The Witch Next Door
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BEWERTUNG |
20.12.2020 von Dan DeMento
Die dunkle Jahreszeit bringt traditionell eine hohe Dichte an Neuerscheinungen aus dem Horrorsegment mit sich. Der neueste Streich ist The Witch Next Door, der die altbekannte Hexenthematik an die US-Küste versetzt. Ob wir hier nur den tausendsten Aufguss altbekannter Elemente oder einen Schocker von nie dagewesener Qualität vor uns haben, haben wir uns für euch angesehen...
Inhalt:
Die Trennung seiner Eltern hat Ben (John-Paul Howard) dazu gebracht, einigen Blödsinn anzustellen, weswegen seine Mutter ihn kurzerhand dazu "verbannt", den Sommer bei seinem Vater (Jamison Jones) zu verbringen, der am örtlichen Segelhafen arbeitet. Nachdem auch Ben dort einen Job findet und sich außerdem mit der hübschen Mallory (Piper Curda) anfreundet, scheint der Sommer einen guten Verlauf zu nehmen. Doch das ändert sich schlagartig, als Ben entdeckt zu haben glaubt, dass die freundliche Nachbarin Abbie (Zarah Mahler) in Wirklichkeit eine Hexe ist, die sich zunächst von ihren eigenen, dann von anderen Kindern ernährt. Doch nicht genug, dass niemand Ben glaubt - es scheint auch niemand die Kinder zu vermissen. So macht Ben sich alleine daran, dem Monster das Handwerk zu legen und stößt dabei auf ein dunkles Geheimnis.
The Witch Next Door beginnt zunächst wie viele andere Filme seiner Gattung. Der missverstandene Jugendliche in der fremden Stadt ohne Freunde, der als einziger das Monster, das die Menschen bedroht erkennt, während ihm natürlich keiner der Erwachsenen glaubt - all das war von Nightmare on Elm Street über IT bis zu Fright Night schon hunderte Male da. Doch sogar das wäre in keinster Weise störend, denn der Film ist sich seiner Vorbilder mehr als bewusst. Und so verströmt der Film - obwohl im Hier und Jetzt angesiedelt - eine Art 80er Jahre Charme, ohne zu kopieren oder zu parodieren. Und gerade wenn man sich darauf eingelassen hat, dass man hier zwar keinen sehr innovativen, aber trotzdem sehr gut gemachten Horrorstreifen vor sich hat, kommt The Witch Next Door mit einem Plottwist um die Ecke, der sich gewaschen hat. Dieser - obwohl fast beiläufig eingebracht - zählt für mich mit zu dem Besten, was das Horrorgenre in den letzten 10 Jahren vorgebracht hat.
Doch auch sonst ist The Witch Next Door rund, spannend und handwerklich extrem gut gemacht. Er beginnt sehr ruhig und stimmungsvoll und lässt sich Zeit, seine Charaktere vorzustellen und sogar noch ein, zwei Seitenstränge der Handlung zu beleuchten, ein Handgriff, der bei aktuellen Horrorproduktionen leider kaum noch vorkommt. Was diesen Film außerdem sehr angenehm von ebendiesen Vertretern unterscheidet ist, dass hier größtenteils auf billige Jumpscares verzichtet wurde. Zwar gibt es natürlich einige Schockmomente, diese sind aber selten und effektiv eingesetzt und funktionieren deswegen auch, während man bei ähnlichen Filmen oft schon an der Kameraeinstellung erkennt, wann mit dem nächsten Auftritt des Monsters/Geistes/Dämons zu rechnen ist. Und wenn man die Hexe in ihrer eigentlichen Gestalt dann - sehr spät im Film - wirklich zu sehen bekommt, ist das auch durchaus ein Anblick, der erklärt, warum die Dame im Normalfall im Wald unter einer Wurzel leben muss.
Die Hauptrolle spielt John-Paul Howard, dessen Filmografie noch recht überschaubar ist und der höchstens als Sohn von Chris Pine in Hell or High Water in Erinnerung geblieben sein dürfte. Trotz mangelnder Erfahrung spielt Howard den Ben aber solide und nicht überzogen und macht aus der Rolle einen Charakter, an dessen Schicksal man gerne Anteil nimmt. Nicht ganz so gelungen ist die Besetzung von Piper Curda als Love Interest Mallory, die einige vielleicht aus der Disney-Serie Ich war´s nicht kennen könnten. Curda spielt den ganzen Film über mit einer passiv-aggressiven Mimik, die sich nicht wirklich unterschiedet, egal ob sie gerade geküsst oder von einer Hexe durch den Wald gejagt wird. Spannender wäre an dieser Stelle Gabriela Quezada Bloomgarden gewesen, die leider in den ersten 20 Minuten des Films als "Schulschlampe" JJ verheizt wird, in ihren etwa fünf Minuten Screentime aber mehr Talent zeigt als Piper Curda im gesamten Film.
Ähnlich wie auch mit den Jumpscares wird auch mit exzessiver Gewalt sehr sparsam umgegangen. The Witch Next Door setzt mehr auf Atmosphäre, Geräusche (!) und die Phantasie des Zuschauers als auf Blut und Gedärme - auch wenn es beides zu sehen gibt. Somit bildet der Film die perfekte Brücke zwischen eher psychologischem Horror wie im - thematisch ja doch recht ähnlichen - The VVitch und dem gerade wieder stark vertretenen Fun-Horror a la Wish Upon oder Truth or Dare.
Zusammenfassend ist The Witch Next Door eine große Überraschung, die sowohl als Partyhorror Spaß macht als auch für den nicht ganz so hartgesottenen Genre-Fan. Klare Empfehlung, für mich einer der besten Horrorstreifen dieses an sich schon grusligen Jahres.
Details der Blu-ray:
Das Bild ist klar, natürlich und auch dunklen oder hektischen Szenen frei von Störungen oder Rauschen. Der Ton kommt solide und breit aus den Boxen und - anders als bei ähnlichen Produktionen - ist hier auch die deutsche Synchronfassung wirklich gelungen. An Extras gibt es einige Interviews, einen Audiokommentar der beiden Regisseure und einige Trailer.
Cover & Bilder © Koch Films GmbH Das Fazit von: Dan DeMento
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