Der wunderbare Mr. Rogers

Der wunderbare Mr. Rogers

Originaltitel: A Beautiful Day in the Neighborhood
Genre: Drama
Regie: Marielle Heller
Hauptdarsteller: Tom Hanks
Laufzeit: DVD (104 Min) • BD (109 Min)
Label: Sony Pictures Entertainment
FSK 0

Der wunderbare Mr. Rogers   19.12.2020 von Dan DeMento

Wir haben Peter Lustig und Armin von der Sendung mit der Maus, die USA haben Fred Rogers. Der amerikanische Kinderfernsehmoderator zählt auch 17 Jahre nach seinem Tod noch immer zu den beliebtesten Menschen des Landes. In Der wunderbare Mr. Rogers schlüpft jetzt ein weiterer Sympathieträger in dessen Rolle. Wir haben uns den Film mit Tom Hanks angesehen und für euch herausgefunden, ob er auch hierzulande, wo Mr. Rogers den wenigsten ein Begriff ist, funktioniert.
 
Inhalt:
 
Lloyd Vogel (Matthew Rhys) ist ein knallharter Investigativjournalist, was ihm zwar ein gewisses Ansehen in Berufskreisen eingebracht hat, ihm beruflich aber eher schadet. Da er für das Esquire Magazin arbeitet und sein Stil inzwischen weitreichend bekannt ist, weigern sich die Prominenten, sich von ihm interviewen zu lassen. Die letzte Hoffnung ist der Kinder-TV-Moderator Fred Rogers (Tom Hanks), der einem Gespräch zustimmt. Lloyd reist erst höchst widerwillig an, entwickelt aber dann den Ehrgeiz, hinter die Fassade dieses "nettesten Menschen der Welt" zu blicken und dessen dunkle Geheimnisse zu enthüllen. Doch während immer deutlicher wird, dass Mr. Rogers nichts zu verbergen hat, dreht dieses das Spiel plötzlich um. So ist Lloyd plötzlich gezwungen, sich mit seinen eigenen verdrängten Gefühlen und Problemen zu befassen.
 
Der wunderbare Mr. Rogers wurde hierzulande nur sehr wenig wahrgenommen, was zwei Gründe hat. Zum einen zählt er - wie fast jede 2020er Veröffentlichung - zu den Opfern der Pandemie und verlor seinen Kinostart im April zunächst auf unbestimmte Zeit, bis er jetzt direkt fürs Heimkino erschien. Zum anderen ist Fred Rogers und seine Sendung Mister Rogers' Neighborhood hierzulande einfach völlig unbekannt. Am Ehesten lässt er sich wohl mit Peter Lustig und Löwenzahn vergleichen, denn hier wie dort werden kindgerecht teilweise ernste Themen behandelt, es gibt Lieder, einen ikonischen Vorspann und ein weltberühmtes Outfit - bei Peter Lustig die Latzhose, bei Mr. Rogers die rote Strickjacke. Und so wie der Ruf von Peter Lustig Anfang der 2000er durch ein aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat nachhaltig verletzt wurde, so zog auch bei Mr. Rogers ein Interviewer aus, um die dunkle Seite des guten Menschen aufzudecken.
 
Dass aus dieser Geschichte gut 20 Jahre später ein prominent besetzter Film wurde, ist zunächst überraschend, funktioniert aber sehr gut. Und zwar auch, wenn man keine Ahnung hat, wer dieser Mr. Rogers eigentlich ist. Unaufdringlich erklärt der Film das Konzept der Kindersendung, führt Tom Hanks mitsamt selbstgesungenem Titellied sympathisch als Mr. Rogers ein und eröffnet eine Art Meta-Ebene, deren Tragweite erst zum Finale des Films ganz klar wird. Dabei war es eine ebenso nachvollziehbare wie auch sehr gute Entscheidung, Tom Hanks als Mr. Rogers zu besetzen, ist der wohl einer der wenigen Schauspieler, zu dem einem auf Anhieb keine einzige negative Geschichte einfallen mag. Er spielt Mr. Rogers zwar - dem Vorbild entsprechend - sehr ruhig und ohne wirkliche emotionale Bandbreite, aber so authentisch und warm, dass ihm die Darstellung auch prompt eine Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller einbrachte.
 
Was für Hanks' Spiel gilt, gilt eigentlich für den gesamten Film. Der wunderbare Mr. Rogers ist wahrlich keine filmische Offenbarung, die Entwicklung vom zynischen Journalisten zum Mr. Rogers-Jünger ist so vorhersehbar wie die Versöhnung mit dem verhassten Vater auf dem Sterbebett, aber das macht nichts. Von der ersten Minute an hüllt der Film den Zuschauer ein wie eine warme Decke, und lässt die Probleme der Menschheit für knappe zwei Stunden weit entfernt erscheinen. Ob man von der Lektion des Mr. Rogers, dass das Geheimnis zum Glücklichsein ist, einfach nett zueinander zu sein, etwas in sein Leben mitnimmt, bleibt jedem selbst überlassen - schaden würde es aber definitiv nicht.
 
So könnte man dem Film vorwerfen, dass die Figuren ein wenig eindimensional sind, die Geschichte so oder so ähnlich schon tausend Mal verfilmt wurde und Mr. Rogers Lebensphilosophie etwas kurz greift - oder man versammelt einfach seine gesamte Familie auf dem Sofa, genießt den Film - und das grandiose Bonusmaterial! - und geht danach mit einem Lächeln zu Bett.
 
Daher: Gerade in der Vorweihnachts- und Lockdown-Zeit ist Der wunderbare Mr. Rogers - und damit zitiere ich Pete Hammond von Deadline - genau "Der Film, den wir jetzt brauchen".
 

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Details der Blu-ray:
 
Schön zu sehen, dass es doch noch Veröffentlichungen gibt, bei denen sich Mühe gegeben wird: Bild und Ton sind ohne jeden Anlass zu Kritik, wenngleich Thomas Nero Wolff als neue Synchronstimme von Tom Hanks für mich noch immer nicht funktioniert, und das Bonusmaterial ist interessant, gibt gerade für Nichtkenner von Mr. Rogers einen sehr guten Einblick und sollte auf jeden Fall ebenfalls angesehen werden.


Cover & Bilder © 2019 Columbia Pictures Industries, Inc. and Tencent Pictures (USA) LLC. All Rights Reserved.


Das Fazit von: Dan DeMento

Dan DeMento

 

Einschalten, genießen. Ich bin eigentlich kein großer Fan von "Feelgood-Movies", aber Der wunderbare Mr. Rogers ist genau das. Unaufdringlich, sympathisch und freundlich wie seine Hauptfigur, endlich mal wieder ein Film für die ganze Familie.


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