El Chicano

El Chicano

Originaltitel: El Chicano
Genre: Action
Regie: Ben Hernandez Bray
Hauptdarsteller: Ben Hernandez Bray
Laufzeit: DVD (103 Min) • BD (108 Min)
Label: Koch Films GmbH
FSK 16

El Chicano   02.03.2021 von Dan DeMento

Ein maskierter Rächer, der nachts das Gesetz in die Hand nimmt und unter den Gangstern aufräumt. Dieser Plot gewinnt vermutlich keinen Innovationspreis und ließ uns unsere Erwartung ganz unten ansetzen. Ob El Chicano uns überraschen konnte, oder ob man Bücher gelegentlich doch nach dem Einband bewerten sollte, könnt ihr hier nachlesen.

Inhalt:
 
Die Brüder Diego und Pedro, sowie ihr bester Freund Jose werden als Kinder Zeugen, wie "El Chicano", der als maskierter Rächer eine urbane Legende von East L.A. ist, mit Joses Vater, einem gefürchteten Gangsterboss, kurzen Prozess macht. Jahre später haben sich die Wege der drei deutlich entzweit. Während Jose (David Castañeda) jetzt als "Shotgun" das Erbe seines Vaters angetreten ist und Pedro ebenfalls auf der Seite der Kriminalität sein Leben lassen musste, ist Diego (Raúl Castillo) Ermittler beim LAPD. Als Diego zu einem Tatort gerufen wird, erkennt er schnell, dass hier die gesamte Gang von "Shotgun" hingerichtet wurde. Als der Fall nicht nur immer persönlicher wird, sondern auch klar ist, dass die Polizei hier keine Chance gegen das organisierte Verbrechen hat, fasst Diego einen Entschluss: Er selbst wird zu "El Chicano" und kümmert sich auf deutlich direktere Weise um seine Widersacher.
 
Kommt jemandem die Geschichte irgendwie bekannt vor? Hilflose Polizei, ermordete Familienmitglieder, größenwahnsinnige Gangsterbosse, hier lassen nicht nur der Punisher, sondern auch Batman, Zorro und all die anderen maskierten Rächer heftigst grüßen. Und dass dieser Plot nicht allzu viel Spielraum für große Neuerungen lässt, sollte dem geneigten Zuschauer auch klar sein. Daher ist es schön, dass zumindest das Setting sich hier deutlich von seinen Mitstreitern unterscheidet. Wir befinden uns in East Los, wie die Einwohner es liebevoll nennen, es ist meistens Nacht, und unser Rächer sieht nicht aus wie eine mystische Figur oder ein Hautflügler, sondern als wäre er gerade unterwegs, um eine Tankstelle zu überfallen. Natürlich sind die Mexikaner als Antagonisten auch keine ganz neue Idee, dadurch, dass Diego sozusagen aus ihrer Mitte entstammt, haben wir keine Klischeegangster vor uns, sondern alles hat eine gewisse persönliche Note.
 
Und auch manche Momente sind anders gelöst, als uns von Marvel und Konsorten beigebracht wurde: So entdeckt Diego das geheime Hauptquartier von El Chicano, lernt alles über die Arbeitsweise und die Ideale der Legende, nur um dann noch am selben Tag komplett unvorbereitet und ohne jeglichen Pathos ein Blutbad in einer Diskothek anzurichten, um die eigenen Rachefantasien zu befriedigen. Doch wirkt genau dieser vermeintliche Fauxpas nicht wie ein Fehler im Drehbuch, sondern steht beispielhaft für die ganze Inszenierung von El Chicano. Den hier haben wir keine Superhelden-Origin vor uns, sondern die Geschichte eines verzweifelten Polizisten, dem die Verkleidung einer urbanen Legende gerade recht kommt, um das Gesetz in die eigenen Hände zu nehmen. So unterscheidet diese Härte und Ehrlichkeit El Chicano von vergleichbaren maskierten Rächern wie Zorro oder Green Arrow und schlägt an ehesten noch in die Kerbe eines Punisher.
 
Was El Chicano an Innovation in der Geschichte fehlt, macht er durch seine Optik mehr als wett. LA bei Nacht sieht so schön wie bedrohlich aus, und Gangster auf Motorrädern, spektakuläre Autounfälle und eine Menge Kugeln, Feuer und Explosionen tun ihr übriges. So schön wie die gesamte Inszenierung ist auch der Score geworden, der sich irgendwo zwischen orchestral und Hiphop bewegt und sich so perfekt in das Gesamtbild einfügt.
 
Natürlich bekommen wir auch hier ein Ende serviert, das auf mindestens eine mögliche Fortsetzung hindeutet. Ob eine solche aber das Level halten kann, ist äußerst fragwürdig. Denn das Gute an El Chicano ist nicht der Maskenmann selbst und es sind auch nicht die Actionszenen, obwohl sich diese durchaus sehen lassen können. Es ist die Wandlung von Diego Hernandez zu El Chicano. Eine Fortsetzung, in der sich ein etablierter Rächer durch die mexikanische Gangsterszene schlachtet, dürfte bestenfalls einen B-Actioner hergeben. Nichtsdestotrotz lassen wir uns auch da gerne eines Besseren belehren.
 
Zusammenfassend ist El Chicano wirklich keine Neuerfindung des Maskierter-Rächer-Genres, aber mit einer doch recht spannenden Background-Story und glaubhaften Figuren trotzdem deutlich mehr als ein stumpfes Action-Geballer. Für einen gepflegten Filmeabend macht man hier nichts falsch.
 

Bildergalerie von El Chicano (5 Bilder)

Details der Blu-ray:
 
Viel Nacht, viel Feuer, viele Explosionen, viele Möglichkeiten für Bildrauschen, Störungen und übersteuerte Tonspuren. Umso schöner, dass hier alles absolut in Ordnung ist und sowohl in Original- als auch in deutscher Fassung Spaß macht. Das Bild ist knackig scharf, die Farben natürlich und Sprache und Effekte heben sich wunderbar vom Soundtrack ab. Einzig mit dem Bonusmaterial wurde gespart, hier gibt es nur wie üblich Trailer und Bildergalerie.


Cover & Bilder © Koch Films GmbH


Das Fazit von: Dan DeMento

Dan DeMento

Eine nicht gerade innovative Story, (zumindest hierzulande) vollkommen unbekannte Darsteller, ein mit 8 Millionen für US-Verhältnisse lächerlich kleines Budget und dazu in Amerika auch noch ein ordentlicher Flop - kein Wunder, dass von El Chicano bei uns noch die wenigsten gehört haben dürften. Das ist bis zu einem gewissen Punkt schade, weil der Film trotz aller offensichtlichen Schwächen ordentlich inszeniert ist und durchgehend unterhaltsam ist. Fans von Punisher, Actionstreifen generell und Rachefeldzügen im Speziellen dürfen hier ohne Zögern zuschlagen. El Chicano ist kein Film, der im Gedächtnis bleibt, für den Moment macht er aber durchaus Spaß.


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