Wild Zero
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BEWERTUNG |
02.06.2021 von Dan DeMento
Japanischer Rockabilly-SciFi-Splatter! Klingt nach einem Trashfest unterster Schublade und einem Kandidaten für die schlechteste Veröffentlichung des Jahres. Ob diese Einschätzung stimmt oder ob Wild Zero eine heimliche Perle ist - lest selbst!
Inhalt:
Als der junge Ace (Masashi Endō) nach einem Konzert seiner Lieblingsband Guitar Wolf in eine blutige Auseinandersetzung zwischen der Band und einem gierigen Clubbesitzer (Makoto Inamiya) stolpert, denkt er, dass der Abend nicht mehr schlimmer werden könnte. Aber auf seinem Heimweg vereitelt er dann noch versehentlich einen Tankstellenüberfall und rettet die attraktive Tobio (Kwancharu Shitichai). Doch immer noch nicht genug: Mittlerweile sind Außerirdische auf der Erde eingefallen und verwandeln die Bewohner unseres Planeten in blutrünstige Zombies. Doch zum Glück hat Ace einen Trumpf im Ärmel: Mit einer magischen Trillerpfeife kann er Guitar Wolf herbeirufen und mit herbeirufen und mit ihnen zusammen die Menschheit retten.
Gute 20 Jahre hat Wild Zero schon auf dem Buckel, und dank Rapid Eye Movies bekommt er jetzt hierzulande eine äußerst schicke Mediabook-Veröffentlichung auf Blu-ray spendiert. Wirft man einen Blick auf die Story des Streifens, sowie seine optische wie erzählerische Qualität, fragt man sich schon ein bisschen, warum ihm diese Ehre zuteil wird. Was hierzulande den wenigsten bekannt sein dürfte: Die im Film vorkommende Kapelle Guitar Wolf ist eine real existierende und immer noch aktive japanische Band, und Wild Zero Regisseur Tetsuro Takeuchi ist auch für sämtliche ihrer Musikvideos verantwortlich. Ist einem dieser Sachverhalt bekannt, hilft das schon ungemein bei der Einordnung dieses 98-minütigen Trashgewitters.
Denn exakt das ist Wild Zero: Ein C-Movie feinster Qualität. Man hat nicht den Eindruck, dass auch nur ein einziger echter Schauspieler an dem Dreh beteiligt war, die darstellerische Leistung erinnert eher an die Einspieler von Takeshis Castle. Das ist aber kein großes Problem, weil die Handlung so dünn wie wirr ist. Während die erste Stunde sich noch halbwegs verstehen und mit gutem Willen sogar nachvollziehen lässt, ist das letzte Drittel eine einzige lose Abfolge von Gemetzel, Explosionen, Flammen, coolen Sprüchen und coolen Motorrädern. Um Verfolgungsjagden etwas spannender zu gestalten, wird schon mal die Geschwindigkeit des Gefilmten erhöht und wenn die Handlung kompliziert wird, wird das Bild auf die Hälfte gestaucht und im Splitscreen weitererzählt. Die Übergänge zwischen den Szenen werden gerne einmal mit formatfüllenden Flammen inszeniert, die sogar dem Bonanza-Vorspann peinlich gewesen wären. Und die irgendwann in unüberschaubaren Massen auftretenden Zombies sind einfach blau geschminkte Leute, die ein bisschen komisch gehen. Das Untoten-Makeup, und ehrlich gesagt auch die Splattereffekte hat Romero schon gut 30 Jahre früher deutlich überzeugender hinbekommen.
Man sieht also, die Liste der Verfehlungen von Wild Zero ist lang. Doch es gibt einen großen Vorteil: Das ist vollkommen egal. Denn der Streifen macht einfach extrem Spaß. Wer nach Sinn und Verstand sucht, der ist definitiv falsch, wer eine Trashgranate in höchster 80er-Bahnhofskino-Qualität sucht, der wird Wild Zero lieben. In seinen guten Momenten erinnert er an das Frühwerk von Robert Rodriguez, in seinen schlechten Momenten ist er immer noch sauwitzig, mal mehr, mal weniger freiwillig. Dazu kommt ein wirklich genialer Soundtrack mit viel japanischem Rock'n'Roll und Punkrock.
Abschließend: Mediabook kaufen, Kiste Bier kaufen, Freunde einladen, großartigen Abend haben! Viel Spaß!
Details der Blu-ray:
Man sieht dem Film Alter und Budget an, trotzdem sind Bild und Ton ordentlich und frei von Fehlern und Störungen. Die Blu-ray enthält die japanische Originalfassung samt deutscher Untertitel, aber auch die deutsche Synchro ist - im Rahmen des Erwartbaren - recht gut ausgefallen. An Bonusmaterial gibt es nur einen Trailer und auch das Mediabook enthält kein ergänzendes Booklet, dafür aber ein paar Postkarten mit Filmszenen.
Cover & Bilder © Rapid Eye Movies / Produktfotos und Teaser: www.sofahelden.de Das Fazit von: Dan DeMento
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