Winnie the Pooh - Blood and Honey
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BEWERTUNG |
11.07.2023 von Dan DeMento
Im Mai 2022 gab es einen kurzen, aber heftigen Internet-Hype, als Regisseur Rhys Frake-Waterfield erste Bilder seines Slashers Winnie the Pooh: Blood and Honey veröffentlichte. Ein gutes Jahr später schafft es der Streifen dank PLAION Pictures in die Heimkinos, und wir haben uns angesehen, ob ihr dem Hype glauben dürft, oder lieber einen Bogen um den Honigtopf machen solltet...
Inhalt:
Christopher Robin (Nikolai Leon) ist älter geworden, frisch verheiratet und Arzt. Doch seine Kindheitsfreunde Winnie Puh, Ferkel, I-Aah, Rabbit und Eule hat er nie ganz vergessen. So führt er seine Angetraute Mary (Paula Coiz) in den Hundert-Morgen-Wald, um ihr die Bande vorzustellen. Doch im Wald hat sich einiges verändert: Verrat, Vernachlässigung und Hunger ließen die fröhlichen Spielkameraden zu grausamen Monstern werden, die auf Rache sinnen. Und sie machen nicht nur Jagd auf den Jungen, der sie allein ließ, sondern auf jeden, der unvorsichtig genug ist, sich in ihren Wald zu wagen. Und natürlich macht sich genau jetzt eine Gruppe junger, hilfloser Studentinnen rund um die von einem Stalker geplagte Maria (Maria Taylor) auf, nahe des Waldes Urlaub zu machen.
Erinnert ihr euch noch an die Welle mehr oder - meistens - weniger gelungener Grimm´s Märchen Adaptionen vor etwa 10 Jahren? So etwas passiert gerne, wenn die Urheberrechte von literarischen Vorlagen auslaufen und dadurch bekannte Stoffe für lau zu haben sind. Selbiges passierte jetzt mit dem Kinderbuch Pu der Bär von A. A. Milne, und so war es absehbar, dass versucht wurde, den Erfolg von Horror-Adaptionen wie Hänsel und Gretel: Hexenjäger zu wiederholen. Einer dieser Versuche ist Winnie the Pooh: Blood and Honey, bei dem der beliebte Bär als grausamer Killer auftreten sollte.
Zuerst beginnt eigentlich alles recht vielversprechend. Das erklärende Intro ist zwar zeichnerisch nicht gerade Weltniveau, aber trotzdem stimmungsvoll und - in der deutschen Fassung - mit Roland Hemmo als Erzähler mit einer echten Urgewalt der deutschen Synchron- und Hörspielwelt (z.B. als Stimme von Brendan Gleeson oder Alfred Molina) untermalt. Auch die ersten Filmminuten muten sehr stimmungsvoll an: Die Reise von Christopher Robin und seiner Frau zurück in den Hundert-Morgen-Wald greift viele bekannte Motive wie das Baumhaus oder die allgegenwärtigen Honigfässer auf und schafft es trotzdem, klassische Horrorstimmung zu erzeugen. Kein Wunder, wurde Winnie the Pooh: Blood and Honey doch im Ashdown Forest gedreht, also in dem Wald, der die Inspiration für die Kinderbuchvorlage war.
Doch das war es dann leider auch schon mit dem Positiven, das man über Winnie the Pooh: Blood and Honey sagen kann, denn direkt mit Ende des Prologs sind Autor und Regisseur Rhys Frake-Waterfield offensichtlich auch die Ideen ausgegangen. Zudem verletzt er die eine goldene Regel, die jedem Horrorfan seit Alien, Cloverfield oder auch Bird Box in Fleisch und Blut übergegangen sein sollte: Zeig dein Monster nicht zu früh! Stattdessen bekommen wir Winnie Puh und Ferkel - was aus Rabbit und Eule wurde, die im Intro noch explizit erwähnt wurden, erfahren wir leider nicht - schon in den ersten Filmminuten in all ihrer silikonmaskierten Pracht präsentiert. Und müssen deswegen allzu deutlich erkennen, dass es einfach nur zwei übergewichtige Typen mit relativ mittelmäßigen Gummimasken sind.
Horror-Feeling kommt also nicht auf, was aber grundsätzlich überhaupt kein Problem wäre, zumal sich Winnie the Pooh: Blood and Honey ja ganz bewusst mehr als Low Budget-Splatter-Komödie darstellt. Doch auch dafür braucht man zwei entscheidende Elemente, nämlich Splatter und Comedy. Während ersteres sich in den meisten Fällen - wohl aus Kostengründen - auf ziemlich miserable CGI-Effekte beschränkt, fehlt zweiteres komplett. Und das ist der endgültige Todesstoß für etwas, das mit einer interessanten Idee der Grundstein für ein extrem surreales Franchise hätte werden können. Denn auch Genre-Klassiker wie Sam Raimis Tanz der Teufel, Peter Jacksons Braindead oder Stuart Gordons Re-Animator sind weder optisch noch erzählerisch Meisterwerke. Doch eben weil ihre Macher das wussten und sich deswegen nicht allzu ernst nahmen, wurden die Streifen über die Jahrzehnte zu Legenden.
Winnie the Pooh: Blood and Honey dagegen nimmt sich viel zu ernst, möchte etwas Neues sein und tappt dabei - vermutlic in parodistischer Absicht - in jede erdenkliche Klischee-Falle. Dazu kommen - mit Ausnahme des eingangs erwähnten Nikolai Leon - wirklich unterirdisches Schauspiel, eigenschaftslose Charakere, die auch gerne plötzlich ohne Erklärung in die Handlung einsteigen, wenn ermordbares Frischfleisch knapp werden und Plotlöcher, die selbst in Gore-Spektrum sauer aufstoßen. Und auch das, was Filme dieser Art sonst rettet, nämlich ein massiver Killcount, Brüste und äußerst kreative Tötungsmethoden - Fehlanzeige. Es gibt nichts in Winnie the Pooh: Blood and Honey, wovon man nicht das Gefühl hat, man hätte es schon mal irgendwo gesehen. Und ganz ehrlich: Wer zur Hölle dreht einen Splatterfilm über Winnie Puh und lässt sich die Gelegenheit entgehen, jemanden in einem Honigfass zu ertränken?
Und auch was das Ende betrifft, sind den Machern offenbar die Ideen ausgegangen. Denn gerade wenn eine totgeglaubte Figur wieder auftaucht und die Geschichte kurz droht, Fahrt aufzunehmen - Kommt der Abspann und lässt den Zuschauer verwirrt und unbefriedigt zurück.
So ist Winnie the Pooh: Blood and Honey am Ende leider nur ein allerhöchstens mittelmäßiger Hillbilly-Slasher, nur dass die beiden Killer hier zufällig Tiermasken aufhaben. Schade, denn aus der Prämisse hätte man definitiv mehr machen können.
Details der Blu-ray:
Man sieht dem Film sein geringes Budget durchwegs an, in diesem Rahmen ist an Bild und Ton aber nichts auszusetzen. In einzelnen dunklen Momenten grisselt es ein wenig, das ist aber absolut verkraftbar. Der Ton kommt gut abgemischt und mit Druck aus den Boxen und auch die deutsche Synchronfassung ist für eine Produktion dieser Art erstaunlich hochwertig ausgefallen. Extras gibt es massiv, unter anderem Trailer, ein Making Of, Deleted Scenes und ein alternatives Ende, das tatsächlich noch schlechter ist als das, das es in den Film geschafft hat.
Cover & Bilder © Plaion Pictures Das Fazit von: Dan DeMento
Das Fazit von: Mario von Czapiewski
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