The War Dog
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BEWERTUNG |
23.07.2020 von Michael RotheKriegsfilme sind für mich eher eine zwiespältige Sache. Wird zu sehr heroisiert oder trieft der Film gar vor Patriotismus? Ist es eine sachlich dokumentarische und historisch korrekte oder sehr parteiische Darstellung der Geschehnisse? Geht es letztendlich doch nur um den Kriegshintergrund, um einen passablen Actionfilm abzuliefern? Hier liegt mit einem weiteren russischen Kriegsfilm neben unter anderem dem pathetischen, aber durchaus gelungenen Stalingrad eine Mischung aus Drama, schonungsloser Ehrlichkeit und etwas "Liebesgeschichte" vor...
Inhalt
Slava ist Kampfpilot. Bei einem Angriff der Deutschen auf ein Lager verliert er sein Bein, womit der Traum vom Fliegen stirbt. Desillusioniert bleibt er zurück und selbst seine Freundin vermag es nicht, ihn aufmuntern. Erst, als die Rote Armee darauf aufmerksam wird, wie schlau und gehorsam sein Hund "Prinz" ist, keimt neue Hoffnung auf, denn beide werden einer Panzerabwehrstaffel zugeteilt. Was das letztendlich aber wirklich bedeutet, wird erst in der nächsten Zeit klar...
Das war ein schwieriger Fall von Film. Es ist nicht möglich, den Krieg, welchen auch immer, halbwegs schön darzustellen. Hier wird ein Kapitel gezeigt, dass mir persönlich weh tut. Krieg ist bescheuerte Menschensache, in die kein unschuldiges Tier verwickelt werden sollte. Dieser Film zeigt eines dieser düsteren Kapitel, in denen der Mensch verzweifelt genug war, unschuldige Tiere für seine schon irgendwie dummen Zwecke zu opfern. "Immerhin" geschieht es hier aus reiner Verzweiflung, nicht aus Pragmatismus wie bei diversen mit Bomben bestückten Delphinen. Besser macht es das dennoch nicht. Das ist pauschal zwar derbe Prämisse genug, ein etwas anders unmenschliches Kapitel Kriegsgeschichte zu erzählen, die auch ungemein bewegen sollte. Das tat sie in meinen Augen aber leider nicht.
Die Thematik ist und bleibt brisant, ist absolut diskutierenswürdig und in meinen Augen auch verwerflich genug. Ich weiß aktuell nicht, ob es möglicherweise an der Synchronisation lag, dass der Film bei mir nicht richtig gezündet hat. Ich mag russische Filme meistens wirklich sehr. Leider hatte ich hier das Gefühl, einen Film eher auf TV-Niveau mit den üblichen Mankos zu haben:
Zugute halten kann man dem Film ein sehr schonungsloses Bild auf diese Zeit, die russische Mentalität und die förmlich greifbare Verzweiflung der russischen Regierung, Land und Leute im Zaum zu halten und alles möglichst geordnet ablaufen zu lassen. Leider wurde dies oft genug nur mit Waffengewalt oder deren Androhung gegen das eigene Volk erreicht und hier nimmt der Film kein Blatt vor den Mund, sondern hält sachlich schonungslos drauf. Das ist dann für mich neben dem dramatischen Inhalt auch plötzlich zum Kernstück des Films geworden: das schonungslose, rohe Portrait des Krieges, in deren Wirren sich die Regierung gegen die eigenen Leute wendet. Dass die Russen ihre eigenen Leute als Kanonenfutter vorschicken, ist kein Geheimnis, aber dass das erstmal auch von russischer Seite derart drastisch gezeigt wird, finde ich besonders.
Details zur Bluray
Bild und Ton können sich hier durchaus sehen und hören lassen. Das Bild hat hier meist einen miniminimal bläulichen Stich, was ich der nüchternen Betrachtungsweise durchaus als förderlich empfinde. So wird man stets daran erinnert, dass hier zwar auch viele Gefühle und deren Ausbrüche thematisiert werden, aber der nüchterne russische Charakter überwiegt.
Die Synchronisation habe ich oben kurz erwähnt. Daran gibt es eigentlich nichts zu bemeckern. Die Sprachausgabe ist jederzeit lippensynchron und klar und deutlich zu verstehen. Ich kann mir aber vorstellen, dass sie die herrschende Stimmung nicht authentisch wiedergibt. Leider ist keine russische Sprachfassung enthalten. Diese fand ich z. B. bei Attraction ziemlich hilfreich. Cover & Bilder © Koch Films GmbH Das Fazit von: Michael Rothe
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