Frankenstein & Ich
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BEWERTUNG |
14.06.2020 von Dan DeMento
Die Geschichte von Frankenstein und seiner Kreation dürfte es mittlerweile wohl auf eine dreistellige Zahl an Verfilmungen bringen. Von sehr romannahen Werken wie Mary Shelley´s Frankenstein mit Robert De Niro bis zu Klamauk wie Frankenstein Junior von Mel Brooks war in den letzten 110 (!) Jahren wohl alles dabei. Ein recht unbekannter Vertreter dieser Art ist Frankenstein und Ich von 1996, und dass trotz der Besetzung von Burt Reynolds und Ryan Gosling. Woran das liegt, haben wir für euch erforscht...
Inhalt:
Der 12-jährige Earl (Jamieson Boulanger) ist besessen von Filmmonstern, vor allem von der Kreatur von Dr. Frankenstein. Er zeichnet Comics, schleicht sich mit seinem Freund Kenny (Ryan Gosling) nachts ins Autokino und vernachlässigt dabei ziemlich seine schulische Laufbahn. Während das seiner Mutter (Myriam Cyr) zunehmend Sorgen bereitet, unterstützt ihn sein Vater (Burt Reynolds) - selbst ein hoffnungsloser Träumer - in seinen Phantasien. Als sein Vater plötzlich stirbt, bricht für Earl eine Welt zusammen. Ein paar Tage später entdeckt er auf einem Jahrmarkt "Frankensteins echtes Monster", und das Schicksal will es, dass ihm das Exponat bei der Abreise der Schausteller förmlich vor die Füße fällt. So steht sein Entschluss fest: Zu Ehren seines Vaters wird Earl Frankensteins Monster zum Leben erwecken!
Es leuchtet nicht ganz ein, warum der Film unter der Kategorie "Horror Classics Collection" vertrieben wird, denn mit einem Horrorfilm hat Frankenstein und Ich absolut nichts zu tun. Es ist vielmehr ein Kinder- oder bestenfalls Jugendfilm, der eher ins Nachmittagsprogramm von SuperRTL passen würde. Wesentlich verständlicher ist, warum Burt Reynolds und Ryan Gosling auf das Cover gepackt wurden, obwohl beide nur kleine Nebenrollen spielen. Mit Hauptdarsteller Jamieson Boulanger, den man hierzulande - wenn überhaupt - nur noch in einer winzigen Rolle in Sehnsüchtig mit Josh Hartnett und Diane Kruger zu sehen bekam, lässt sich eben kein Blumentopf mehr gewinnen beziehungsweise keine DVD mehr verkaufen.
Wenn man all das ignoriert und Frankenstein und Ich eine Chance gibt, gibt er aber einen zwar recht naiven, aber doch halbwegs unterhaltsamen Film ab. Es wimmelt vor Logiklöchern und es wird auch recht schnell klar, warum aus Jamieson Boulanger kein großer Schauspieler wurde, aber die Story an sich ist gut geschrieben. Es geht um einen Jungen, der nicht nur seinen Platz in der Welt finden, sondern nebenbei noch mit dem Tod seines Vaters und damit seiner größten Bezugsperson umgehen muss. Soweit also eine recht bekannte Geschichte, hier aber in Kombination mit der Frankenstein-Thematik halbwegs neu verpackt.
Mein persönliches Highlight des Films bilden Earls Tagträume, in denen er mit seinen besten Freunden die Geschichte von Frankenstein erlebt. Diese Sequenzen sind in hartem Schwarzweiß gedreht und erinnern Fans des Genres in vielen liebevollen Details bis hin zu ganzen Dialog-Teilen an den Klassiker von 1931 mit Bela Lugosi. Trotzdem wirken diese Teile nicht reingebastelt, sondern fügen sich perfekt in die Handlung ein und geben ihr eine weitere, oft erklärende, Ebene.
Das obligatorische Happy End (inklusive ironischem Mini-Cliffhanger) kommt nicht sonderlich überraschend, macht aus Frankenstein und Ich aber eine runde Sache.
Details der DVD:
Was man am Inhalt noch loben kann, muss man an der Qualität aber leider extrem bemäkeln. Bild und Ton sind kathastrophal, so gibt es eine ganze Szene, in der offenbar die Tonspur beschädigt war und stattdessen nur unverständliches "Roboter-Quietschen" zu hören ist. Wer in den 90er Jahren amerikanische Kinderserien auf Nickelodeon ertragen hat, weiß in etwa, was qualitativ auf ihn zukommt. Bonusmaterial gibt es leider nicht.
Cover & Bilder © Cargo Records GmbH / Teaser: www.sofahelden.de Das Fazit von: Dan DeMento
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