Brave Mädchen tun das nicht
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BEWERTUNG |
29.01.2021 von Dan DeMento
Lucy Hale wurde vor allem durch ihre Hauptrolle in der Serie Pretty Little Liars bekannt, schwenkte in letzter Zeit mit Truth or Dare und Fantasy Island aber mehr in Richtung des etwas härteren Genres. Dem komplett entgegen steht die romantische Komödie Brave Mädchen tun das nicht, die jetzt den deutschen Heimkinomarkt erobern will. Ob der Streifen einen Blick wert ist oder sogar auf einem Mädchenabend zum Fremdschämen einlädt, haben wir für euch getestet.
Inhalt:
Lucy Neal (Lucy Hale) hat zwar ein paar kleinere Macken - zum Beispiel organisiert sie ihr gesamtes Leben mit Hilfe von To-Do-Listen und bunten Klebezetteln -, trotzdem ist sie glücklich mit ihrem hübschen Haus, ihrem Job als Violinistin und ihrem Verlobten Jeff (Stephen Friedrich). Das ändert sich allerdings schlagartig, als sie herausfindet, dass er Pornos sieht! Darüber entbrennt ein Streit, Jeff nennt Lucy - vielleicht nicht ganz unbegründet - etwas verklemmt, und die beiden trennen sich. Daraufhin tut Lucy das einzig Nachvollziehbare: Sie schreibt eine To-Do-Liste! Von intensivem Pornokonsom bis zum Besuch eines Bordells will sie jetzt alles tun, woran sie bisher keine wirkliche Freude hatte. Doch dann funkt mitten in der Umsetzung ihres perfiden Plans plötzlich auch noch die Liebe dazwischen, als sie den attraktiven Grant (Leonidas Gulaptis) kennenlernt...
Ach du meine Güte... Ich möchte die Pointe ungern vorwegnehmen, aber an Brave Mädchen tun das nicht stimmt einfach gar nichts. Jede einzelne Szene, jeder einzelne Satz ist aufgesetzt und unglaubwürdig. Das beginnt schon von der ersten Sekunde an, in der man sich zwei Fragen stellt, die einen den ganzen Film nicht mehr loslassen werden: Wer zur Hölle kommt auf die Idee, eine der attraktivsten und selbstbewusstesten Schauspielerinnen, die die amerikanische Filmlandschaft derzeit zu bieten hat, als biederes, verklemmtes Mauerblümchen zu besetzen? Und wie alt sollen die Beteiligten im Film sein? Während Lucy Hale (geboren 1989) mit etwas Nachsicht gerade noch als die Anfang 20 Frau durchgehen könnte, die sie offenbar darstellen soll, sieht ihr Freund Jeff mindestens 15 Jahre älter aus. Aber selbst wenn sie so jung sind, wieso hat sie so ein großes Haus, dass sie offenbar nach Jeffs Auszug locker alleine finanzieren kann (und dabei noch genug Geld für diverses Sexspielzeug hat)?
Doch sogar, wenn man alle Besetzungsfehler und Grundbezüge zur Realität außen vor lässt und sich auf das recht platte Märchen einlässt, das Brave Mädchen tun das nicht nun mal ist, funktioniert auch einfach die Story per se nicht. Lucy hat keine Freude an Intimität und möchte daran arbeiten. So weit, so nachvollziehbar. Aber wer erwartet, dass hier vielleicht einer Ursache auf den Grund gegangen wird oder zumindest das eigene Selbstbewusstsein und die Selbstliebe so weit gestärkt wird, dass die Hauptdarstellerin Freunde im Bett empfinden kann, der täuscht sich ganz gewaltig. Nein, die Lösung ist: Kauft euch viele Dildos! Schaut Pornos und geht in Stripclubs, und mit dem nächsten wird dann alles besser. Vielleicht. Ansonsten, hey! Brave Mädchen tun das nicht 2 - Jetzt wird´s richtig schmutzig! Diese ganze Umsetzung, gepaart mit ein wenig klassischem Pipikaka-Humor wird dem Thema einfach nicht gerecht und lässt den Film wirken, als stamme das Drehbuch von einem notgeilen 13-jährigen.
Dass der Film weniger eine zusammenhängende Geschichte erzählt, als vielmehr eine recht willkürliche Aneinanderreihung von Szenen mit dem Thema "Hihihi, Sex!" ist, merkt man auch den Schauspielern an. Lucy Hale, die eigentlich wirklich gut in ihrem Job ist, spielt hier wirklich beeindruckend schlecht. Sie hangelt sich gelangweilt und mit einer emotionalen Bandbreite von zweieinhalb Gesichtsausdrücken durch den Film und wirkt dabei durchgehend so unsympathisch, dass man Jeff die ganze Zeit nur gratulieren möchte, dass er sie los ist. Eine Entwicklung des Charakters ist genauso wenig vorhanden wie irgendwelche Emotionen außer Zickerei. Selbst die beiden gelangweilten Stripperinnen im Club spielen bedeutend besser als Miss Hale. Mit den übrigen Figuren verhält es sich ähnlich, die sind aber ohnehin so eindimensional und reine Pointengeber, dass das auch nicht weiter ins Gewicht fällt.
Das Ganze wird für die deutsche Veröffentlichung abgerundet von einer Synchronfassung, für die sich mancher - auch storytechnisch ebenbürtiger - Softporno schämen würde.
Abschließend kommt zu den vielen Fragen noch eine weitere hinzu: Wer ist die Zielgruppe des Films? 13jährige Jungs, die bis zum Schluss auf etwas Haut hoffen? 13jährige Mädchen, die Probleme mit ihrer Sexualität haben? 40jährige Frauen, die... Sekt trinken? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Brave Mädchen tun das nicht irgendeine dieser Konstellationen wirklich zufriedenstellen wird. Hier wird nicht gezeigt, dass Sex etwas Natürliches ist, für das sich niemand schämen muss, oder dass jeder gut so ist, wie er ist. Nein, Sex ist weiterhin komisch und versteckenswert, und der Umgang damit bringt dich in peinliche Situationen, aber der Traumprinz nimmt dich trotz eines Regals voller Vibratoren. So seiht Emanzipation aus!
Details der Blu-ray:
Die Optik des Films ist der bekannte quietschbunte US-Seifenopern-Look, in diesem Rahmen ist das Bild aber klar, natürlich und frei von Störungen. Der Ton im Original ist etwas verwaschen, aber gut verständlich. Die deutsche Synchronfassung ist glockenklar, kommt dafür aber gefühlt ausschließlich von vorne und ist schauspieltechnisch von unterirdischer Qualität. Das Bonusmaterial ist für eine solche Veröffentlichung recht umfangreich und bietet neben einigen Trailern auch Interviews und Mini-Making-Ofs.
Cover & Bilder © capelight pictures OHG Das Fazit von: Dan DeMento
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