Die Besessenen (2020)
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BEWERTUNG |
31.08.2020 von MarSDer Roman The Turn of the Screw des Schriftstellers Henry James aus dem Jahr 1898 ist nicht nur beliebter Stoff für Literaturwissenschaftler, sondern wurde bereits mehrfach für Kino und Fernsehen adaptiert. Nun hat sich die italienisch-kanadische Regisseurin Floria Sigismondi (The Runaways) ebenfalls an eine eigene Interpretation der Horrorgeschichte gewagt...
Inhalt
Um endlich etwas in ihrem Leben zu bewirken, kündigt die junge Kate (Mackenzie Davies) ihren Job als Lehrerin und nimmt eine Stelle als Gouvernante für die kleine Flora (Brooklyn Prince) an. Die hat vor Jahren ihre Eltern bei einem Unfall verloren und wächst seitdem gemeinsam mit ihrem Bruder Miles (Finn Wolfhard) unter der Obhut des alten Hausmädchens Nancy in Isolation auf. Zunächst ist Kate fasziniert von dem riesigen Anwesen der Familie und auch der Kontakt zu Flora scheint ihr leicht zu fallen. Als jedoch plötzlich Miles auftaucht, der durch sein aggressives Verhalten vom Internat suspendiert wurde, ändert sich die Situation zusehends. Kate ist nicht nur den sonderbaren Launen von Miles ausgesetzt, sondern wird immer häufiger von düsteren Erscheinungen geplagt. Stecken die Kinder hinter den Ereignissen oder lauert in dem alten Gemäuer etwas Anderes? Schon bald ist sich Kate nicht mehr sicher, ob es hier mit rechten Dingen zugeht, oder ob sie vielleicht dabei ist, ihren Verstand zu verlieren...
So oft, wie die literarische Grundlage bereits verfilmt wurde, ist es wohl nicht verwunderlich, dass beinahe alles in Die Besessenen bereits bekannt zu sein scheint. Kaum ein Element dieser Haunted-House Geschichte lässt den geneigten Genrefan aufhorchen, denn irgendwie hat man alles schon einmal irgendwo anders gesehen. Zugegeben, Floria Sigismondi gelingt es hervorragend, ihr Setting zum Aufbau einer angespannten, düsteren Atmosphäre zu nutzen und eine wohlige Gruselstimmung aufzubauen. Auch die Darsteller geben allesamt ihr Bestes, um dem Ganzen die benötigten Facetten zu entlocken, um den Zuschauer trotz bekannter Klischees bei Laune zu halten. So ist es dementsprechend nicht weiter überraschend, dass es durchaus einige knackige Szenen zu bewundern gibt, die einem einen leichten Schauer über den Rücken jagen beziehungsweise ein äußerst unwohles, unbequemes Gefühl hinterlassen. Gerade Finn Wolfhard, bekannt aus den beiden ES-Teilen oder auch der Netflix-Erfolgsserie Stranger Things, weiß als fieser kleiner Satansbraten zu überzeugen, während Mackenzie Davis (Der Marsianer, Terminator: Dark Fate) glaubhaft an der Grenze zum Wahnsinn wandelt. So weit, so gut, könnte man jetzt meinen. Ein weiterer Haunted-House Horrorfilm nach üblichen Mustern, der nicht viel Neues zu bieten hat, aber dennoch Genrefreunde gut zu unterhalten weiß. Wäre da nicht das Finale...
Ja, der große Höhepunkt des Films. Genau der ist schließlich verantwortlich dafür, dass sich Die Besessenen in die Riege der Streifen einreiht, die es zum Schluss so richtig in den Sand setzen. Und das in diesem Fall nicht nur ein wenig, sondern wie kaum ein anderer eigentlich gelungener Horrorfilm zuvor. Was Floria Sigismondi hier auf den Zuschauer loslässt, spottet eigentlich jeder Beschreibung, denn das Ende ist dermaßen wirr, sinnlos und chaotisch, dass jeglicher positive Eindruck der vorangegangenen Geschichte auf einen Schlag in Vergessenheit gerät. In den USA führte das Finale zu einem vernichtenden Ergebnis bei den Kinogängern, wobei das auf der Disc zu findende alternative Ende bereits vermuten lässt, dass Frau Sigismondi schon vor dem eigentlichen Kinostart um ihren schwachen Höhepunkt wusste. Sieht man sich das alternative Ende nämlich einmal genauer an, dann wünscht man sich unweigerlich, genau dieses im Film gesehen zu haben, denn damit hätte das Ganze nicht nur einen runderen, stimmigeren Abschluss erhalten, sondern auch der deutsche Filmtitel hätte damit viel mehr Sinn ergeben. Zudem befindet sich im alternativen Ende eine der ekligsten Szenen des Trailers, die es wiederum in den eigentlichen Film gar nicht geschafft hat.
Details der Blu-ray
Technisch gibt es rein gar nichts an der Blu-ray auszusetzen. Das Bild ist sehr scharf und detailreich, während die leicht entsättigte, oftmals triste Farbgestaltung perfekt die erzeugte Atmosphäre unterstützt. Abgesehen von gelegentlichem, marginalen Filmkorn ist das Bild absolut sauber und laufruhig. Der satte Schwarzwert bietet wirklich dunkle Bildbereiche, lässt aber dennoch im überwiegend finsteren Szenenbild kaum Details verschwinden. Beeindruckend räumlich und weitläufig ist die in Dolby Digital plus 7.1 abgemischte Tonspur, die kraftvoll alle Boxenbereiche zu nutzen weiß. Sowohl die Sprachausgabe wie auch die stetig eingebundenen Effekte und Umgebungsgeräusche sind klar und dank hervorragender Kanaltrennung durchwegs perfekt zu orten. Cover & Bilder © Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten. Das Fazit von: MarS
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