Black Bean bringt den nächsten Teil des erfolgreichen Motorradracers auf den Markt. Dieses Mal warten einige Veränderungen auf euch. Welche das sind und ob sie etwas taugen, erfahrt ihr im nachfolgenden Bericht. Schwingt euch abermals aufs Bike, werft die Motoren an, wartet auf die grüne Ampel und startet mit qualmendem Gummi…
Der Publisher Black Bean hat vor Kurzem das neue Produkt der Gameschmiede Milestone für die aktuellen Konsolen von Microsoft und Sony sowie den PC auf den Markt gebracht. Bisher konnte die erfolgreiche SBK-Serie vor allem bei Freunden der gepflegten Simulation punkten, die vor allem den Fokus auf Realismus gesetzt haben und weniger auf
spektakuläre Rennen. Was dem Spiel allerdings immer ein wenig nachhing, war bisher die Art der Präsentation, die doch oft ein wenig unliebsam und karg ausgefallen ist. An der diesjährigen Version, die als SBK X – Superbike World Championship betitelt wird, wurde an all diesen Sachen von den Entwicklern sehr intensiv gearbeitet. Deswegen wurde das Spiel praktisch auf drei Standbeine gestellt: Den typischen Simulationsmodus, der alljährlich die Realismus-Fans der Serie begeistert, den Multiplayermodus, der dieses Jahr wieder eine Menge Spaß bereitet – aber dazu später mehr – und den neu eingeführten Arcademodus, der das Spiel auch für Anfänger und Einsteiger in das Genre attraktiver machen und damit mehr Fans bringen soll. Zusätzlich wurde auch weiter an der Präsentation gearbeitet, was im Vergleich zum Vorgänger auch sichtbar ist, trotz allem stellt die Präsentation weiter die Schwachstelle des Spiels dar. Ein Wort an dieser Stelle noch zum Umfang des Spiels – dieser ist nämlich durchaus erwähnenswert. Ihr könnt euch in drei verschiedenen Motorradklassen austoben, die sich am Original orientieren: Superstock 600, Superstock 1000 und Supersport. Ihr habt dabei die Möglichkeit zwischen mehr als 80 originalen Rennfahrern, zahlreichen Bikes von 10 unterschiedlichen Herstellern zu wählen und könnt mit diesen auf 14 verschiedenen Kursen euer Können unter Beweis stellen. Das Lizenzpaket ist also ordentlich und deren Umsetzung kann sich durchaus sehen lassen.
Netter, wilder Arcademodus
So, nun wird es also Zeit, sich endlich auf das virtuelle Bike zu schwingen und eine Proberunde zu absolvieren. Dazu muss man zunächst den Modus auswählen, in dem man fahren möchte. Als beginnender und unerfahrener Rennfahrer sollte man auf alle Fälle den Arcademodus wählen. Dabei spielt die Fahrphysik so gut wie keine Rolle. Ihr könnt fast ungebremst in eine Kurve fahren und dann in Schräglage die Geschwindigkeit immer noch per Bremse oder Gashebel bestens anpassen. Ihr werdet es dabei kaum einmal schaffen, dass euer Fahrer gezwungenermaßen absteigen muss. Ein weiterer Vorteil dieses Modus ist, dass man sich nicht um irgendeine Bremsbalance kümmern muss, es ist nämlich dabei vollkommen egal, ob ihr die Vorder- oder Hinterradbremse betätigt, beide agieren praktisch gleich. Außerdem steht euch sogar ein kurzer Boost zur Verfügung, den ihr aber auch in den Rennen dringend benötigt, da eure Gegner schon ordentlich Gas geben. Schon von der Beschreibung her merkt ihr sicherlich sofort, dass der Modus eher für Gelegenheitsspieler beziehungsweise Einsteiger gedacht ist, die sich erst ein wenig an die Steuerung einer Rennmaschine gewöhnen müssen. Bei diesem Modus stehen euch als Spielmodi die typischen „Schnellen Rennen“, „Zeitrennen“ und auch eine komplette „Meisterschaft“ zur Verfügung – nicht allerdings der Karrieremodus, dieser bleibt Spielern der Simulation vorbehalten. Also, schwingt euch als Neueinsteiger gleich mal auf ein Bike eurer Wahl und rast willkürlich und ohne viel nachzudenken über eine der zahlreichen Pisten.

Realistische Karriere
So, genug vom sinnlosen Rasen – schauen wir uns den wirklich in allen Belangen ungleichen Simulationsmodus mal ein wenig genauer an. Erst einmal stehen euch hier wiederum, wie schon erwähnt, die Rennmodi Schnelles Rennen, Zeitrennen, komplette Meisterschaft und zusätzlich auch eine vollständige Rennkarriere zur Auswahl bereit. Es sei gleich vor diesem Modus gewarnt, er benötigt eine Menge Übung und auch ein wenig Geduld, um sich richtig zu Recht zu finden. Außerdem werden die kleinsten Fehler auf der Strecke nicht verziehen. Um eine perfekte Runde hinzubekommen, sollte man die Strecke, ihre Tücken und vor allem auch ihre Bremspunkte genau kennen. Dann muss man am besten noch eine ordentliche Abstimmung für die entsprechende Strecke gefunden haben. Es können Kleinigkeiten wie die Reifenwahl oder die Einstellung der Bremsbalance zwischen Vorderrad- und Hinterradbremse über Sieg oder Niederlage entscheiden. Was an dieser Stelle auf alle Fälle nicht unerwähnt bleiben sollte, ist das Feature des Evolving Track (auch Evo Track genannt). Dabei verändert sich die Rennstrecke von Runde zu Runde: Auf der Ideallinie der Strecke beginnt der Reifenabrieb sichtbar zu werden, Dreck sammelt sich an heiklen Stellen oder eine Strecke trocknet an viel befahrenen Stellen schneller ab als an anderen. So muss man immer auf die eventuellen Gegebenheiten als Fahrer vorbereitet sein und mit dem entsprechenden Fahrstil darauf reagieren können. Da kann man den Entwicklern an dieser Stelle nur zu diesem Feature gratulieren. Sehr gute, innovative Idee mit gelungener Umsetzung.
Also, jetzt aber nichts wie rein in die Karriere, geübt haben wir ja sicherlich schon genug, oder?! Zunächst dürfen wir uns hier einen eigenen Rennfahrer zusammenstellen. Die Möglichkeiten zur Individualisierung sind zwar vorhanden – nicht aber im Überfluss. Das Ganze ist aber bei einem Motorradrennspiel auch nicht ganz so wichtig, unser Rennfahrer wird ja eh in Bekleidung und Helm verschwinden. Zum Glück dürfen wir aber auch diese hier ausreichend individualisieren. So nun heißt es bei der Karriere gleich mal an die Aushandlung eines Vertrages zu gehen. Hat man dann schlussendlich den richtigen Rennstall mit den richtigen Vertragsbedingungen gefunden, kann man sich auch den eigentlichen Aufgaben eines Rennfahrers widmen. Man beginnt in der untersten Klasse – der Superstock-Klasse. Nun muss man versuchen, die vertraglichen Vorgaben eines Rennstalls zu erfüllen. Dabei reist man Woche für Woche von Strecke zu Strecke und gibt sein Bestes. Diese Wochen gleichen dann wiederum den Rennwochenenden, bei denen man auf einer Strecke diverse Sessions in Form von freien Trainings, Qualifikationen und den eigentlichen Rennen. Dabei hat man genug Möglichkeiten, das Motorrad und die Strecke ausgiebig kennen zu lernen, den besten Fahrstil und das richtige Setup für die Strecke zu finden, was aber gar nicht unbedingt nötig ist, um den Sieg mitzufahren – Die KI ist da nicht besonders fordernd. Meist lassen sich die Gegner auch in der Voreinstellung schlagen. Das Team der Mechaniker gibt dann übrigens auch noch hilfreiche Tipps, wie man noch ein paar Zehntel aus der Maschine heraus kitzelt.

Die ganze Prozedur um Freies Training, Qualifikations- und Rennsetup wirkt allerdings sehr lieblos mit statischen Dialogboxen abgehandelt. Es gibt so schon einige Möglichkeiten, an denen auch Tüftler ihren Spaß haben werden, was aber nicht wirklich motivierend wirkt und dann noch nicht einmal wirklich erfolgreich verläuft, da die Gegner auch so schlagbar sind. So wird in der Karriere ein Wochenende nach dem anderen abgespult. Zwischen den einzelnen Wochenenden bekommt man dann allerdings vom Team noch jeweils eine Herausforderung gestellt, deren erfolgreicher Abschluss zu einer technischen Verbesserung des eigenen Motorrads führt. Dabei handelt es sich beispielsweise um das Halten einer gewissen Durchschnittsgeschwindigkeit über einen gewissen Zeitraum hinweg oder Abfahren einer Optimallinie. So kann man sein Bike Stück für Stück weiter aufwerten und konkurrenzfähiger machen. Ihr kämpft euch dann schließlich durch maximal acht Saisons, um an das große Ziel eurer Träume zu kommen.
Online Racing-Fun
In diesem Modus kann man mit bis zu maximal 16 Spielern gleichzeitig um die Wette fahren. Als Spielmodi wurden die Schnellen Rennen, Zeitrennen und die kompletten Meisterschaften übernommen. Ein Level bestimmt über die Fähigkeiten der einzelnen Fahrer. Zu Beginn ist ein Rennen gegen menschliche Gegner wirklich sehr frustrierend. Man muss die Strecken und sein eigenes Motorrad schon wirklich gut kennen, um einigermaßen mithalten zu können. Eine automatische Zusammenführung Spieler gleichen Levels, wie es andere Spiele vormachen, gibt es leider nicht – schade. Aber nach einer kurzen Eingewöhnungszeit macht das ganze einen riesen Spaß, vor allem auch weil man ganze Meisterschaften nachspielen kann und die letztjährige maximale Spieleranzahl von 12 auf 16 erhöht. So wird man doch eine Weile bei der Stange gehalten und wenn das Ganze dann auch noch gegen andere Spezl geht – Wahnsinn!
Grafik und Sound
Wie bereits angesprochen, stellt SBK X immer noch kein technisch wirklich ausgereiftes Produkt dar. Dabei will ich überhaupt nicht an der Physikengine, der Steuerung oder Ähnlichem rummeckern. Nein, es bleibt nur dabei, dass die Optik des Games noch immer Potential nach oben besitzt, auch wenn im Vergleich zur letzten Version deutliche Fortschritte gemacht worden sind. Beispielsweise kann man hervorheben, dass die Bikes an sich und die Rennfahrer oben drauf sehr gut in Szene gesetzt wurden, auch die Rennstrecken an sich gehen von ihrer Gestaltung her noch einigermaßen in Ordnung, allerdings wirkt das ganze Drumherum doch sehr lieb- und detaillos. Dafür wiederum hat sich Milestone sehr viel Mühe mit einzelnen Details gegeben. Zum einen wurde das erläuterte Evolution Track Feature integriert, zum anderen aber auch die Wettereffekte schön dargestellt. Was dabei vor allem auffällt und für die richtige Stimmung sorgt, sind die gegen die Scheibe klatschenden Regentropfen, die sich spiegelnden Sonnenstrahlen oder die Spiegelungen in den Pfützen auf dem Asphalt.
Sehr gut umgesetzt – und das ohne wenn und aber – sind die Soundeffekte. Die klingen wirklich immer und überall sehr gut – egal ob direkt auf der Piste als Motorengeräusch oder im Hintergrund als passende und packende, rockige Untermalung des Games. Das Einzige, was ein wenig schade ist, ist die geringe Songauswahl, die aber ansonsten sehr gut gelungen ist. Insgesamt gesehen ist die technische Umsetzung in Ordnung, könnte aber besser sein und sollte – wie so oft – den Ansatz für die Entwickler für die nächste Version bieten.
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