Split Desires - Dunkle Triebe

Split Desires - Dunkle Triebe

Originaltitel: Satsujinki o kau onna
Genre: Erotik-Thriller
Regie: Hideo Nakata
Hauptdarsteller: Rin Asuka
Laufzeit: DVD (79 Min) • BD (82 Min)
Label: Busch Media Group
FSK 18

Split Desires - Dunkle Triebe   25.02.2023 von Dan DeMento

Ein Erotik-Thriller, inszeniert von Ring und Dark Water Mastermind Hideo Nakata? Da ist man doch selbst als entschiedener Nicht-Fan asiatischer Horizontalkunst geneigt, einen Blick zu riskieren. Das haben wir dann auch getan und jetzt verraten wir euch, ob wir unsere Zeit mit Split Desires - Dunkle Triebe bereut haben oder nicht.
 
Inhalt:

14. Februar 1998 - die kleine Kyoko entledigt sich ihres übergriffigen Stiefvaters auf äußerst effektive Weise - indem sie ihn von der Dachkante ihres Hauses stößt. Auch 20 Jahre später hat sie (Rin Asuka) noch mit beiden Traumata zu kämpfen. Von Männern hält sie sich lieber fern, doch auch ihre Beziehung mit der extrem dominanten und mindestens ebenso eifersüchtigen Naomi (Shôka Ôshima) steht unter keinem guten Stern. Vor allem als sie feststellt, dass ihr Lieblingsautor Fuyuki Tajima (Kenji Mizuhashi) nur ein paar Türen weiterwohnt, und die beiden schließlich Gefühle füreinander entwickeln. Nun muss Kyoko zusehen, dass sie nicht nur Naomi, sondern auch die beiden anderen Frauen, mit denen sie ihr Leben teilt, loswird...
 
Es war extrem schwierig, diese Inhaltsangabe zu verfassen, ohne direkt den ersten Plottwist von Split Desires - Dunkle Triebe preiszugeben. Eine Rezension zu schreiben, ohne ihn zu verraten, ist schlicht unmöglich. Wer den Film also komplett unvoreingenommen genießen möchte, der sollte an dieser Stelle aufhören zu lesen.
 
Besagter Twist wird zwar bereits nach einer knappen halben Stunde aufgelöst und kündigt sich für etwas geübtere Zuschauer noch erheblich früher - wenn nicht schon beim Filmtitel - an, ist aber deswegen nicht weniger effektiv. Natürlich wohnt Kyoko nicht mit drei Frauen zusammen, die scheinbar willkürlich in ihrer Wohnung ein- und ausgehen, sondern die leidet unter einer dissoziativen Identitätsstörung, bei der zu jeweils mehr oder weniger passenden Momenten die anderen Damen übernehmen. Zum Beispiel dann, wenn sie ihrer Mutter den Mann ausspannt oder ihren Gefühlen zu dem netten Schriftsteller in den entscheidenden Momenten doch wieder den Riegel vorschiebt.
 
Gelegentlich sind diese feindlichen Übernahmen sehr schön inszeniert und hier bemerkt man sehr deutlich die Handschrift von Japan-Horror-Legende Hideo Nakata, der immerhin für die beiden (originalen) Ring-Filme sowie Dark Water - Besuch aus dem Jenseits verantwortlich ist. Doch - man möchte sagen leider - konzentriert sich Split Desires - Dunkle Triebe nicht auf diese durchaus gelungenen Mystery-Elemente, sondern will nebenbei viel zu viel. Unter anderem eine Liebesgeschichte erzählen - und gerade dieser Teil geht leider ziemlich in die Hose.
 
Doch auch ganz generell findet Split Desires - Dunkle Triebe keine wirkliche Sprache und stolpert recht unmotiviert zwischen Mystery-Thriller, ernsthaftem Drama und völlig überzogenerer Mutter-Tochter-Beziehung hin und her, bringt dabei aber nichts wirklich zu Ende und wiederholt sich in einer Tour. Das ist vor allem deswegen schade, weil der Film viele gute Ansätze bringt, diese aber alle wirkungslos verpuffen lässt. So wird sehr effektiv illustriert, dass toxische Beziehungen (egal, wie eingebildet sie sein mögen) nicht nur in heterosexuellen Beziehungen möglich sind, um diese Dynamik, sobald der Plottwist-Knoten einmal geplatzt ist, einfach nicht mehr aufzugreifen.
 
Ein weiteres, wenn nicht das größte Problem ist der massive Fokus auf Sex und Nacktheit. Dafür dass die in Split Desires - Dunkle Triebe gezeigten Sexszenen eigentlich (Vorsicht, erneuter Spoiler) allesamt Vergewaltigungen sind, werden sie eindeutig zu intensiv, beinahe pornografisch auserzählt. Um einen erzählerischen Standpunkt zu verdeutlichen, ist das zu viel, und wer so etwas erotisch findet, sollte sich eventuell ein paar Gedanken über die eigene Einstellung machen. Ob es damit zu tun hat, dass Regisseur Hideo Nakata die 60 mittlerweile auch schon überschritten hat und er beileibe nicht der erste Virtuose wäre, der seine Genialität ein paar Nahaufnahmen von ein paar Brüsten opfert, überlassen wir der persönlichen Einschätzung eines jeden Zuschauers.
 
Ein weiteres, nicht ganz unerhebliches Problem: Die Darsteller. Wer sich gelegentlich mit asiatischem Kino beschäftigt, weiß natürlich, dass die Art der Schauspielerei dort ein klein wenig anders ausfällt als wir es gewohnt sind und von unseren westlichen Augen als hart an der Grenze zum Overacting wahrgenommen werden dürfte. Daran gewöhnt man sich irgendwann, aber im Fall von Split Desires - Dunkle Triebe wird diese Grenze teilweise sehr deutlich überschritten. Dazu trägt auch die deutsche Synchro bei, die sich höchstens auf B-Movie-Niveau befindet.
 
Die vier Darstellerinnen von Kyoko und ihren Persönlichkeiten machen ihren Job recht solide, doch an der Handvoll anderer Schauspieler, die der Film benötigt, wurde offenbar gespart. Das gilt auch für den Schriftsteller, der aber zumindest einfach nur unmotiviert wirkt und keinerlei Chemie zu Kyoko aufbaut. Was aber wirklich körperlich weh tut, ist die Darstellung von Toshie Negishi, die Kyokos Mutter "spielt". Hier haben wir eine schauspielerische Leistung vor uns, für die selbst William Shatner in seinen besten Tagen sich aufrichtig schämen würde.
 
So lässt Split Desires - Dunkle Triebe vermuten - oder hoffen? - dass hier eine eigentlich sehr gute Geschichte sehr schlecht umgesetzt wurde. Von einem Großmeister des Horrors hätte man mehr erwarten dürfen.
 

Bildergalerie von Split Desires - Dunkle Triebe (5 Bilder)

Details der Blu-ray:
 
Der Film ist - gerade für eine japanische Produktion - erstaunlich düster und entsättigt, und so ist auch das Bild. Trotzdem ist es natürlich, sauber und frei von Störungen. Die deutsche Synchronfassung leidet unter dem geringen Budget, ist aber ordentlich abgemischt, die japanische Fassung klingt aber noch ein klein wenig besser. An Bonusmaterial bekommen wir einige Trailer serviert.


Cover & Bilder © Busch Media Group GmbH


Das Fazit von: Dan DeMento

Dan DeMento

Split Desires - Dunkle Triebe ist so ein Film, bei dem zum Schluss irgendwie man das Gefühl hat, betrogen worden zu sein. Nach strammen 82 Minuten beginnt der Abspann und man fragt sich, wo jetzt eigentlich die Handlung war. Die Grundprämisse ist gut, die Figuren funktionieren nach einiger Gewöhnungszeit ebenfalls, aber um wirklich etwas erzählt zu haben, bleiben doch viel zu viele Fragen offen, zu viele Fäden werden nicht wieder aufgenommen und man bekommt immer wieder den Eindruck, dass wesentliche Handlungsstränge lieber für die ein oder andere deftige Sexszene geopfert wurden. Das ist schade, denn aus der Idee hätte man sicher wesentlich mehr machen können.


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