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FIFA 15
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BEWERTUNG |
29.09.2014 von DeWerniNach dem Sommermärchen bei der Weltmeisterschaft in Brasilien im Sommer dieses Jahres, landen die Spieler mit dem Start der Bundesliga wieder im harten Alltag des Fußballgeschäfts. Wie jedes Jahr kommt nun auch die begleitende Fußballsimulation aus dem Hause EA in unsere Läden. Ob es sich dabei auch nur um Alltagsarbeit oder doch den gewünschten Geniestreich handelt, haben wir für Euch etwas genauer beleuchtet …
Mit dem Titel des Weltmeisters hat die deutsche Nationalmannschaft endlich das geschafft, wovon jeder Fußballfan seit 24 Jahren geträumt hat. Vor kurzem ist nun die Liga der Weltmeister wieder in den rauen Bundesligaalltag durchgestartet. Wie in jedem Jahr begleitet die FIFA-Reihe aus dem Hause Electronic Arts dabei die Saison in spielerisch-virtueller Hinsicht. Die diesjährige Ausgabe FIFA 15 fokussiert dabei erstmals die neue Konsolengeneration, auch wenn es bereits im
Niemals alleine … Beim ersten Start des Games werdet Ihr direkt mitten ins Geschehen katapultiert. Die englische Premier League lädt ein zum Showdown zwischen dem FC Liverpool und Manchester City im Anfield Stadium. So bekommt der Gamer gleich einen Eindruck von dem, was uns FIFA 15 bietet. Die Spieler stehen im authentisch designten Kabinengang und nun geht es endlich raus in die Arena, in der 45.000 Zuschauer You’ll never walk alone grölen – Gänsehaut pur und eine phantastische Atmosphäre! Die Einblendungen und Bildschirminformationen werden alle im Stil der Premier League präsentiert, die Moderatoren liefern abwechslungsreiche und gelungene Kommentare, allerdings in Englisch. Das gilt dann aber nur für Spiele im Rahmen der Premier, die als einzige vollständig lizenziert ist. Die meisten Fußballtempel sind zwar ebenso wie die Mannschaften lizenziert und im Original integriert, das Design der Einblendungen hält sich exklusiv in der Premier League. Dadurch gewinnt diese natürlich noch ein wenig mehr an Reiz. Die anderen Ligen werden im typischen FIFA Design mit Einblendungen präsentiert.
Nichtsdestotrotz ist die allgemeine technische Präsentation wieder einmal genial umgesetzt und hat im Vergleich zum Vorgänger noch einmal einen richtigen Sprung gemacht. Das gilt auf der einen Seite für das Geschehen auf dem Platz selber, aber auch abseits des Spielfeldes erkennt man nun deutliche Fortschritte. Zuschauer gleichen nicht mehr Klonen mit mehr oder weniger einheitlichen Bewegungen, sie sehen vor allem in der Übersicht nun zumindest aus wie eine jubelnde Menge. Kamerateams, der vierte Offizielle und die beiden Trainer werden nun ebenfalls authentischer präsentiert. Die Abnutzung des Rasens während eines Matches verleiht dem Geschehen mehr Realismus. Leider kann die Audiopräsentation nicht mit der Optik mithalten. Was die englischen Moderatoren hinbekommen, schaffen Frank Buschmann und Manni Breuckmann noch lange nicht: Der deutsche Kommentar
Taktik statt rasanter Action
Wenn ihr bei FIFA 15 das Gamepad das erste Mal in den Händen haltet, werdet Ihr als Kenner schnell feststellen, dass sich das Gameplay deutlich verändert hat, auch wenn im Grund nur Details verbessert wurden. Das Tempo des Spiels wurde etwas gedrosselt, um einzelne Ballaktionen noch überlegten, noch besser und intensiver anzugehen. Gleichzeitig wirken die einzelnen Spieler noch etwas fixer und beweglicher auf den Beinen, sodass man auf die Gegebenheiten auf dem Platz besser reagieren kann. Das hat auf der einen Seite zur Folge, dass man sich mit dem Slalom durch die gegnerischen Abwehrbeine teilweise schon recht leicht tut – zumindest dann wenn diese nicht gerade die brachiale Defensivtaktik mit der passenden Bezeichnung Bus parke gewählt hat. Auf der anderen Seite führt diese Kombination an Veränderungen in Verbindung mit der Weiterentwicklung der KI dazu, dass der Gegner Lücken in der eigenen Abwehr besser ausnutzen kann. Da gilt es schon sehr auf der Hut zu sein, um nicht zu viele Tormöglichkeiten zuzulassen. Zudem ist es so, dass die KI nicht mehr so vorhersehbar wie noch im Vorgänger ist. Hat die KI in FIFA 14 noch oftmals die Angriffe nach dem gleichen Verhaltensmuster vorgetragen, ist man da nun wesentlich flexibler. Dabei läuft der Ball noch deutlich flüssiger durch die Reihen, sodass man in der einen oder anderen Partie wirklich Geduld zeigen muss, um den Ball im geeigneten Moment zu erhaschen und nicht blind dem Gegner ins taktische Messer zu laufen. Da hilft – wie im realen Spiel – oft nur gekonntes Pressing. Dann lässt sich die KI doch oftmals dazu verleiten, den Ball trotz offensichtlich vorhandener Anspielstationen einfach ins Seitenaus zu spielen. Ein weiterer veränderter Punkt, der Kennern der Reihe sofort auffallen wird, ist die Anpassung der Ballphysik.
Auch am Torwartspiel hat man angesetzt und versucht, es an die aktuellen Gegebenheiten anzupassen. So kommt es nun durchaus gehäuft vor, dass sich die Torhüter ein Beispiel an Manuel Neuer nehmen und zur Klärung der Situation sehr weit aus ihrem Kasten herauslaufen. Frage an der Sache ist im realen wie im virtuellen Spiel: Beherrschen sie die Aktion auch?! Und hier könnte man seitens EA in kommenden Versionen des Games durchaus nachlegen. Denn oftmals ist dieses Herauslaufen gar nicht nötig und sorgt dafür, dass der gegnerische Angreifer den Torhüter genüsslich umkurven und den Ball ungehindert ins Tor einschieben kann. Klar, auch das kommt in der Realität vor – aber so oft?! Ähnlich schaut es mit Fehlern des Torhüters beim Fangen von Bällen aus. Hatte man in der Vergangenheit meist das Gefühl, dass einige Goalies nahezu perfekt agieren, lassen sie bei FIFA 15 auch mal den einen oder anderen Schuss ins Spielfeld zurück abprallen, was unweigerlich zu recht vielen Abstaubertoren führt. Fraglich aber auch hier, ob das wirklich so oft vorkommt. Es gilt für das Torhüterspiel für EA sicher zukünftig noch etwas an der Feinjustierung zu drehen, auch wenn die Ansätze an sich sehr löblich sind.
Bezüglich der Steuerung der Spieler gibt es nahezu nichts Neues zu vermelden. Wer den Vorgänger kennt, wird direkt da weitermachen können, wo er bei FIFA 14 aufgehört hat. Da gibt es nur Details, was das Spielgefühl angeht. Kenner werden also eine Einführung nicht benötigen, für alle anderen gibt es die altbekannten Skillspiele, bei denen man in 14 themenbezogenen Übungen (Flanken, Elfmeter, Schüsse, Dribbling, etc.) auf jeweils diversen Schwierigkeitsstufen trainieren und sich über die Punktevergabe mit anderen Spielern der Freundesliste messen kann. Die Übungen sind im Übrigen nochmals erweitert und auch für kurze Wartezeiten auf den Freund für Zwischendrin geeignet. Weiterhin wurden die Standards noch um ein gekonntes Feature erweitert, das man bereits aus der WM-Edition des Vorgängers kennt: Neben den taktischen Vorgaben zu Laufwegen, der kurzen Ausführung und den weiteren Varianten, kann man bei Freistößen, Ecken und auch Einwürfen direkt per Druck auf den rechten Stick zum Abnehmer des Standards wechseln und so vor Ausführung gezielt Verwirrung stiften und schließlich den Schützen gekonnt zur Ausführung animieren – eine gelungene Erweiterung!
Doch auch ein etwas gravierenderes Problem ist uns beim Testen aufgefallen. Im Rahmen der Lizenzierung der Premier League findet auch die Torlinientechnik Anwendung. Bei knappen Situation, in denen es um Tor oder kein Tor geht, bekommt man die Entscheidung durch die entsprechende Darstellung von oben mit Blick auf die Linie und dem Verhalten des Balles dargestellt. Dabei kam es zur Situation, dass ein Ball vom Pfosten wegsprang und die Torlinientechnik dies auch aufzeigte. Nichtsdestotrotz wurde von den Schiedsrichtern auf Tor entschieden. Da bleibt zu hoffen, dass die reale Torlinientechnik von solchen Bugs verschont bleibt und immer die richtigen Entscheidungen trifft. EA würde ich jedenfalls momentan nicht mit der Installation einer solchen beauftragen.
Gewohnt großer Umfang An dieser Stelle gibt es einige positive, aber auch einen negativen Punkt zu erwähnen. Da gibt es auf der einen Seite diverse Erweiterungen: Die reine Spielerkarriere (ohne zeitweise nervigen Manageranteil), die Möglichkeit eigene Turniere zu erstellen, die Erweiterung des Ultimate-Team-Modus (um das nette Features der Leihspieler) und den kompletten Menüpunkt Match Day Live, in dem Ihr zum gewählten Lieblingsklub diverse, reale Infos erfahrt (News, Ergebnisse, Tabelle und kommende Matches) und zudem das nächste Spiel bereits absolvieren könnt. All das sind nette und wirklich hilfreiche Erweiterungen. Die Karriere an sich ist dagegen für mich noch immer unverständlicherweise recht langatmig gestaltet. Wo Werke anderer Hersteller bereits aufzeigen, in welche Richtung sich das Feature entwickeln sollte, stagniert EA etwas zu sehr. Mir fehlt da etwas das große Drumherum. Die Karriere beginnt normalerweise in einem kleineren Verein und arbeitet sich Stück für Stück voran. Wie schauen Akzeptanz und Zusammenhalt auf und neben dem Platz aus? Wie kommt man mit dem Trainer zurecht? Wie sieht der Alltag auf dem Trainingsplatz aus? Welche Termine muss man abseits des eigentlichen Fußballerdaseins noch wahrnehmen? Wie sieht die öffentliche Wahrnehmung aus? All das sind Punkte, die von der Karriere leider nicht aufgenommen werden. Für EA findet sie noch immer hauptsächlich auf dem Platz statt – schade! Weiterentwicklungen im Rahmen der einzelnen Modi findet man leider hauptsächlich in dem zugegebenermaßen recht beliebten Ultimate Team Modus. Ob dies ein Zugeständnis an die Gamer oder ein durch die diversen Mikrotransaktionen animiertes Wirtschaften in die eigene Tasche ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich für meinen Teil bin auf der einen Seite wieder einmal richtig begeistert vom Fortschritt der Reihe, aber auf der anderen leider auch etwas enttäuscht. Trotzdem: Die FIFA-Reihe ist und bleibt die Referenzimplementierung im virtuellen Fußballgenre! Das Fazit von: DeWerni
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