Everyone Will Burn
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BEWERTUNG |
02.09.2023 von Dan DeMento
Das Filmcover erinnert an Pink Floyd, die Story an Stephen King und die Hauptdarstellerin ist ein spanischer Sitcom-Star - klingt nach einer gewagten Kombination. Wir haben uns für euch den spanischen Horrorstreifen Everyone Will Burn angesehen und überprüft, ob wir hier eine interessante Bereicherung des Genres vor uns haben.
Inhalt:
Maria José (Macarena Gómez) steht wortwörtlich am Abgrund. Denn nachdem ihr Sohn von zehn Jahren durch Mobbing in den Selbstmord getrieben wurde, plant auch sie, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Doch da taucht plötzlich die mysteriöse Lucia (Sofía García) hinter ihr auf, und es Maria José braucht nicht erst den kurz darauf folgenden Tod zweier Polizisten um festzustellen, dass das Mädchen vieles ist, aber kein Kind. Gemeinsam machen die beiden sich auf, um Rache zu nehmen an dem Dorf, dass ihr Leben zerstört hat. Doch auch die Dorfbewohner machen sich auf die Jagd, denn sie sehen in Lucia die Erfüllung einer alten, finsteren Prophezeiung.
Eine Prise Carrie, eine gute Portion The Innocents - gerade die ersten Minuten von Everyone Will Burn könnten klassischer nicht sein, und die ersten beiden Figuren sind kaum richtig vorgestellt, da haben wir schon die ersten beiden Leichen auf dem Tablett. Doch gerade, als man glaubt zu wissen, worauf man sich eingelassen hat, lässt das Tempo auch schon wieder gehörig nach. Denn anstatt dass das verquere Mutter-Tochter-Gespann sich auf den angekündigten Rachefeldzug durch die Kleinstadt macht und sich mit pyro- und psychokinetischen Gründen durch die Peiniger des toten Kindes metzelt, verliert sich der Film zunehmend in Verschwörungen, christlichem Fundamentalismus, uralten Prophezeiungen und grusligen Kinderliedern. Das alles könnte durchaus interessant sein und Everyone Will Burn vom Kinderhorror-Einheitsbrei abheben, doch leider werden extrem viele Fäden aufgenommen und nur die wenigsten davon auch halbwegs befriedigend verknüpft. Bei aller Liebe zum gepflegten Plottwist werden hier doch ein paar Wendungen zu viel eingeführt, jede vorkommende Person wird auf Teufel komm raus (im wahrsten Sinne des Wortes) in eine mysteriöse Verschwörung eingebaut, saloppe Halbsätze oder bruchstückhafte Träume machen aus allen und jedem einen Bösewicht, und inmitten alldessen steht ein Mädchen, das - wollen wir das jetzt Spoiler nennen? - je nach Szene entweder die Tochter des Teufels, die Tochter von Maria Josés Exmann, ein Dämon oder die Widergeburt des toten Sohns ist, und dessen genau Beweggründe nicht ganz klar werden, bis - und auch das wortwörtlich - über das Ende des Films hinaus, denn auch die abschießende Post-Credit-Szene liefert in dieser Hinsicht keinerlei Aufschluss.
Ihren Gutteil zu all der Verwirrung trägt auch die Besetzung bei. Dass die Spanier in ihren Inszenierungen und ihrem Spiel gerne mal ein wenig mit den Emotionen übertreiben, weiß jeder, der vor dem großen Imagewechsel, der von Serien wie Haus des Geldes oder Elite eingeläutet wurde, schon eine spanische Serie gesehen hat. Hauptdarstellerin Macarena Gómez ist hierzulande nicht sonderlich bekannt, in ihrem Heimatland aber durch ihre Hauptrolle in der Sitcom La que se avecina längst ein Star und hat auch schon einige Filmerfahrung. In Everyone Will Burn brilliert sie leider trotzdem nicht gerade, denn ihr Spiel ist leider nicht nur oft seltsam unpassend, sondern auch innerhalb der Handlung sehr inkonsistent, sodass die Beweggründe ihrer Figur schlicht nicht nachvollziehbar sind. Auch dass für die seltsame Lucia kein Mädchen gecastet wurde, sondern mit Sofía García eine 40jährige Kleinwüchsige, wäre absolut kein Problem, würden nicht alle anderen Figuren konsequent von einem kleinen Mädchen sprechen, das auch gerne für die Tochter respektive Nichte der nur 4 Jahre älteren Macarena Gómez gehalten wird. Diese Castingentscheidung scheint einfach keinen Sinn zu ergeben, auch weil keine der Szenen so drastisch wäre, dass man sie einer Kinderdarstellerin nicht zumuten könnte.
So lässt Everyone Will Burn den geneigten Zuschauer leider recht ratlos zurück, denn was ein wirklich interessanter Vertreter des Genres sein könnte, nutzt all seine interessante Stilistik und wenig mainstreamige Erzählweise letztendlich leider nicht und verliert sich stattdessen zunehmend in all seinen Verstrickungen, bis zum Schluss leider niemand mehr durchblicken dürfte.
Details der Blu-ray:
Ein klein wenig sieht man dem Film seine Independent-Herkunft an, insgesamt ist das Bild aber recht ordentlich. Einzig in einer Szene, die nur von rotem Licht erleuchtet wird, werden die Schwächen sehr deutlich sichtbar. Der Ton ist in der spanischen wie deutschen Sprachfassung ordentlich abgemischt und gut verständlich. Der Raumklang wird extrem selten genutzt, in seinen wenigen Momenten funktioniert das aber überraschend gut. An der deutschen Synchronfassung wurde qualitativ leider ein wenig gespart, was dem ohnehin gewöhnungsbedürftigen Spiel einiger Figuren nicht gerade guttut. Als Bonusmaterial gibt es einige Trailer.
Cover & Bilder © Lighthouse Home Entertainment - All rights reserved. Das Fazit von: Dan DeMento
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