Replikator

Replikator

Originaltitel: Replikator
Genre: Science Fiction
Regie: G. Philipp Jackson
Hauptdarsteller: Michael St. Gerard
Laufzeit: DVD (94 Min)
Label: Mr. Banker Films
FSK 16

Replikator   28.12.2020 von Dan DeMento

Er sieht aus wie Elvis, doch er ist die Mordmaschine aus der Zukunft! Ganz ehrlich, braucht es mehr als diese Subline, um euch von dem Sci-Fi-Kracher Replikator zu überzeugen? Wirklich? Dann lest selbst, was der Thriller, dessen Hauptcast aus einem Elvis-Double und einer Pornodarstellerin besteht, sonst noch zu bieten hat.
 
Inhalt:
 
Es ist 2014, die Ozonschicht ist weg, die Luft ist giftig und die Menschen haben ihre Städte unter die Erde verlegt, wo die Unterhaltung darin besteht, in der virtuellen Realität Abenteuer zu erleben - gerne auch welche der sexuellen Art. Doch es gibt eine große Hoffnung: Den Replikator, der ohne technische Grenzen alles duplizieren kann, was man ihm vorsetzt. Somit scheinen Rohstoff- und Lebensmittelknappheit besiegt, und das ganz ohne die Umwelt noch mehr zu zerstören. Zwei Firmen liefern sich ein erbittertes Duell, die Technik zur Serienreife zu bringen: Einmal die Firma Biodesign, gegründet von Ludo Ludovic (Michael St. Gerard), dem Erfinder der Replikator-Technologie und auf der anderen Seite Zyklab, an deren Spitze nicht nur der zwielichtige Byron Scott (Ron Lea) steht, sondern auch die Expartnerin - und Exfreundin - von Ludo, Kathy Moscow (Brigitte Bako). Um den Wettlauf zu gewinnen, schickt Scott seine Schergen zu Biodesign, um die Disk mit der korrekten Formel zu stehlen und Ludo zu töten. Der Überfall schlägt jedoch fehl und Ludo wird nach einem Sturz in den laufenden Replikator selbst geklont. Und während Ludo, dem der Mord an seinen Laborkollegen in die Schuhe geschoben wurde, im Gefängnis landet, ist sein Klon auf dem Weg durch die Stadt - und der hat keinerlei Respekt vor menschlichem Leben...
 
Replikator hat bei seinem Erscheinen 1994 deutlich versucht, im Fahrwasser von Blade Runner, Terminator und ähnlichen Meilensteinen mitzuschwimmen, was der kanadischen Billigproduktion aber offensichtlich nicht gelungen ist. Um wenigstens auf dem deutschen Markt noch ein wenig aufzuräumen, wurde versucht möglichst jedes bewährte Klischee aufs Cover zu packen, das ein interessiertes Publikum ansprechen könnte. Wie so oft bei solchem Verzweiflungs-Marketing bleibt dadurch aber nicht mehr viel vom eigentlichen Plot übrig. Und während man über die Tatsache, ob Doppelhauptdarsteller Michael St. Gerard Elvis Presley wirklich besonders ähnlich sieht, durchaus noch streiten kann, so ist er auf jeden Fall keine "Mordmaschine aus der Zukunft". Zwar spielt der Film 2014, was damals immerhin verwegene 20 Jahre in der Zukunft lag, Klon-Ludo wurde aber ebenfalls dort erschaffen, kommt also streng genommen nicht aus der Zukunft, und ist vor allem keine Mordmaschine.
 
Zwar begeht er Morde, dies geschieht aber eher aus einer Art kindlicher Naivität, gepaart mit Ablehnung durch die Gesellschaft - da er für den Original-Ludo gehalten wird -, der Suche nach Liebe, verkörpert durch Pornosternchen Ilona Staller, und der einem seelenlosen Klon nun mal eigenen Gefühlskälte. Somit ist Replikator mehr eine recht verquere Interpretation des klassischen Frankenstein-Motivs als der Terminator-Aufguss, als der er verkauft wurde. 
 
Doch auch nachdem diese Lanze für den Film gebrochen ist - von einem Meisterwerk ist er wahrlich Lichtjahre entfernt. Es hat durchaus seinen Grund, dass Hauptdarsteller Michael St. Gerard seine Karriere bis 1994 als Elvis-Double verbrachte und danach komplett von der Bildfläche verschwand. Er spielt die beiden Rollen des Films nicht nur exakt gleich, was die Unterscheidung zwischen Klon und Original teilweise fast unmöglich macht, sondern auch mit einer emotionalen Bandbreite, gegen die Kristen Stewart ein Feuerwerk von Gesichtsausdrücken ist. Doch auch anderen Darsteller halten ihr Talent erfolgreich verborgen, eine der wenigen Ausnahmen ist die weibliche Hauptrolle - auch wenn sich der Name Ilona Staller auf dem Filmplakat wohl besser verkaufte - Brigitte Balko, die wirklich eine solide Leistung abliefert und ein Jahr später im stilistisch ähnlich angelegten, aber ungleich erfolgreicheren Strange Days eine etwas größere Rolle bekleiden durfte.
 
Als Trash funktioniert Replikator immer noch hervorragend, weil wirklich kaum ein Klischee ausgelassen wurde. Eine Hauptfigur mit bürgerlichem Namen Ludovic Ludovic, ausgedachte Computersprache, blinkende Untergrundstädte und nur unwesentlich weniger blinkende Kostüme, hier wurde wirklich alles getan, um ein zwar nicht innovatives, aber doch zumindest an den richtigen Stellen zusammengeklautes Drehbuch komplett ins Lächerliche zu ziehen. Angereichert mit - vor allem in der deutschen Synchronfassung - einigen flotten Sprüchen und etwas eingestreuter harmloser Gewalt - immerhin prankt groß UNCUT auf dem Cover - hat Replikator zumindest das Zeug zu einem hirnlosen Filmchen für eine gesellige Runde unter Einsatz alkoholischer Getränke. 
 
Science-Fiction-Fans werden an dem Streifen wohl wenig Freude haben, zu offensichtlich sind die Logiklöcher und der grobe wissenschaftliche Unsinn, der selbst Laien sauer aufstößt. Wer aber in das abtauchen will, was sich die Kanadier 1994 unter der Zukunft vorstellten, kann mit Replikator sicher seinen Spaß haben.
 
Details der DVD:
 
Viel remastert wurde hier nicht. Mit 4:3-Bild und Stereoton rauscht der Film so vor sich hin, wenn man sich aber daran mal gewöhnt hat, gibt es keine großen Störungen oder Bildfehler mehr. An Bonusmaterial gibt es ein paar Trailer.


Cover & Bilder © Cargo Records GmbH / Teaser: www.sofahelden.de


Das Fazit von: Dan DeMento

Dan DeMento

 

Ganz klar ein Kandidat für die SchleFaZ, von einem Science-Fiction-Klassiker weit entfernt, aber trotzdem irgendwie erstaunlich unterhaltsam. Wer mit 90er-B-Kino etwas anfangen kann, darf hier getrost zugreifen.


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