten. Trotz allem sind diese auf alle Fälle eine Bereicherung für das Game. Wenn man ein wenig Fahrgefühl gesammelt hat, lassen sich diese dann auch ganz gut beherrschen.'
Geiler Onlinemodus
Bei einem Rennspiel darf natürlich neben der typischen Karriere auch ein guter Onlinemodus nicht fehlen. Das ist auch bei Dirt 3 nicht anders. Eine Unart ist mittlerweile allerdings die Anforderung eines Online-Passes, der nun leider auch Einzug bei Codemasters gefunden hat. Dieser ist zwar natürlich bei jedem Spiel beigelegt, jedoch muss der Neubesitzer im Falle eines Verkaufs diesen erneut für 800 MS-Points oder etwa 9,99 € kaufen. Schade, manchmal ist es nicht ganz so gut, sich solche Sachen bei der Konkurrenz abzuschauen. Nun aber zu den eigentlichen Spielmodi. Grundlegend ist der Onlinepart von Dirt 3 sehr gut umgesetzt. Das Matchmaking im Rahmen der verschiedenen Lobbys funktioniert prächtig. Wenn man möchte, befindet man sich innerhalb weniger Sekunden in einem laufenden Spiel und kann direkt loslegen. Man kann sich im Übrigen auch mit bis zu sieben Leuten vorab in einer Party treffen und dann einem Spiel gemeinsam beitreten – sehr schön. Auch die verschiedenen Modi bieten hier sehr viele Möglichkeiten. Es gibt den Typ Wettbewerbe, dabei werden alle Arten an Rennevents automatisch durch gewechselt. Dann kann man aber beispielsweise auch jeden Typen, wie Rundkurse mit großen Rempeleien, Trailblazer-Rennen, Buggy- oder Truckrennen oder die einfachen Etappenrennen, bei denen man die Gegner als Ghost über die Strecke rasen sieht. Zusätzlich zu all diesen Varianten gibt es auch noch die Hardcore-Variante, bei der man aus Sicht der Helmkamera fährt und alle Fahrhilfen inaktiviert sind. Was natürlich (oder leider) nicht fehlen darf, ist ein eigener Modus für die angesprochenen Gymkhana-Events, bei denen man 1:30 Minuten Zeit hat, die meisten Punkte aller Teilnehmer einzufahren. In den Lobbies seht Ihr übrigens, wie auch schon beim Vorgänger, eine Ampelbewertung des Fahrstils des Spielers, was die Rücksichtslosigkeit angeht. Dieser wirkt sich auch auf den Ruf aus, den man auch online sammeln kann, genauso wie man auch den typischen unabhängigen Onlinerang hat. Während man bei grün einen 10%-Bonus bekommt, bei gelb sich keine Auswirkungen ergeben, erhält man als „Rotlicht“ 20% Abzug. Eine sehr gute Idee, die aber leider meiner Meinung zu wenig Einfluss auf das Fahrverhalten der Spieler hat. Ihr seht auf jeden Fall, dass Dirt 3 im Onlinebereich einiges zu bieten hat, da ist gerade mit Freunden eine Menge Spaß und Langzeitmotivation garantiert.
Grafik und Sound
Technisch gesehen kann man sich prinzipiell nicht beschweren, es gibt nur einzelne Kleinigkeiten, die man durchaus hätte besser machen können. Die Detailgrafik der Fahrzeuge wirkt schon sehr geil, genau wie auch die Spiegelungen auf dem Lack. Auch das Innenleben im Cockpit der einzelnen Autos wirkt schick, auch wenn man nie das Gefühl hat, in den vollen HD-Genuss zu kommen. Dazu sind die einzelnen Bilder jedenfalls auf den Konsolen zu verwaschen. Die Landschaften und Umgebungsgrafiken sind sehr liebevoll und detailreich gestaltet, manchmal möchte man deswegen einfach nur in der Gegend rumcruisen. Flüssig läuft das Ganze auch ziemlich, nur online kommt das Game in manchen Situationen nicht ganz hinterher. Was mir gut gefällt, sind auch die diversen Wetterbedingungen, die genauso wie Blechschäden oder Deformierungen am Auto sehr ansehnlich umgesetzt sind. Insgesamt erwartet den geneigten Spieler also eine gute Grafik, man sollte aber auf jeden Fall kein neues Highlight erwarten, dazu hat sich die Grafik im Gegensatz zum Vorgänger zu wenig weiterentwickelt. Vom Sound her bietet Dirt 3 dagegen einen wirklichen Leckerbissen. Man hört nicht nur die dröhnenden Motoren, sondern auch die unterschiedlichen Straßenbeläge sind greif-, spür- und hörbar. Die Menüs sind mit einer passenden Musik untermalt. Insgesamt ist das Game auf einem atmosphärisch hohen Niveau, auch wenn man das Gefühl hat, dass beispielsweise F1 2010 da noch mehr investiert und zu bieten hatte. Das liegt meiner Ansicht nach an den Details, wie zum Beispiel den Wohnwagen als Karriere- und Menüzentrale. Das ist ein Punkt, dessen Liebe zum Detail mir bei Dirt 3 etwas abgeht.
Das Fazit von: DeWerni
Einfach nur geil – oder auch nicht. Technisch gesehen macht Dirt 3 auf jeden Fall schon mal Vieles richtig, auch wenn man festhalten muss, dass sich gegenüber dem Vorgänger nicht allzu viel getan hat. Lediglich die Optik wurde etwas verändert, Prinzip und Handling sind gleich geblieben. Die Kritik, die Dirt 2 einstecken musste, ist teilweise angegangen worden. So ist ein Großteil der angebotenen fahrerischen Events im Bereich der Rallyes und einiger Varianten angesiedelt. Was sicherlich Geschmackssache ist, ich aber auf gar keinen Fall verstehen kann, sind die aus meiner Sicht fehlplatzierten Gymkhana-Events. Warum muss ich in jedem aktuellen Rennspiel irgendwelche Drifts, Donuts, Airs oder ähnliches machen?! Verdammt, das muss ich mir schon in jedem Need for Speed Titel antun, warum jetzt auch in einem Rallyegame? Und warum MUSS ich diese dann auch noch fahren?! Nicht, dass Ihr das jetzt falsch versteht: Dirt 3 ist richtig gelungen und macht auch gerade online ein ganze Menge Spaß. Trotzdem der Appell an die Spieleentwickler: Wenn ich ein Racegame kaufe, möchte ich Racen – Legt doch auch bitte wieder den Fokus darauf!
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