She Dies Tomorrow

She Dies Tomorrow

Originaltitel: She Dies Tomorrow
Genre: Horror
Regie: Amy Seimetz
Hauptdarsteller: Kate Lyn Sheil
Laufzeit: DVD (83 Min) • BD (85 Min)
Label: Koch Films GmbH
FSK 16

She Dies Tomorrow   15.07.2021 von Dan DeMento

Seid ihr schon mal mit dem Wissen erwacht, dass ihr morgen sterben werdet? Ja? Dann hoffen wir, dass das heute war, denn so bleibt euch noch die Zeit herauszufinden, was wir von dem Thriller She Dies Tomorrow halten - und ob ihr vielleicht noch weitere Lebenszeit darauf verwenden solltet, ihn euch ebenfalls anzusehen.
 
Inhalt:
 
Amy (Kate Lyn Sheil) erwacht in ihrem neuen Haus - und weiß, dass dies ihr letzter Tag auf Erden sein wird. Umgehend tut sie dies ihrer Freundin Jane (Jane Adams) kund, die aber von der stets depressiven Amy eher genervt ist und nach einigen Versicherungen, dass diese nicht am nächsten Tag sterben werden, von dannen zieht. Doch kaum ist sie aus dem Haus, nagt der Gedanke auch an Jane, und plötzlich ist auch sie davon überzeugt, dass sie morgen sterben wird, was sie wiederum ihrem Bruder Jason () mitteilt, der gerade mit einigen Gästen den Geburtstag seiner Frau Susan (Katie Aselton) feiert. Und spätestens ab da nimmt das Unheil seinen Lauf...
 
Kennt ihr das, wenn euch jemand einen ganz tollen Song zeigt, ihr selber nicht allzu begeistert seid, aber höflich ausharren müsst, weil "die beste Stelle gleich kommt"? So fühlt sich She Dies Tomorrow an.
 
Autorin und Regisseurin Amy Seimetz ist eine große Künstlerin, die viel Wert auf Symbolik legt. Und das soll der Zuschauer gefälligst sich bemerken! So krümmt sich Hauptdarstellerin Kate Lyn Sheil in den ersten zwanzig Minuten des Films zu unheilschwangeren Requiem-Soundtrack über Wände und Boden, googelt Rotwein trinkend ihre künftige Urne und sinniert über ihren Parkettboden, der einmal ein lebender Baum war.
 
Wem die Andeutung einer Depression bis hierhin zu subtil war, der bekommt direkt danach ein wenig Background serviert, inklusive Alkoholismus und stroboskopischer Abtraumsequenz mit totem Baby.
 
Das alles sieht zwar mitunter sehr hübsch aus, wirkt aber einfach viel zu gewollt und zu aggressiv inszeniert. Statt, dass die Symbolik mitschwingt, vielleicht ein wenig verwirrt oder einfach eine zweite Ebene bietet, wirkt She Dies Tomorrow eher so, als wäre die Handlung notdürftig zurechtgebastelt, um möglichst viele Szenen unterzubringen, über die künftige Generationen von Filmstudenten ihre Essays verfassen können.
 
Dabei folgt Seimetz durchgehend dem gleichen Prinzip: Verwirrende, aber cineastisch sehr hübsche Rückblende/Traumsequenz/Tanzeinlage, dann die Erklärung fürs Publikum, was wir da gerade symbolisches gesehen haben. Durch diese unangenehme Dopplung hat man so ein bisschen das Gefühl, als hätte Til Schweiger ein Drehbuch von David Lynch verfilmt.
 
Das ist extrem schade, denn die Prämisse ist genial. "Frau weiß, dass sie morgen sterben wird" ist genauso simpel und durchschlagend wie "Junge sieht tote Menschen" oder "Weißer Hai terrorisiert Badeort". Aus der Idee hätte man also wirklich einen guten Film machen können, und zwar genauso im klassischen Mainstream wie als komplett durchgedrehtes Experimental-Arthouse. Leider hat sich Amy Seimetz entschieden, einfach beides zu tun. Und während das Standard-Publikum durch Stroboskope, halbstündiges Schweigen und den sehr interessanten Einsatz von Musik abgeschreckt wird, fragt sich der kunstbeflissene Cineast nach spätestens einer Stunde, ob er hier für dumm gehalten oder für dumm verkauft wird.
 
So etwas wie eine klassische Handlung hat She Dies Tomorrow nicht, daher ist es auch recht schwer ihn einem Genre zuzuordnen. Thema und grundsätzliche Aufmachung lassen ihn aber grob zwischen Thriller, Drama und Horror verorten. Wer aber auf der Suche nach einem klassischen Gruselstreifen ist, der wird vermutlich enttäuscht werden.
 
Abschließend bleibt zu She Dies Tomorrow zu sagen, dass hier eine recht gute Idee ziemlich schlecht umgesetzt wurde. Eine zu gewollt wirkende und so sehr auf "Experimentalfilm" getrimmte Inszenierung, dass es schon wieder spießig wirkt, unsympathische und wenig überzeugende Darsteller, eine sehr zusammengebastelte Optik... hier hätte man einiges besser machen können.
 

Bildergalerie von She Dies Tomorrow (5 Bilder)

Details der Blu-ray:
 
Bei She Dies Tomorrow von "natürlichem" Bild zu sprechen ist unmöglich, selbiges gilt für den Ton. Aber zumindest technisch ist der Blu-ray absolut nichts vorzuwerfen, es gibt keine Störungen und der Sound kommt klar aus den Boxen, wobei die deutsche Sprachfassung im Dialog recht dünn wirkt. Als Bonus gibt es ein Making Of und einige Trailer. Über die Aufmachung des Mediabooks können wir nichts sagen, da zur Rezension nur eine Sichtungs-Blu-ray vorlag.


Cover & Bilder © Koch Films GmbH


Das Fazit von: Dan DeMento

Dan DeMento

Puh... Es fällt mir schwer, an She Dies Tomorrow ein gutes Haar zu lassen. Regisseurin Amy Seimetz ist eigentlich Schauspielerin, macht aber seit 2005 Kurzfilme und legt hiermit ihr Spielfilm-Debut hin. Leider wirkt der ganze Film zusammengestöpselt, schlecht geplant und nicht zu Ende gedacht. Ein Blick ins Making Of bestätigt diesen Eindruck: Seimetz drehte in ihrem eigenen Haus, vergaß Szenen, drehte diese Monate später nach, springt zwischen Tag und Nacht hin und her... Und verkauft all das später als Kunst. Davon kann man halten was man will, ich für meinen Teil bin nur froh, dass sie das Angebot, bei Black Widow Regie zu führen, abgelehnt hat.


Die letzten Artikel des Redakteurs:




Kommentare[X]

[X] schließen