Ghostbusters (2016)

Ghostbusters (2016)

Originaltitel: Ghostbusters
Genre: Fantasy • Komödie
Regie: Paul Feig
Hauptdarsteller: Melissa McCarthy • Kristen Wiig
Label: Sony Pictures Releasing GmbH
FSK 12

Ghostbusters (2016)   04.08.2016 von Mario von Czapiewski

Nun ist es soweit. Nach vielen Shitstorms und zahlreichen unheilvollen Voraussagen, kann sich nun jeder ein eigenes Bild von der Neuauflage des Ghostbusters-Franchise machen. Die weibliche Ghostbusters-Variante startet nun in zahlreichen internationalen und deutschen Kinos und stellt sich somit der harten Kritik der Fans und Nostalgiker.

 

Nachdem Wissenschaftlerin Eric Gilbert (Kristen Wiig) aufgrund früherer Engagements bezüglich unwissenschaftlicher Geisterforschung von ihrer Universität entlassen wurde, gründet sie mit drei weiteren paranormal-interessierten Frauen ein Geisterjägerbüro, um sich der Jagd nach Geistern und Monstern zu widmen. Als sich jedoch eine Invasion ankündigt, sind die vier Damen gefragter denn je...

 

Ghostbusters mit Frauen? Tatsächlich war diese ungläubige Reaktion zu Beginn der Ankündigungen und ersten Trailer-Veröffentlichungen bei zahlreichen Fans und Filminteressierten präsent. Sind doch viele Kinofans an das männliche Vierergespann aus den zwei Vorgängern gewöhnt, so sträubten sich tatsächlich viele vor der Vorstellung, dass dieses Konzept nun aufgebrochen wird. Sexismus, schrien Verteidiger der Neuauflage, Ignoranz gegenüber den Fans plakatierte die Gegenseite.

 

Tatsächlich war Ghostbusters nie eine Machoshow und stellte sogar ganz im Gegenteil verschiedene Männertypen vor, die eher außerhalb der gesellschaftlichen Norm vorzufinden sind. Warum also ein Feminismus-Gedanke Einzug in dieses Franchise fand, bleibt auch im Film weitgehend unbeantwortet. Leider ist nämlich genau dieses Feminismus-Konzept eines der ganz großen Probleme des Films.

 

Um die vier selbstbewussten Damen des Films entsprechend in Szene zu setzen, bedient man sich nämlich einem ganz platten Mittel: Der Gegensätze. Sämtliche männliche Figuren des Films werden entweder als Frauenverächter, emotionslose Chefs oder dümmliche Unselbstständige präsentiert, damit den vier Damen das entsprechende Rampenlicht zugesprochen werden kann. Das ist nicht nur umgedrehter Sexismus, es schmälert auch die Leistungen der Hauptfiguren, die auch ohne dieses plumpe Gegensatz-Konzept, starke und durchsetzungsfähige Frauenfiguren hätten verkörpern können.

 

Drehbuchtechnisch bedient man sich schamlos und auffällig an den Grundstrukturen des Originalfilms und erzählt ihn über weite Strecken schlichtweg nach. So bleiben dem Zuschauer über weite Strecken nervenaufreibende Überraschungen erspart. Generell verabschiedet man sich vom cleveren Wortwitz und unterschwelligem Humor der beiden Vorgänger (Hört mal, ich glaube ich rieche was!) und begibt sich auf die Stufe von Adam-Sandler-Filmen und versucht die meiste Zeit mit plattem Slapstick und Fäkalhumor-orientierten sowie sexuell-konnotierten Dialogen und Gesten denkmüdes Publikum zu erreichen. Überhaupt wirken auch viele der Dialoge sehr improvisiert, was den schlecht geschriebenen Fluss des Films immer wieder merklich unterbricht und damit noch weiter unterbietet.

 

Die überzogene CGI-Technik ist omnipräsent, genauso wie die unsinnige Zerstörungswut des Films. So wirkt der Film durchweg sehr künstlich und sauber und verliert damit jeglichen handwerklichen Charme, den die Vorgänger noch boten. Auch das generische Geisterdesign verdient in keiner Szene einen Blumentopf.

 

Besonders die Hauptbesetzung an sich war lange vor Veröffentlichung ein großes Streitthema und tatsächlich Bewahrheiten sich gewisse Vorahnungen. So spielt Schauspielerin Melissa McCarthy (Tammy) wieder Mals einen ihren früheren Rollen sehr ähnlichen Charakter und die Besetzung von Chris Hemsworth (Thor) stellt sich zwar als theoretisch nette Idee dar, wird aber in der Ausführung tief in die Slapstick-Toilette nahe der untersten Schublade gespült. Selbst einem Bill Murray (Ghostbusters 1984), welcher hier neben anderen Darstellern der Vorgänger einen kleinen Gastauftritt hinlegt, ist sichtlich anzumerken, wieviel Abscheu er hat, bei diesem Filmwerk mitwirken zu müssen.

 

Bildergalerie von Ghostbusters (2016) (6 Bilder)

Somit ist Ghostbusters tatsächlich jenes Desaster geworden, dass viele vor Veröffentlichung bereits prognostizierten. Anstatt sich (auch mit einer weiblichen Hauptbesetzung) an die Stärken der originalen Filme zu orientieren, bedient man sich an der aktuell hochbeliebten Klamauk-Kiste, die schon für einen Großteil von Blockbuster-Komödien verwendet wurde. Wer Mittelfinger, Pups-Geräusche und vereinzelte schlecht designte Computer-Geister sehen will, ist hier genau richtig – alle anderen versuchen lieber diese unsägliche Kinoentwicklung nicht weiter zu unterstützen und diesen Film damit zu meiden.



Cover & Bilder © 2016 Columbia Pictures Industries, Inc. and Village Roadshow Films Global Inc. All Rights Reserved.


Das Fazit von: Mario von Czapiewski

Mario von Czapiewski

 

Ghostbusters im Jahre 2016 ist genau das geworden, was viele erwartet haben. Der Film reiht sich nahtlos in die vornehmlich niveaulose Ecke jener Kino-Komödien ein, die seit wenigen Jahren den Kinomarkt zu überfluten scheinen und ignoriert jegliche Qualitäten seiner Vorläufer. Auch der löbliche feministische Ansatz funktioniert in dieser Form überhaupt nicht, denn Sexismus kann man nicht dadurch begegnen, dass man ihn schlicht umdreht – vor allem nicht in einer Filmreihe, die mit Sexismus noch nie etwas zu tun hatte.


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