Running with the Devil
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BEWERTUNG |
15.08.2020 von Dan DeMento
Man kann guten Gewissens behaupten, dass Nicolas Cage seine schauspielerische Glanzzeit hinter sich hat. Trotzdem gibt es noch vereinzelte Perlen wie zum Beispiel Mandy oder Die Farbe aus dem All. Mit Running with the Devil erschien jetzt ein Thriller, der neben Cage auch noch Matrix- und John Wick-Ikone Laurence Fishburne vorzuweisen hat. Das nächste große Ding oder wieder nur heiße Luft? Wir haben es überprüft.
Inhalt:
DEA-Ermittlerin Anne (Leslie Bibb) wird zu einem Tatort gerufen, der ihr persönlich an die Nieren geht: Ihre Schwester samt Partner ist an einer Überdosis Kokain gestorben. Als weitere Fälle auftreten, findet sie den Grund dafür heraus. Das Kokain wurde mit einer Mischung aus Heroin und Fentanyl gestreckt. Dieser Umstand beunruhigt aber nicht nur die Behörden. Auch der "Boss" (Barry Pepper) schickt seine besten Männer "The Cook" (Nicolas Cage) und "The Man" (Laurence Fishburne) los, um die Schwachstelle in seiner Lieferkette zu finden. So verfolgen die beiden den Stoff von den Feldern Kolumbiens bis zurück in die USA - nicht ahnend, dass die DEA ihnen näher ist, als sie ahnen...
Nachdem Nicolas Cage seine einzigartige Mimik zuletzt eher im Bereich komplett abgedrehter Horrorstreifen eingesetzt hat, besinnt er sich mit Running with the Devil auf das Genre zurück, das ihn einst großgemacht hat. Dass dieses Experiment so gut funktioniert, obwohl Cage mit seinen 56 Jahren eher wie 65 aussieht, hat zwei Gründe: Zum einen ist Running with the Devil kein klassischer Action-Thriller. Zwar wird auch hier geschossen, gerannt, gebrüllt und angezündet, das Ganze findet aber in einem recht ruhigen Setting statt.
Gerade in der ersten Hälfte wirkt der Film eher wie eine Doku-Fiction als wie ein klassischer Spielfilm. Bis ins Detail werden die Wege einer Drogenlieferung nachvollzogen. Hier wird sehr deutlich, dass Regisseur und Drehbuchautor Jason Cabell, der hier sein Erstlingswerk vorlegt, eine lange Karriere als Navy Seal und Drogenermittler hinter sich hat. Trotz des an sich recht simplen Plots bietet der Film so einige interessante Szenen, die man so noch in keiner Hollywood-Produktion gesehen hat.
Aber natürlich ist Running with the Devil nicht nur ein Lehrfilm über Drogenimporte. In der zweiten Hälfte zieht das Tempo gewaltig an und es gibt neben einiger handfester Action auch ein durchaus überraschendes und befriedigendes Ende.
Der zweite Grund für das gelungene Endprodukt ist, dass die Macher sich nicht auf die Marke Nicolas Cage verlassen haben. Er fügt sich ein in eine Riege sehr gut besetzter Charaktere. Fast jede der größtenteils namenlosen Rollen ist gleichwertig, niemand muss den Film allein tragen. Das dürfte der Grund sein, warum sich neben Nicolas Cage und Laurence Fishburne in den Hauptrollen noch einige andere bekannte Gesichter zu einem Auftritt in Running with the Devil überreden ließen.
Von Leslie Bibb (Crossing Jordan, The Skulls) als DEA-Agentin, Barry Pepper (Der Soldat James Ryan) als "The Boss" bis hin zu Clifton Collins junior (Westworld) als kleinem Kokainbauern, fast alle Gesichter der Produktion hat man schon mal irgendwo gesehen. Und die sehr kalte, direkte, fast dokumentarische Art der Inszenierung lässt die meisten der Darsteller ihren Part absolut überzeugend aufs Tablett bringen. Sogar von den sonst üblichen "Nicolas Cage Momenten" bleiben wir größtenteils verschont.
Doch so positiv Nicolas Cage überrascht, so negativ tut es Laurence Fishburne. Nach seinen teilweise legendären Rollen in The Matrix, Hannibal und zuletzt den beiden John Wick Fortsetzungen hatte man eigentlich schon den Eindruck, dass der Mann sein Handwerk versteht. Umso erschreckender ist es, wie unbeholfen er sich durch Running with the Devil quält. Er spielt wie ein 60jähriger, der nicht akzeptieren will, dass er keine 20 mehr ist. Und während seine Wohlstandsplauze in einer äußerst komödiantisch anmutenden Sexszene noch selbstbewusst sein speckiges Unterhemd füllt, lässt er sich in einer späteren Nacktszene von jemandem doublen, der etwa 20 Jahre jünger ist und 40 Kilo weniger wiegt. Das ist ein Punkt, der mich unglaublich aus dem Film gerissen hat, weil ich nicht verstanden habe, warum plötzlich ein anderer Mann im Bild ist. Vielleicht ist das der Preis, den man bezahlen muss, wenn man als Regie-Neuling mit Hollywood-Größen arbeiten will.
Doch auch trotz solch kleiner Patzer ist Running with the Devil ein solides Stück Film und in der stetig absteigenden Karriere von Nicolas Cage ein erfreulicher Ausreißer nach oben. Sicher kein Meisterwerk, aber ein netter Zeitvertreib für Zwischendurch, oder wenn man erfahren möchte, wie man am besten große Mengen Kokain ins Land schmuggeln kann.
Details der Blu-ray:
Bild und Ton sind ordentlich, aber nicht außergewöhnlich, und geben keinen Grund zur Kritik. Stilistisch wurde - wie bei fast allen Filmen der letzten Jahre mit Drogenschwerpunkt - wieder kräftig bei Breaking Bad geklaut, in diesem Rahmen ist das Bild aber natürlich und kräftig. Als Bonusmaterial gibt es zwei Interviews mit (den recht desinteressiert wirkenden) Nicolas Cage und Laurence Fishburne, Trailer und eine Bildergalerie.
Cover & Bilder © Koch Films GmbH Das Fazit von: Dan DeMento
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