Thunder Road - Kilometerstein 375
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BEWERTUNG |
05.01.2021 von Dan DeMento
Knapp 50 Jahre bevor The Fast and the Furious das Thema wieder recht prominent aufs Tablett brachte, zeigte Robert Mitchum in Thunder Road, hierzulande als Kilometerstein 375 veröffentlicht, wie man sich in schnellen Autos mit dem Gesetz anlegt. Als wagemutiger Whiskyschmuggler rast er durch das Tennessee der 50er Jahre und wir haben uns angesehen, wie gut diese Verfolgungsjagden ein gutes halbes Jahrhundert später noch aussehen...
Inhalt:
Lucas Doolin (Robert Mitchum) kehrt aus der Army zurück in die Hoffnungslosigkeit der Berge Tennessees. In der Armee ein hochkarätiger Scharfschütze, bleibt ihm hier nur die Perspektive, den schwarzgebrannten Whisky seiner Familie nach Chicago zu schmuggeln. Doch schnell ist ihm nicht nur die Polizei, allen voran Steuerfahnder Troy Barrett (Gene Barry), auf den Fersen, sondern auch der Gangsterboss Carl Kogan (Jacques Aubuchon) hat es auf ihn abgesehen. Der möchte nämlich das Monopol über die Alkoholproduktion und Doolins Familie ist die letzte, die sein Kaufangebot ausschlägt...
Alkoholschmuggel, Verbrechen und waghalsige Verfolgungsjagden, dazu Hollywood-Legende Robert Mitchum und ein paar hübsche Frauen, das sind die klassischen Elemente für einen Blockbuster der 50er Jahre. Und all diese Zutaten funktionieren auch heute noch erstaunlich gut. Zwar sind die Effekte ein bisschen überholt und niemand glaubt heute noch, dass Mitchum zu irgendeinem Moment selbst im Auto saß, trotzdem ist die Geschichte spannend erzählt und zeitlos genug, um die stolzen 62 Jahre seit seiner Veröffentlichung gut zu überstehen.
Außerdem gibt es genug Unterschiede zu den damals gefühlt immer gleichen Plots, so ist Lucas Doolin ein desillusionierter Veteran, und damit einem James Dean spielerisch deutlich näher als einem John Wayne, und auch die klassische Liebesbeziehung fehlt fast völlig. So buhlen hier mit Keely Smith als Nachtclubsängerin und Sandra Knight als verliebter Nachbarin gleich zwei Frauen um die Gunst des Helden, gehen aber beide gleichermaßen leer aus. Und auch das Ende des Films unterscheidet sich deutlich von ähnlichen Vertretern dieses Genres.
Thunder Road könnte also problemlos ein auch heute noch extrem guter Film sein, gäbe es nicht ein entscheidendes Manko, das viele Dialoge und ganze Szenen einfach unfreiwillig absurd wirken lässt: Robert Mitchum, zum Zeitpunkt des Drehs 41 Jahre alt, ist schlicht und einfach ungefähr 20 Jahre zu alt für seine Rolle. Dass die Frauen an der Seite der Actionstars in der Regel deutlich jünger sind als dieser, hat sich bis heute nicht maßgeblich verändert. Hier funktioniert aber einfach ein Großteil des Films nicht, zum Beispiel, wenn Gene Barry als Steuerfahnder Mitchum konsequent "Mein Junge" nennt - obwohl er in der Realität zwei Jahre jünger ist als dieser. Dass Männer generell ungern altern und Robert Mitchum als Produzent, Mitautor und Titellied-Schreiber von Thunder Road wohl ein gewisses Mitspracherecht bei der Produktion hatte, mag diesen Umstand erklären. Spätestens als er seinen eigenen Sohn James Mitchum aber als seinen kleinen - und nur wenige Jahre jüngeren - Bruder besetzte, hätte ihm aber auffallen können, dass er vielleicht nicht mehr die Idealbesetzung darstellt.
Doch wenn man es schafft, über diesen Umstand hinwegzusehen, ist Thunder Road ein wirklich kurzweiliger und unterhaltsamer Film und ein würdiges letztes Werk von Regisseur Arthur Ripley, der immerhin als einer der "Erfinder" des Film Noir gilt.
Details der Blu-ray:
Natürlich rauscht das Bild gelegentlich, gerade in den zahlreichen Nachtszenen, trotzdem ist es knackig, kontrastreich und das harte Schwarzweiß des Films macht auch auf großen Bildschirmen Spaß. Erstaunlich kraftvoll kommt auch der Ton - obwohl "nur" Stereo aus der Anlage, wobei der Originalton hierbei natürlich klar die Nase vorn hat. Als Bonusmaterial gibt es den Originaltrailer und eine Bildergalerie.
Cover & Bilder © Koch Films GmbH Das Fazit von: Dan DeMento |
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