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Virtua Tennis 4

Publisher: Sega
Entwicklerstudio: Sega
Genre: Sportspiel
Sub-Genre: Tennisspiel
Art: Vollpreistitel
Erscheinungsdatum: 29.04.2011
USK 0

Virtua Tennis 4   06.06.2011 von DeWerni

Top Spin 4 hat mächtig vorgelegt. Nun tritt Sega mit Virtua Tennis 4 wieder auf dem Court dagegen an. Runter von der Couch und mitten auf den Court. Neben einigen Neuerungen bietet das Game auch Unterstützung für Move und Kinect an. Wir haben es für Euch unter die Lupe genommen und es mit Top Spin verglichen…

Mit Virtua Tennis 4 bringt Sega nun endlich wieder eine neue Version zum großen Konkurrenten Top Spin 4, was vor Kurzem erschien. Den Test dazu könnt Ihr noch einmal hier nachlesen. Dabei hat das neue Game einiges mit an Bord, was sich schon einmal nicht schlecht anhört. Da ist zum einen die Steuerung per Bewegungssteuerung, worauf ich persönlich schon sehr gespannt war, als ich davon zum ersten Mal erfuhr. Zum anderen ist aber auch der Karrieremodus grundlegend neu überarbeitet und natürlich das Gameplay weiterentwickelt worden. Vom Umfang her gesehen kann sich das Spiel auch sehen lassen. Insgesamt stehen Euch 19 vorgefertigte Tennisstars zur Auswahl. Das umfasst die wichtigsten aktuellen Spieler, wie beispielsweise Rafael Nadal, Roger Federer, Tommy Hass, Caroline Wozniacki und Maria Sherapova. Zusätzlich gibt es noch einige integrierte Legenden, die es nur in die PS3-Version geschafft haben: Boris Becker, Stephan Edberg und Patrick Rafter. Zusätzlich an dieser Stelle sollte noch erwähnt werden, dass ein 3D-Modus integriert wurde, auf den man optional umschalten kann. Leider fehlt dieser auch wiederum bei der Version für die Xbox 360.

Brettspiel oder doch Karriere

So, jetzt aber gleich direkt zum eigentlichen Spiel. Zu Beginn wähle ich die World Tour aus, mit der man seine Tenniskarriere starten kann. Diese ist gleichzeitig das Kernelement des Spiels. Dabei heißt es zu Beginn gleich wieder, einen neuen Spieler zu erstellen. Der dazu integrierte Editor ist umfangreich und bietet alles, was man mittlerweile typischerweise an dieser Stelle vorfindet und benötigt. Dann startet man in die Karriere als unerfahrener Spieler. Gleich eines vorweg, die Karriere ist ein zweischneidiges Ding. Zum einen ist sie rundum erneuert worden, zum anderen ist aber fraglich, ob sie deswegen besser geworden ist. Dabei handelt es sich nämlich um, naja, ich würde es als eine Art Brettspiel bezeichnen. Einem stehen in einer Runde einige Aktionskarten zur Verfügung, mit denen man sich von einem bestimmten Startpunkt auf einem Kontinent bis zum großen Highlight vorhangelt - dem Grand-Slam-Turnier. Mit jeder Aktionskarte kann man zwischen ein und vier Felder auf einem vorgefertigten Weg weitergehen, der nur an manchen Stellen zwei alternative Wege anbietet. Auf den Feldern sind dann verschiedene Ereignisse hinterlegt, die man im Vorhinein erkennen kann und damit seine Karriere steuern kann. Dabei blühen einem diverse Minispiele, Show-Matches oder kleinere Turniere. Damit kann man Fans, Geld und Erfahrung gewinnen, die man in die Entwicklung des eigenen Spielers stecken kann. Desto mehr Erfahrung man sammelt, damit Turniere und Spiele gewinnt, desto mehr Sterne werden angehäuft, um damit den Rang des Spielers zu bestimmen. Je weiter Ihr im Rang aufsteigt desto mehr unterschiedliche Spielarten könnt Ihr für Euren Spieler freikaufen und anwenden. Dies beinhaltet beispielsweise starke Aufschläger, Server-and-Volley und Grundlinienspieler. Was mir dabei nicht so gut gefällt, ist die Möglichkeit, diese Typen jederzeit zu wechseln: Schon komisch, da habe ich mir in der Welt den Status als überragender Serve-and-Volleyspieler erarbeitet und im nächsten Match perfektioniert man plötzlich das Grundlinienspiel, naja. Außerdem warten auf den Feldern auch Regenerationspausen auf Euch, die zur Auffrischung der begrenzten Kondition auch notwendig sind. Genauso müsst Ihr dann auch an PR-Terminen teilnehmen oder auch mal eine Verletzungspause hinnehmen. Es ist beim Einsatz der Aktionskarten also Taktik gefragt, um sich den gewünschten Events hingeben zu können. So kämpft Ihr Euch schließlich durch vier Saisons (analog zu den vier großen Grand-Slam-Turnieren) über vier Kontinente und versucht, möglichst auf den ersten Platz zu kommen und alle großen Turniere zu gewinnen.

Das ganze Konzept hört sich ganz gut an, wird aber auf Dauer doch recht schnell langweilig und eintönig. Außerdem finde ich dieses Brettspielszenario für einen Tenniskarriere doch nicht ganz so passend. Jedenfalls reduziert sich die Karriere meist auf die Minispiele, die im Großen und Ganzen in irgendeiner Form schon einmal in einem der Vorgängertitel enthalten war. Für den Arcade-Freund sind diese Minispiele auf jeden Fall trotzdem ganz amüsant, den Simulationsfan wird es wahrscheinlich eher etwas abschrecken. Es handelt sich dabei um Spiele, bei denen man beispielsweise Hühnereier auf dem Feld einsammeln muss und die geschlüpften Küken sicher zu ihrer Mutter bringen muss, oder darum, den Fußball per Aufschlag ins Tor zu bugsieren – natürlich an Abwehrspielern oder Torhütern vorbei. Desto öfter man die einzelnen Minispiele spielt und Vorgaben erfüllt, desto besser werden bestimmte Eigenschaften des Spielers und es schalten sich höhere Stufen des Minispiels frei. Diese sind dann logischerweise schwieriger, bringen aber auch mehr. Zu eigentlichen Tennismatches kommt man in der Karriere eher seltener, und wenn dann geht es nur um zwei Gewinnspiele, so dass man gar nicht richtig ins Spiel reinkommt. Außerdem ist es zweifelhaft, dass die Ausdauer immer in gleichem Maß beeinflusst wird – egal ob man durch ein Turnier spaziert oder sich jedes Spiel hart erkämpfen muss. Als zusätzliche Motivationshilfe kann man mit dem in der Karriere verdienten Geld natürlich auch Ausrüstungsgegenstände kaufen. Dies geht von Tennisschlägern, über diverse außergewöhnliche Kleidungsstücke bis hin zu Accessoires wie (Sonnen-)Brillen, Cappies und Schweißbänder. Wer Spaß an der etwas einfach gestrickten Tenniskarriere rund um die diversen Minispiele hat, wird mit Sicherheit seinen Spaß an Virtua Tennis 4 haben, alle anderen sollten eher die Finger davon lassen.

Gameplay – Weiterentwicklung oder Stillstand?!

Am Gameplay hat sich grundlegend nicht viel geändert. Es gibt vier Tasten und dementsprechend auch vier verschiedene Grundschläge: kraftvoller Schlag, Topspin, Slice und Lop. Bewegen muss man sich natürlich auch, um damit die richtige Position zum nächsten Schlag zu erreichen. Drückt man aber einmal einen der Schlagknöpfe ist man im Scripting gefangen, man kann lediglich die Schlagrichtung und Härte nochmal beeinflussen. Mir ist das zu statisch, altbacken und erinnert mehr an ältere Generationen an Tennisspielen als an ein modernes Game. Aber es gibt auch Vorteile: Die einfache und oberflächliche Steuerung bietet auch Einsteigern, schnell ins Spiel hineinzufinden. Allerdings sind auch die Nachteile durchaus greifbar. Man schlägt einen Schlag, weiß aber gar nicht genau, warum dieser jetzt so gut gelungen oder eben auch misslungen ist. Man bekommt über die Ausführung keinerlei Rückmeldung, schade. Außerdem verkommen viele Ballwechsel zu Einheitsbrei: Aufschlag nach außen, ab zum Netz – Volley in die andere Richtung – Punkt gemacht und fertig. Es gibt im Spiel zu wenige Zufälle: Ausbälle oder unsaubere Treffer sind viel zu selten.

Eine Neuigkeit und Besonderheit gibt es allerdings, den Powerschlag. Dieser lädt sich über ein Spiel mit einem Balken am oberen Bildschirmrand auf. Ist der Balken voll, kann man den Powerschlag mit einer bestimmten Taste auslösen. Das wirkt sich dann so aus, dass der Bildschirm im Ballwechsel in den Zeitlupenmodus wechselt und an den Spieler heranzoomt, der dann einen Gewaltschlag ausführt, der oft aber nicht immer zum Punktgewinn führt. Das ist ein nettes Feature, was aber auch nicht wirklich überzeugen kann und den Spielfluss eher stört als voranbringt. Außerdem sehr nervig sind die Wiederholungen – Warum kann man die nicht überspringen? Mehr gibt es an dieser Stelle vom Gameplay her nicht zu berichten. Ob man den Powerschlag nun als Fortschritt bezeichnen kann, wage ich zu bezweifeln. Für mich sieht es eher nach einem Stillstand aus. In der nächsten Version sollten die Entwickler da auf jeden Fall ordentlich nachlegen, um wieder eine Chance gegen die Konkurrenz zu haben.

Diverse Modi

Neben der Karriere sind an dieser Stelle zwei Modi noch besonders erwähnenswert. Dies ist natürlich zum einen das Spiel per Bewegungssteuerung, die Ihr leider nicht jederzeit im Spiel als Alternative zur Steuerung per Gamepad hernehmen könnt. Für diese gibt es lediglich den gesonderten Modus „Motion Play“. Bei diesem könnt Ihr nur zwischen einzelnen Matches oder Minispielen wählen, was aber ganz lustig sein kann, jedenfalls wenn man mit mehreren Personen spielt. Generell muss man an dieser Stelle aber festhalten, dass weder die Steuerung per Move noch Kinect überzeugen kann, wobei Move da eine Idee besser umgesetzt wurde. Ansonsten ist vor allem die Perspektive gut gelungen, man befindet sich direkt im Tennisspieler auf dem Court und sieht die Schatten der Arme, Hände und des Schlägers. Allerdings ist es sehr gewöhnungsbedürftig und erfordert eine Menge Übung. Den Ball dabei genau im richtigen Moment zu treffen und zu schlagen ist nicht ganz einfach, vor allem weil die Kamera doch recht stark über den Court zuckt. Bewegen ist dabei nicht notwendig, das übernimmt die Konsole selbständig. Lediglich der Angriff am Netz kann durch einen Schritt nach vorne initiiert werden, genau wie das zurückweichen mit einem Rückwärtsschritt. Die Ideen sind bei Move und Kinect grundlegend nicht schlecht, man sieht, was man vielleicht in absehbarer Zukunft realisieren kann, wenn die Steuerung besser gelingt.

Unerwähnt soll hier natürlich auch nicht das Onlinespiel bleiben, was technisch rundum gelungen ist. Es läuft so gut wie ohne Aussetzer und schön flüssig, wie man es von einem aktuellen Spiel auch erwarten darf. Die angebotenen Modi dagegen sind leider nicht ganz so umfangreich. Hautsächlich kann man mit bis zu vier mit- oder gegeneinander antreten. Wenn man um Ranglistenpunkte kämpft, dann sind diese Games standardmäßig auch leider immer nur zwei Gewinnspiele lang, ändern kann man daran nichts. Offizielle Turniere gibt es leider überhaupt nicht. Erfahrung mit den selbst erstellten Spielern kann man nur offline sammeln. Schade, da wäre definitiv mehr drin gewesen.

Grafik und Sound

Die Grafik geht für ein Tennisspiel in Ordnung, mehr aber auch nicht. Sie hat sich auf jeden Fall im Vergleich zum Vorgänger nicht großartig weiterentwickelt, nur einzelne, kleinere Verbesserungen kann man entdecken. Insgesamt gesehen wirkt Virtua Tennis 4 allerdings ein wenig altbacken, irgendwie fehlt es an der Liebe zum Detail. Das beginnt zum Beispiel schon bei den Fuß- und Ballabdrücken, die auf dem Court nicht zu entdecken sind.  Ansonsten sehen vor allem die Spieler selber richtig gut aus, die Courts können sich sehen lassen, können aber nicht wirklich überzeugen. Der Sound ist dagegen schon richtig gut realisiert und trägt eine Menge zur gelungenen Gesamtatmosphäre bei. Dies liegt vor allem daran, dass das Publikum jederzeit mit der Entwicklung der Ballwechsel mitgeht. Nur in einigen wenigen Situationen ist das nicht immer passend, da kann man aber durchaus drüber hinwegsehen. Insgesamt handelt es sich um eine technische Realisierung, die ganz ordentlich umgesetzt wurde, aber dennoch den einen oder anderen Schnitzer beinhaltet. Trotz allem schafft es Virtua Tennis 4 eine gelungene Tennisatmosphäre zu schaffen.

Vorteil Top Spin 4
An dieser Stelle sollte man gleich festhalten: Wer wirklich Tennis spielen möchte, der ist bei Top Spin 4 deutlich besser aufgehoben. In nahezu allen Bereichen ist die Simulation von 2K Games besser als sein Pendant. Einzig wer die Minispiele mag und gleichzeitig auf die Bewegungssteuerungen Kinect oder Move Wert legt, der ist vielleicht bei Virtua Tennis besser aufgehoben. Technisch gesehen geben sich die beiden Kontrahenten nicht viel, das ist Geschmackssache. Der eine findet Virtua Tennis einen Tick besser, der andere eher Top Spin. In den Matches an sich bleibt Top Spin auf jeden Fall um Längen besser. Was mich schon dabei beim Spielen von Top Spin positiv gestimmt hat, bestätigt sich hier. Wo auf der einen Seite Freiheit herrscht und Ballgefühl gefragt ist, da gibt es auf der anderen gescripteten Einheitsbrei und Standardschläge. Wo es auf der einen Seite ausgeprägten Entwicklungsmodus des Spielers und eine schöne Karriere gibt, haben wir auf der anderen einen Brettspiel-artigen Karrieremodus, der sehr eingeengt wirkt. Grund genug für mich,  für ein Tennisspiel auf jeden Fall zu empfehlen: Advantage Top Spin 4!


Das Fazit von: DeWerni

DeWerni

Mit Virtua Tennis 4 bringt Sega mal wieder ein zweischneidiges Ding auf den Markt. Auf der einen Seite kann es technisch gesehen den Kreis der Arcadegamer auf jeden Fall erfreuen, während Simulationsfans sicher ein wenig enttäuscht sein werden. Zu statisch ist das Spiel, zu wenige Zufälle gibt es im Match und dafür zu viele gescriptete Sequenzen, die man auch als solche erkennt und hassen lernt.  Der Gelegenheits- und Arcadespieler wird dagegen mit Sicherheit seinen Spaß finden. Die Grafik sieht toll aus, das Spiel läuft flüssig und bietet auch einige Modi, die für Langzeitmotivation sorgen. Im Vergleich zum großen Konkurrenten Top Spin 4 schneidet das Spiel für mich im technischen Bereich geringfügig besser, aber dafür im spielerischen Bereich deutlich schlechter ab. Während man vor allem bei Top Spin einen Fortschritt beim eigentlichen Tennismatch erkennt, kann Virtua Tennis nur Akzente in Optik und Atmosphäre schaffen. Schade!


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positiv negativ
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  • Langer, motivierender Karrieremodus
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  • Unterschiedliche Spielweisen-/typen
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