Giovannis Insel

Giovannis Insel

Originaltitel: Jobanni no shima
Genre: Anime • Drama
Regie: Mizuho Nishikubo
Laufzeit: DVD (97 Min) • BD (102 Min)
Label: Universum Anime
FSK 6

Giovannis Insel   24.02.2015 von Zahnfee

Aus der Reihe Vergangenheitsbewältigung haben wir uns heute das Anime Giovannis Insel für Euch angesehen. Wie einst Die letzten Glühwürmchen, beschäftigt sich auch Giovannis Insel mit einem eher düsteren Kapitel der Nachkriegszeit. Ob sich die Reise lohnt, erfahrt Ihr selbstverständlich hier bei uns...

 

Japan, 1945. Der Zweite Weltkrieg nagt noch an den beteiligten Nationen, und auch Japan kommt nicht zur Ruhe. Der Grenzkonflikt mit Russland eskaliert und russische Truppen rücken in Teilen Japans als Besatzer ein. Die Brüder Junpei und Kanta führten ein bis dahin unbeschwertes Leben, wenn man davon absieht, dass ihre Mutter nicht mehr lebt und der Vater als oberster Kommandant der Inselstreitkräfte selten zu Hause ist. Doch die heiteren Tage sind vorbei, als die Japaner erst einmal den Repressalien der Besatzer ausgesetzt sind. Werden anfänglich nur die Häuser verwüstet und Gegenstände mitgenommen, kommt es bald zur Zwangsenteignung der Inselbewohner. Auch Junpeis Familie muss den Kuhstall beziehen, während ein hochrangiger Kommandant der russischen Armee im Haupthaus residiert.

 

Bald teilen sich japanische und russische Kinder die Schulräume, und Junpei knüpft erste zarte Bande zu Tanya - der Tochter des in Junpeis Haus lebenden Kommandanten. Tanyas Eltern heißen die Freundschaft gut und die beiden Jungs als Gäste an ihrem Esstisch willkommen. Doch als Junpei und Tanya eines Tages beobachten, wie Junpeis Vater für den Widerstand arbeitet und anschließend verhaftet wird, kommt es zum Zerwürfnis zwischen den Kindern, dass das romantische Band zwischen den beiden zu zerstören droht. Als die Japaner schließlich von der Insel in Lager auf dem Festland deportiert werden, ist es für eine Versöhnung zu spät, und die beiden Brüder sind auf dem Weg in ein ungewisses Schicksal.

 

Werden Junpei und Kanta ihren Vater je wiedersehen? Können sie auf dem Festland Fuß fassen? Und kann Junpei Tanya jemals seine Liebe gestehen?

 

Zentrales Motiv dieser Produktion ist die transgalaktische Eisenbahn aus dem Lieblingsbuch des Vaters, “Die Nacht der Transgalaktischen Eisenbahn”, nach dessen Protagonisten Junpei und Kanta benannt sind. Sowohl im Buch als auch in der Fantasie der Jungen kann der Zug jeden mit auf Reisen nehmen, und dieser Glaube hilft den beiden, die missliche Situation der Besatzung und Deportation leichter zu ertragen. Die Fantasiesequenzen vermischen sich dabei spektakulär mit dem realen Leben der Kinder und sind fantastisch animiert. Angenehm ist, dass hier nicht mit dem Finger auf die bösen Besatzer gezeigt auch. Natürlich wird thematisiert, wie sehr die japanische Bevölkerung unter der Besatzung leidet, doch nie in Form einer Schuldzuweisung. Es wird sich im Gegenteil bemüht, viele (zwischen)menschliche Aspekte aufzuzeigen, anstatt die russischen Truppen zu verteufeln, womit Giovannis Insel trotz der dunkleren Thematik auch ein Appell für die Völkerverständigung ist. Die Handlung basiert zum Teil auf mit Zeitzeugen geführten Interviews, um ein möglichst genaues Abbild der damaligen Zeit zu schaffen.

 

Die handwerkliche Umsetzung ist insgesamt sehr gut gelungen. Giovannis Insel ist anfänglich wunderschön und farbenprächtig animiert, passt sich im Verlauf der Handlung dann aber farblich dem eher düsteren Tenor der Geschichte an. Animation und Design der Charaktere wirken allerdings in Summe etwas zu, man könnte fast sagen - comichaft, was der eher ernsteren Grundstimmung des Anime ein wenig an Glaubwürdigkeit nimmt. Tontechnisch macht Giovannis Insel alles richtig und bietet ein sehr harmonisches Soundpaket, das alle Kanäle der Soundanlage zu nutzen weiß.



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Das Fazit von: Zahnfee

Zahnfee

Giovannis Insel ist eines der wenigen Anime, die sich mit den japanischen Nachkriegswehen beschäftigen, und damit ein sehr mutiges Werk. Leider schwächeln die Handlungsstränge ab ungefähr der Hälfte etwas, und wirken teilweise konstruiert oder nicht schlüssig. Schade, dass es hier an Konsistenz mangelt, da man dem Anime sonst eine weitaus höhere Wertung geben könnte. Das ändert allerdings nichts daran, dass Giovannis Insel handwerklich sehr gut gemacht, und schon allein aufgrund der Thematik sehenswert ist. Geschichtlich Interessierte sollten hier in jedem Fall zugreifen und die etwas andere Perspektive auf die Nachkriegszeit genießen, die frischen Wind in dieses sonst eher düstere Thema bringt.


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