Hardcore
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BEWERTUNG |
09.09.2016 von Mario von Czapiewski
Ein Ego-Shooter als Film? Dieses Konzept wird in letzter Zeit häufiger für Filmproduktionen herangezogen... Doch während alle vorherigen Versuche sich auf den Heimvideomarkt beschränkten, versuchte es der russische Film Hardcore in den internationalen Kinos und fuhr dafür einiges auf. Nun gibt es das Actionfeuerwerk auch für das Heimkino zu erstehen.
Henry erwacht als roboterähnliche Kampfmaschine und hat keine Ahnung was eigentlich los ist. Sein Gedächtnis wurde blockiert und sein Körper mechanisch modifiziert. Als seine Erweckerin/Ehefrau Estelle (Haley Bennett) entführt wird, muss er sich auf die Suche nach ihr machen. Der übernatürlich-begabte Söldnerchef Akan (Danila Kozlovsky) hat sie in seiner Gewalt und schickt unzählige Soldaten, die Henry aufhalten sollen.
Die Idee zu Hardcore Henry, wie der Film im Original heißt, entstand durch ein Musikvideo-Projekt des Regisseurs Ilya Naishuller, welcher auch bei der Langfilmversion Regie führte. Tatsächlich kann man Hardcore über weite Strecken das Prädikat "Ego-Shooter-Film" verleihen, weil besonders im Mittelteil fast ausschließlich auf diese Narrative gesetzt wird. Dabei ist "Narrative" jedoch ein sehr hochgestochener Begriff, denn eine wirkliche Handlung erzählt Hardcore nur selten. Die meiste Zeit läuft Cyborg Henry von A nach B und vermöbelt bzw. schlachtet dabei seine Widersacher scharenweise.
Dies ist auch das eigentliche "Verkaufsargument" des Films - die Action und die überbordende Gewalt. Hardcore ist ein unfassbar gewalttätiger und teilweise auch wirklich grausamer Film, der zwar immer wieder versucht seiner Brutalität ein Augenzwinkern aufzudrücken, dies jedoch nicht immer schafft. So sind die Actionszenen zwar unglaublich divers und sehr überzeugend inszeniert, doch manche Gewaltexzesse kratzen tatsächlich auch heute noch an Grenzen. Vor allem die allgegenwärtige Ego-Perspektive, die sicher auf Grund ihrer Hektik und Wackelei nicht jeden überzeugen wird, unterstützt die teilweise drastische Härte des Films. Menschen brennen, Köpfe explodieren, Körperteile fliegen nur so herum und Ausweidungen finden mehr als nur einmal statt. Damit ist der Film auf gar keinen Fall für Leute geeignet, die Gewalt (auch im Bereich Film) eher als abschreckendes oder handlungsunterstützendes Storyelement begreifen. Hardcore möchte ausschließlich Splatterfans ansprechen und löst bis zum Ende jede Erwartungshaltung demgegenüber ein.
Schauspielerisch sticht Sharlto Copley (District 9) besonders hervor, der teilweise mit einer unbändigen Freude und aufwendigen Mehrfachrollen in dem inszenierten Massaker im wahrsten Worte "herumtanzt". Alle weiteren Darsteller bleiben eher blass und dienen oft nur als Schmückwerk. Auch der Hauptfigur Henry werden keinerlei erkennbare Charakterzüge zugeschrieben.
So ist Hardcore am Ende ein interessantes Ich-Perspektiven-Projekt, welches mit seiner dünnen Story und ausufernden Gewalt ein ganz spezielles Publikum ansprechen möchte. Wer sich dazu zählt, wird mit dem Film flotte und unterhaltsame 90 Minuten erleben, die man tatsächlich so schnell nicht wieder vergessen wird.
Die Blu-ray-Veröffentlichung bietet den Film in hervorragenden Qualität mit einer guten deutschen Synchronisation und der englischen Originaltonspur im Dolby-Atmos-Format. Bei den Extras finden sich zwei informative Audiokommentare, zahlreiche Musikvideos, Making-Of-Material, entfernte Szenen und einiges mehr. Somit ist vor allem auch die Blu-ray mit ihrer umfangreichen Ausstattung für Interessenten sehr zu empfehlen. Cover & Bilder © capelight pictures OHG Das Fazit von: Mario von Czapiewski
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