Die Frau im Nebel - Decision to Leave

Die Frau im Nebel - Decision to Leave

Originaltitel: 헤어질 결심
Genre: Thriller
Regie: Park Chan-wook
Hauptdarsteller: Park Hae-il
Laufzeit: DVD (132 Min) • BD (138 Min)
Label: Plaion Pictures
FSK 12

Die Frau im Nebel - Decision to Leave   06.07.2023 von Dan DeMento

Mit seiner Vengeance-Trilogie wurde er Anfang der 2000er zur Legende, in letzter Zeit war es etwas ruhiger um ihn. Jetzt meldet sich der koreanische Regisseur Park Chan-wook mit Die Frau im Nebel - Decision to Leave zurück - und erhielt dafür prompt den Regiepreis in Cannes. Wir haben uns den Thriller angesehen und verraten euch, ob sich die Reise in den Nebel lohnt.
 
Inhalt:
 
Der passionierte Kletterer Lee June (Teo Yoo) wird mit zerschmetterten Gliedern am Fuße eines Berges aufgefunden. Obwohl alles auf einen Unfall hindeutet, ist Kommissar Jang Hae-joon (Park Hae-il) misstrauisch und nimmt die Ermittlungen auf. Seine Hauptverdächtige ist Song Seo-rae (Tang Wei), die junge chinesische Frau des Verstorbenen. Die jedoch hat ein wasserdichtes Alibi. Je intensiver Jang Hae-joon Song Seo-rae beschattet, desto mehr verfällt er der schönen Chinesin, bis er selbst nicht mehr zwischen seinem Verdacht und seinen Gefühlen unterscheiden kann. Doch dann geschieht ein weiterer Mord...
 
Dass Korea ein solider Lieferant für vielschichtige Thriller ist, hat nicht erst der große Erfolg von Parasite im Jahr 2019 bewiesen. Schon knapp 20 Jahre früher legte Park Chan-wook mit Sympathy for Mr. Vengeance und vor allem ein Jahr darauf mit Oldboy gewaltig vor. Und genau dieser Regisseur besinnt sich jetzt nach dem eher romantisch gehaltenen Historienstreifen Die Taschendiebin wieder zu seinen Wurzeln zurück. Doch im Gegensatz zu seiner Vengeance-Trilogie hält er sich - trotz einiger weniger deftiger Bilder - in Sachen Brutalität bei Die Frau im Nebel - Decision to Leave sehr zurück. Stattdessen ist der Film eine interessante Mischung aus klassischem Thriller, Romanze und psychologischer Studie. 
 
Unterstützt wird diese Erzählweise durch die Inszenierung des Films. Kein Schnitt, keine Einstellung ist zufällig gewählt, alles ist sorgfältig konstruiert und unterstützt die Handlung nicht nur, sondern legt regelmäßig falsche Fährten oder eröffnet neue Ebenen. Das ist gerade in den ersten Minuten mitunter recht verwirrend, wenn man sich aber darauf einlässt, kommt man nicht umhin, die Genialität von Regisseur Park Chan-wook zu bewundern.
 
Doch leider funktioniert das nicht über die gesamte Laufzeit von Die Frau im Nebel - Decision to Leave. Während wir etwa zur Hälfte des Films ein - vermeintliches - Finale serviert bekommen, das aus ihm einen zwar nicht sonderlich überraschenden, aber doch recht soliden Thriller gemacht hätte, geht es danach einfach weiter. In letzter Konsequenz führt das zu einem grandiosen Finale, das das Warten mehr als belohnt, der Beginn des letzten Drittels gestaltet sich aber einigermaßen holprig. Man hat für eine gewisse Zeit das Gefühl, als wüsste der Film, ähnlich wie seine Hauptfigur, nicht genau wohin mit sich.
 
Doch auch das ist Jammern auf recht hohem Niveau, denn Die Frau im Nebel - Decision to Leave ist großartig erzählt, gespielt und gestaltet. Selbst das für asiatische Filme leider recht typische Overacting, das in Filmen wie Memories of Murder oder dem Netflix-Hit Squid Game für westliche Augen noch recht störend wirkte, kommt hier so gut wie nicht vor. Die wirklich gute deutsche Synchronfassung trägt seinen Teil dazu bei. Zwar geht ein wesentliches Handlungselement, die chinesisch-koreanische Sprachbarriere der weiblichen Hauptfigur dadurch verloren, die Geschichte erzählt sich aber auch so. Wer diese beiden Sprachen also nicht fließend beherrscht, wird mit Die Frau im Nebel - Decision to Leave trotzdem seinen Spaß haben.
 
Alles in allem ist Die Frau im Nebel - Decision to Leave ein solider Thriller, der genug Ebenen und Verwirrspiele bietet, um auch ein zweites oder vielleicht sogar drittes Mal noch interessant zu sein, und der sich hinter Genre- und Landes-Kollegen wie Parasite, Stoker oder Memories of Murder nicht zu verstecken braucht.
 

Bildergalerie von Die Frau im Nebel - Decision to Leave (6 Bilder)

Details der 4K UHD:
 
Wer glaubt, UHD sei hauptsächlich etwas für Marvel-Kracher oder bildgewaltige Epen, der wird hier eines besseren belehrt. Die Frau im Nebel - Decision to Leave sieht unfassbar gut aus, und die 4K-Auflösung trägt ihren Teil bei. Das Bild ist gestochen scharf und frei von Störungen, egal ob strahlender Sonnenschein oder nächtliche Autofahrt, alles ist natürlich, ausgewogen und hat tolle Kontraste. Selbiges gilt für den Ton. Wortwörtlich schon in der ersten Sekunde zeigt der Film, was er aus der Heimkino-Anlage herausholen kann. Jeder Lautsprecher wird genutzt, Dialoge, Effekte und Musik sind gut ausgesteuert und ohne jegliche Störung. An Bonusmaterial bietet die Scheibe einige Interviews von Film-Events, ein kurzes Making Of, VFX-Reels und Trailer.


Cover & Bilder © Plaion Pictures


Das Fazit von: Dan DeMento

Dan DeMento

Die Frau im Nebel - Decision to Leave macht Spaß, und zwar auf sehr vielen Ebenen. Je nach Aufmerksamkeit und Interesse seines Publikums ist es solider Thriller, ruhige Charakterstudie, verhängnisvolle Romanze - oder im Idealfall alles davon. Gepaart mit einer Inszenierung, die man nur schlicht und einfach als große Filmkunst bezeichnen kann, sollte jeder Filmfreund einen aufmerksamen Blick auf den neuesten Streich aus Korea werfen.


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