Doctor Strange
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BEWERTUNG |
09.03.2017 von LorD AvengerDoctor Stephen Strange (Benedict Cumberbatch) ist ein arroganter, aber auch unglaublich talentierter Neurochirurg. Nach einem schweren Autounfall kann er seiner Tätigkeit trotz mehrerer Operationen und Therapien nicht mehr nachgehen. In seiner Verzweiflung wendet er sich schließlich von der Schulmedizin ab und reist nach Tibet, wo er bei der Einsiedlerin The Ancient One (Tilda Swinton) und ihrer Glaubensgemeinschaft lernt, sein verletztes Ego hinten anzustellen und in die Geheimnisse einer verborgenen mystischen Welt voller alternativer Dimensionen eingeführt wird...
Doctor Strange ist einer dieser MARVEL-Helden mit denen ich nie etwas an der Mütze hatte. Er lief früher nicht auf KRTL oder morgens auf ProSieben und Kabel1, ich kannte ihn nicht als Figur aus der Spider-Man Zeichentrickserie und auch sonst habe ich nie von ihm gehört, bis ich vor ein paar Monaten das Comic-Heft "100 Jahre MARVEL" las, in dem er einen Auftritt hatte. Auf ein paar bunten dialogarmen Seiten lernt man aber natürlich nicht sonderlich viel über einen Superhelden, der seit 1963 existiert. Definitiv eine der Figuren, über die ich noch genauer recherchieren möchte, für den Moment habe ich mir den nächsten Leinwand-Blockbuster aus der Comicschmiede aber unvoreingenommen angesehen.
Das Besondere an Doctor Strange ist ja der Umstand, dass er kein nordischer Gott ist, er hat keinen High Tech-Anzug, wurde nicht von einer mutierten Spinne oder Strahlung zum Helden gemacht, er nutzt Magie. Waschechte, antike Merlin-Magie mit Zauberamuletten, abgefahrenen Handbewegungen und allem Drum und Dran - und Stephen Strange fällt es auch nicht einfach in die Hände, er erarbeitet es sich mühsam. Auch eine Eigenschaft, die die wenigsten Superhelden bieten können.
So ungewöhnlich Dr. Strange als Held aber auch ist, so gewöhnlich ist seine Geschichte. Allein, dass es natürlich wieder eine davon ist - sprich, man erfährt wie derjenige zu seinen Kräften gekommen ist und wie er lernt damit umzugehen - ist so typisch MARVEL. Auch seine Charakterentwicklung vom talentierten Chirurgen mit riesigem Ego und Arsch-Attitüde zu einem rücksichtsvolleren Menschen erinnert nicht zuletzt an Tony Stark aka Iron Man. Zugegebenermaßen konnte mich auch der Schurke nicht überzeugen, obgleich gespielt von Mads "Hannibal" Mikkelsen, dessen Gesicht für mich jedes Mal aufs Neue eine Schurkerei ist. Das ist definitiv eine Stärke von den DC Comics-Verfilmungen, wo man den drastischen Unterschied zu den facettenlosen, fast schon langweiligen MARVEL-Schurken stets allzu deutlich sieht. Im Gegenzug dazu hat der Film aber auch alles, das wir von bisherigen MARVEL-Verfilmungen gewohnt sind: Geile Effekte, hochkarätige sympathische Schauspieler, enormer Unterhaltungswert und eine gehörige Portion Humor. Alles Punkte, die auch Dr. Strange ausmachen und ihn verflucht gut funktionieren lassen.
Ich muss tatsächlich sagen, dass ich am meisten von den Effekten beeindruckt war. Mithilfe mächtiger Magie schaffen es die diversen Zauberer im Film einen Durchgang in die Spiegelwelt zu schaffen, wo selbst physikalische Gesetze ihren magischen Fingern unterliegen. Wenn Häuserwände sich plötzlich aufteilen und ihre Einzelteile wild umherkreiseln, als wären sie Teil eines riesigen Uhrwerks oder eines Transformers, wenn die Schwerkraft innerhalb von Sekunden wechselt oder wenn die Welt buchstäblich zusammenklappt, dann fühlt man sich doch spontan direkt an Inception erinnert - nur noch ein bisschen beeindruckender. Man fühlt sich stellenweise auf einer dieser unmöglichen Penrose-Treppen ausgesetzt. Auch das Zeichnen der brennenden magischen Zirkel in die Luft sieht großartig aus und vermittelt ein gutes Gefühl für die Magie im Film, die wir aus bisherigen Superheldenfilmen eher wenig gewohnt sind.
An zweiter Stelle der Dinge, die mich überzeugt haben, ist auch schon Hauptdarsteller Benedict Cumberbatch - seines Zeichens Drachenstimme aus dem Hobbit und Frauenschwarm seit Sherlock. Den arroganten Chirurgen hat er drauf, den verzweifelten und miesepetrigen Chirurgen mit gebrochenen Händen spielt er hervorragend und selbst den ehrgeizigen Magielehrling mimt er absolut überzeugend. Ich war mir im Vorfeld nicht sicher, ob es die reine Spannung war oder ein wenig Misstrauen gegenüber ihm in der Rolle, im Nachgang hat sich aber definitiv herausgestellt, dass man einzig und allein gespannt hätte sein müssen. Mads Mikkelsen kommt, wie gesagt, ein wenig kurz und hat keinen sonderlich tiefgründigen Charakter auf den Leib geschneidert bekommen, dafür rockt Tilda Swinton als glatzköpfige Älteste des Magierordens. Und wofür MARVEL natürlich auch steht: Sehr coole Gastauftritte, vom gewohnten Stan Lee bis hin zu einer After Credit Scene, die Dr. Stranges Einbindung in kommende MARVEL-Filme anteasert.
Die von Walt Disney veröffentlichte Blu-ray wird alledem wunderbar gerecht. Das Bild ist so glasklar, dass Fangirls buchstäblich jede Pore auf Cumberbatches Gesicht anhimmeln können und die Farben transportieren die Stimmung ebenso gut wie im Kino. Wenn auch die aufsehenerregenden Effekte auf der riesigen Leinwand eindrucksvoller waren, so beeindruckt speziell der Ton ebenfalls im Wohnzimmer. Wenn Dr. Strange durch den schwerkraftlosen zwischendimensionalen Raum geschleudert wird, ergeht es seiner Stimme nicht viel anders. Der größte Vorteil aber, der das Kinoerlebnis im direkten Vergleich glatt abhängt, ist das Bonusmaterial. In zahlreiche Kapitel unterteilt, wird uns hier eine beachtliche Laufzeit von Behind the scenes-Material geboten, das fast spannender ist als der Film selbst. Denn wenn man den gesehen hat, fragt man sich schließlich einfach nur: Wie zum Geier haben die das alles gemacht? Das Bonusmaterial liefert die Erklärung und erstaunt einen nicht nur durch die Special Effects-Leute, sondern stellt auch die hart arbeitenden Künstler vor, die man meist gar nicht auf dem Schirm hat - Kostümbildner, Kulissenbauer, Orchester, Fingerchoreographen, Regisseur und mehr. Allein, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie viel Arbeit allein vor dem Drehen stattfindet und um Fun Facts zu erfahren, wie das sechsmonatige Warten auf Benedict Cumberbatchs Verfügbarkeit, sind ein Ansehen allemal wert.
Zusätzlich gibt es noch einen Interview-Bericht aus den MARVEL-Studios, der die Zusammenhänge der verschiedenen Superheldenfilme in "Phase 3" erläutert, der Arbeit dahinter und den Thor-in-Australien-Kurzfilm, der bereits im Internet kursierte und erklärt, was der Donnergott während der Handlung von Civil War so trieb... Das Fazit von: LorD Avenger
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